Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Nicht nur auf hoher See kann man die Annehmlichkeiten einer Kreuzfahrt genießen, sondern auch auf Flüssen, Seen & Kanälen
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Joerg
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Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Beitrag von Joerg »

Reiesebericht Flußreise „Loreley“ mit der „MS Deutschland“ (Nicko-Tours) vom 11.12. bis 14.12.2007

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So, hier kommt der Reisebericht meiner ersten Flußkreuzfahrt. Da ich mich von Vorurteilen nicht abschrecken lasse (Originalkommentar eines Arbeitskollegen: „Oh Gott, erst machste Kreuzfahrten, jetzt auch noch ne Flußkreuzfahrt – auf sonem Kahn sind doch nur Scheintote“) habe ich mir mit meinem Bruder die Reise ausgesucht und übers Internet direkt bei Nicko-Tours gebucht. Glückskabine mit Frühbucherbonus für 125,- € - da kann man nicht meckern finde ich.

Nachdem der westfälische Landregen pünktlich zu unserer morgentlichen Abreise (08.30 Uhr) aufhörte, kamen wir gutgelaunt nach einer problemlosen Bahnanreise gegen 12.00 Uhr in Köln an. Taschen ins High-Tech Schließfach, und ab auf den Weihnachtsmarkt. Nach ausgiebigem Bummeln und lecker Bratwurst holten wir unser Gepäck um 14.30 Uhr wieder ab um zum Steiger 9 des Konrad-Adenauer-Ufers zu gehen, wo die MS Deutschland schon auf uns wartete und wir um 15.00 Uhr einschiffen konnten. Die freundlich Begrüßung durch Kreuzfahrtleiter Dirk Gaida und die Einschiffungsformalitäten mit weihnachtlicher Musik und auf Wunsch Glühwein dauerten nicht mal 15 Min. - das ist wohl nur auf einem Flußkreuzfahrtschiff möglich.

Wir gingen dann zu unserer Kabine Nr. 129, die zu Anfang des hinteren Bereiches auf dem Hauptdeck liegt. Dann schauten wir uns ausgiebig das Schiff an – das ich an dieser Stelle mal etwas näher beschreibe. Zunächst die Eckdaten:

Baujahr: 1971
Kapazität: 184 Passagiere
Länge: 110 m
Breite: 11,6 m
Höhe über Wasser: 7,2 m
Tiefgang: 1,7 m
Besatzung: ca. 40
Stromspannung: 220 Volt

Die Deutschland ist für ihre 36 Jahre aussen wie innen insgesamt in einem sehr guten Pflegezustand. Das Ambiente, in den öffentlichen Bereichen überwiegend in Holz, wirkt teilweise etwas bieder, strahlt aber dennoch heimelige Gemütlichkeit aus. Die Polsterung der Sitzmöbel in der Bar war stellenweise etwas abgewetzt. Bei einem Werftaufenthalt im nächsten Jahr soll laut Kreuzfahrtleiter Dirk jedoch noch einiges „getan“ werden, so soll u. a. die schwächelnde Sat-TV Anlage erneuert werden.

Fangen wir auf dem untersten Deck, dem Hauptdeck an. Hier lag unsere Kabine. 12 m² groß, mit 2 einezelnen Betten, von denen eines tagsüber zur Wand geklappt und das andere in ein Sofa verwandelt wurde. Das Interieur war alt, aber tadellos und gut gepflegt. Im Eingangsbereich rechts das Waschbecken, dahinter der Kleiderschrank. Links die Naßzelle mit Dusche und WC. Hier war es doch ziemlich eng – nichts für ungelenkige Leute. Für uns aber o. k.. Die beiden Fenster lagen direkt über der Wasserlinie und waren dementsprechend nicht zu öffnen. Die regulierbare Heizung/Lüftung war gut. Maschinengeräusche waren gedämpft wahrzunehmen, störend für empfindliche Gemüter könnten die Fahr- und Strömungsgeräusche (Wasserrauschen) sein, mich hats nicht sehr beeinträchtigt.
Ansonsten auf dem Hauptdeck ausser Kabinen Funktions/Wirtschaftsräume und Crewbereiche.

Kabine Nr. 129

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Auf dem Oberdeck liegt mittig der Empfangsbereich mit Rezeption/Information und einer Leseecke. Ansonsten Kabinen. Treppe hoch (hier auch mit Treppenlift) zum Promenadendeck. Hier ist das Restaurant. Frühstück gabs in Buffetform, dass Mittagessen wurde bis auf Salatbuffet und Suppe serviert, und das 4-gängige Dinner wurde komplett serviert. Das Essen war gut bis sehr gut. Hinter dem Restaurant liegt achtern die Küche. Im vorderen Bereich die Bar, dahinter die grosszügige Panorama-Lounge. Hier fanden täglich kurze Info-Veranstaltungen zu den Reisezielen statt, abends gabs Musik vom gar nicht mal schlechten Alleinunterhalter. Später am Abend wurden hier vom Service-Personal noch kleine Snacks (Fingerfood wie z. B. Hähnchen-Nuggets) gereicht. In den gesamten öffentlichen Bereichen kam bei mir nie ein Gefühl von Enge auf – obwohl die Reise fast komplett ausgebucht war. Übrigens gibt es tatsächlich eine echte, wenn auch recht schmale, Rundumpromenade auf der Deutschland. Für ein Flußschiff sicher nicht selbstverständlich. Der Aufenthalt aus dem Vorschiff während der Fahrt ist wohl nicht wirklich erlaubt – wird aber geduldet. Ach ja, ganz achtern liegt noch ein gmütlicher, überdachter Aussenbereich mit Sitzgelegenheiten.

