Seite 1 von 1

Bayerischer Rundfunk: Ausbeutung auf Flusskreuzfahrtschiffen

Verfasst: 12.07.2018 14:19
von Raoul Fiebig
Hallo allerseits,

der Bayerische Rundfunk berichtet aktuell wieder einmal über Fälle von Mitarbeiter-Ausbeutung an Bord von Flußkreuzfahrtschiffen. So seien bei Kontrollen im Mai in Passau auf drei Schiffen Mitarbeiter aufgefallen, die lediglich € 2,80 pro Stunde brutto verdient hätten.

Re: Bayerischer Rund: Ausbeutung auf Flusskreuzfahrtschiffen

Verfasst: 12.07.2018 14:38
von Hamburger Jung
Raoul Fiebig hat geschrieben:Hallo allerseits,

der bayerische Rundfunk berichtet aktuell wieder einmal über Fälle von Mitarbeiter-Ausbeutung an Bord von Flußkreuzfahrtschiffen. So seien bei Kontrollen im Mai in Passau auf drei Schiffen Mitarbeiter aufgefallen, die lediglich € 2,80 pro Stunde brutto verdient hätten.

Das sind in meinen Augen alles Verbrecher, die das zu verantworten haben. :mad:

Re: Bayerischer Rundfunk: Ausbeutung auf Flusskreuzfahrtschi

Verfasst: 12.07.2018 15:48
von Hugo
Wenn ein solcher Mitarbeiter - siehe den Artikel - etwa 800,- Euro im Monat verdient, ist das je nachdem wo er her kommt, dass drei, vier oder fünffache des Verdienst, den er in seiner Heimat erhält. Solche Verdienste im Bereich zwischen 800,- und 1.000,- Euro sind auf Hochsee-Kreuzfahrtschiffen nicht die Ausnahme, sondern die Regel.

Jeder der sich darüber echauffiert hat keine Ahnung von der Realität. Was glauben denn wohl Kreuzfahrt Reisende, wie solche Reisepreise zustande kommen ? Eben weil Cabin-Cleaner und die Jungs oder Mädels im Service in der Bar und in den Restaurants exakt das verdienen. Im übrigen haben die Reedereien kein Problem zu diesen Konditionen Personal zu bekommen. In vielen Ländern in Süd-Ost-Asien und Nordafrika können Menschen nicht das verdienen, was sie auf internationalen Kreuzfahrtschiffen verdienen. Schlimmer noch, dort finden sie u.U. überhaupt keinen Job.

Hier mal ein Beispiel aus der Praxis: In Ägypten verdient ein Kellner in einem Touristen-Hotel etwa 100,- Euro monatlich. Inklusive Trinkgeld etwa 200,- Euro. Damit kann er in Ägypten gerade so leben. Hungern muss er nicht, aber leisten kann er sich auch nichts. Man muss bedenken, dass in Ägypten umgerechnet ein Brot etwa 0,20 Euro kostet. Daher sagt man etwas salopp, dass 1,- Euro Trinkgeld ausreicht, eine Familie ein Woche lang mit Brot (5 Brote) zu versorgen. Und dann hört dieser Kellner plötzlich, dass er auf einem Kreuzfahrtschiff etwa das 4 fache und 5 fache verdienen kann. Ist er jung, nicht verheiratet wechselt er den Job und arbeitet auf einem Kreuzfahrtschiff. Ich kenne solche Jungs und Mädels die das nicht nur mal eben für 6 Monate machen, sondern gerne und oft dort wieder arbeiten. Viele von denen schicken mehr als die Hälfte ihres Lohn monatlich nach Haus.

Sorry, aber ich kann das jammern über so genannte Ausbeutung nicht mehr hören. Natürlich ist es eine Win-Win-Situation. Die Reederei lässt die Schiffe auf Malta, in der Karibik oder anderen "Drittländern" zu und partizipiert von den extrem niedrigen Personalkosten. Aber genau so partizipieren die Jungs und Mädels aus Asien oder Afrika davon. Zu Hause hätten Sie kaum eine Chance einen solchen Job mit einer solchen Bezahlung zu bekommen.

Bevor man solche Löhne und Arbeitsbedingungen verurteilt, sollte man zunächst das Thema ganzheitlich betrachten und vor allem keine Lebenshaltungskosten vergleichen, wie sie hier bei uns in Deutschland vorhanden sind.