Das Sonnendeck ist über eine Außentreppe zu erreichen und recht großzügig. Hier gibt es zahlreiche Sitzgelegenheiten, einen (beheizten!) kleinen Pool und ein großes Schachspiel und natürlich die Brücke. Teilbereiche des Sonnendecks sind überdacht und windgeschützt.

Sonnendeck

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Den Altersdurchschnitt auf unserer Reise würde ich mit 55+ schätzen. Mein Bruder und ich waren mit 37/39 übrigens nicht die jüngsten! An unserem Tisch mit anfangs 8, später 6 Personen stellte sich nach anfänglicher Zurückhaltung bald eine gesellige Stimmung ein, wie das halt so geht wenn Westfalen, Schwaben und Hessen zusammen essen. Überhaupt herrschte auf dem Schiff eine gemütliche, familiäre Atmosphäre. Der Service verlief manchmal etwas schleppend, war insgesamt aber gut genau wie das internationale Personal. Der routinierte Kapitän war oft präsent, freundlich und immer für ein Schwätzchen zu haben, wenn er nicht gerade das Schiff steuerte.

Komme ich nun zum Reiseverlauf. Pünklich um 16.00 Uhr legten wir ab Richtung Königswinter, wo wir abends nach dem Abendessen eintrafen. Wir sind spazierengegangen. Königswinter ist ganz nett – mehr aber auch nicht. Im Sommer ist hier vermutlich mehr los. Am nächsten Morgen wurde hier noch ein Ausflug ins Siebengebirge angeboten, den wir aber nicht mitmachten, sonder uns in Ruhe nochmal bei Tageslicht den Ort anschauten. Um 11.00 Uhr legten wir ab.

Königswinter

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Weiter ging die Fahrt auf dem Rhein nach Koblenz, wo wir gegen 16.00 Uhr ankamen und am deutschen Eck anlegten. Eine sehr schöne Stadt. Hier wurde ein Ausflug zur Festung Ehrenbreitstein angeboten, wir schlenderten aber an Rhein und Mosel entlang, schauten uns den Weihnachtsmarkt und die Altstadt an. An der Mosel lag die „MS Britannia“, ein Schwesterschiff der MS Deutschland.

Deutsches Eck

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Weihnachtsmarkt Koblenz

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Am nächsten Morgen ging es weiter auf dem vielleicht schönsten Abschnitt des Rheins, vorbei an Burgen und Schlößern, schönen Orten wie Boppard und natürlich der Loreley (hätte sie fast übersehen) bis nach Rüdesheim, wo wir frühnachmittags anlegten. Rüdesheim ist ein typischer Touristen-Ort. Sehr bekannt die Asbach-Werke und natürlich die Drosselgasse. Wir schauten uns den Weihnachtsmarkt in den Straßen und Gassen an und sind noch durch die Weinberge spaziert. Hier schien auch endlich die Sonne, nachdem wir zuvor zwar keinen Regen hatten, aber es doch bewölkt und zeitweise recht diesig war. Dann Abends das Abschiedsdinner, das wirklich toll präsentiert wurde und z. B. einem Kapitäns-Dinner wie auf meinen Hochseekreuzfahrten in nichts nachstand.

Rüdesheim

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Weihnachtsmarkt Rüdesheim

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Nach einem Verdauungsspaziergang legte die Deutschland um 23.00 Uhr in Richtung Köln ab. Wir saßen noch bis spät Nachts mit unseren Tischnachbarn in der Bar und ließen den Abend und die Reise fröhlich ausklingen. Morgens um ca. 07.00 Uhr legten wir wieder in Köln, diesmal am Schokoladenmuseum, an. Wir frühstückten ausgiebig, nahmen Abschied und verließen gegen 09.00 Uhr das Schiff, voll mit tollen Eindrücken von einer kurzen, aber wunderschönen Reise. Langsam zu Bahnhof gelaufen, hatten wir noch eine knappe halbe Stunde Zeit für einen Kaffee, bevor unser Zug fuhr und wir mittags zu Hause waren.

Ach ja, 2 Sachen fallen mir noch ein. Zum einen die passende Kleidung. Auf der Deutschland geht es recht leger zu. Tagsüber Freizeitkleidung entsprechend dem Wetter, für Abends wird gepflegte Kleidung empfohlen. Ein sehr dehnbarer Begriff. Hemd und Sakko für den Herren und was schickes für die Dame schadet aber sicher nicht. Mit Abendgarderobe wäre man jedoch sicher overdressed.

Trinkgeld wurde 5 € pro Person und Tag empfohlen, am letzten Abend gabs dafür einen Umschlag auf die Kabine den man in die vorgesehene Box an der Rezeption werfen konnte. Meiner Ansicht nach absolut o. k., wir waren zufrieden und haben uns an die Empfehlung gehalten.

So, das solls gewesen sein. Mir hat es sehr gut gefallen. Genau das richtige, um in der doch oft stressigen Vorweihnachtszeit noch etwas zu entspannen und abzuschalten. Auch mein Bruder, der eigentlich eher der Typ Rucksack-Tourist ist, war sehr zufrieden. Wenn jemand eine Frage hat – immer her damit. Für mich wird es ganz sicher nicht die letzte Flußkreuzfahrt gewesen sein...

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Aus dem Münsterland grüßt Euch Jörg
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CrownPrince
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Re: Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Beitrag von CrownPrince »

Hallo Jörg,

toller Bericht, vielen Dank!

Darf ich mir ganz unbescheiden noch etwas wünschen? Falls ja, dann hätte ich gerne noch ein Bild von Bar und/oder Lounge dieses sympathischen Oldies - sofern du welche gemacht hast. Da würde ich mich (und viele anderen Flußfreunde sicher auch) sehr drüber freuen. ;)

Viele Grüsse
Andreas
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Re: Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Beitrag von fneumeier »

Hallo Jörg,

auch von mir einen herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Bericht! :thumb: Leider laden bei mir die Bilder ab dem Deutschen Eck nicht (aber ich probier´s heute abend noch zu Hause).

Andreas, da haben Gerd und Jörg prima vorgelegt! Du weisst, was Du zu tun hast (oder wer auch immer :lol: ). An dieser Stelle mal einen Dank an alle, die diesen neuen Forumsbereich so schnell zum Leben erweckt haben!!

Gruß,

Carmen

PS: Und jetzt sind die weiteren Bilder doch noch gekommen.
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ferrycruiser
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Re: Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Beitrag von ferrycruiser »

Hi Jörg,

auch von mir vielen Dank für den tollen Bericht!! Erstaunt hat mich, dass die Kabinenfenster im unteren Deck doch größer als erwartet sind. Vielen Dank für das Foto dazu. Der obere Bereich des linken Fensters lässt sich auch nicht öffnen, ja?

Ahoi,
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Re: Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Beitrag von Gerd Ramm »

Hallo Jörg
auch Du hast sehr viel zur Information über Flußfahrten beigetragen, toll. Na Andreas denn man los, oder muß alles Susi machen?
Ich glaube nicht, dass man ein Fenster öffnen kann, wenn der Kabinenboden unterhalb der Wasserlinie ist. Wenn ein anderes Schiff vorüberrauschte, hatten wir schon mal eine Welle vorm Fenster auf der Gloria. Ausserhalb der Ferien ist der Altersdurchschnitt auf allen Schiffen höher, es waren aber einige junge Ehepaare bzw Paare an Bord der Gloria.
Viele Grüße
Gerd
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Joerg
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Re: Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Beitrag von Joerg »

Hallo zusammen,

freut mich das Euch der Bericht gefällt, für uns war die Reise ein richtiges vorweihnachtliches Highlight.

@ Andreas: Leider habe ich keine weiteren Innenaufnahmen der Deutschland, nur ein Bild vom Abschieds-Dinner und das möchte ich nicht veröffentlichen weil die Leute in Großaufnahme zu sehen sind. Habe kurz vorm Ausschiffen noch welche gemacht, aber in der Eile die Kamera falsch eingestellt so das die Aufnahmen leider unbrauchbar sind, auch das Nachbearbeiten hat nichts mehr geholfen. :(

@ Marc: Das Fenster lässt sich theoretisch öffnen, allerdings habe ich meinen Knarrenkasten nicht dabei gehabt... :D
Ne, im Ernst, es ist oben verschraubt und wird vermutlich nur zu Reinigungs- und Wartungszwecken geöffnet.

Beim Anlegen der "Swiss Coral" gabs übrigens eine kleine Anekdote - wegen des hohen Wasserstandes musste einer der Matrosen mit Klamotten ins Wasser, um eines der Taue zu richten, er machte laut schimpfend seinem Unmut Luft... :D Hab ein Foto davon gemacht:

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Gruß Jörg
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fneumeier
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Re: Reisebericht "MS Deutschland" - Loreley 11.-14.12.07

Beitrag von fneumeier »

Hallo Jörg,

des is ja nix :D . In Dubuque, Iowa, gehört es zum Standard-Vorgehen, dass mindestens eines der armen Schweine von Deck Hands ein Bad im Mississippi nehmen muss. Kann das passende Bild leider im Moment nicht einstellen.

Gruß

Carmen
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