Aber gern, Cookie! In vielen Punkten decken sich unsere Eindrücke, mir hat die Reise ganz ausgezeichnet gefallen. Ich hatte gestern beim Überfliegen Deiner Kommentare irgendwo gelesen, dass Ihr am Ende der Woche im Richard's gegessen habt. Ich war am Mi. und Do. ebenfalls dort, so werden wir uns vermutlich über den Weg gelaufen sein. Die hohe Qualität der Speisen in den normalen Restaurants wurde dort ja noch einmal bei weitem übertroffen, ich war sehr begeistert. Auch das Preisniveau war absolut in Ordnung, in vergleichbaren 5*-Stern Hotels zahlt man locker auch das Doppelte. Selbiges gilt für das Surf & Turf, wo ich leider nur ein Mal war und es sofort zu meinen Top 3 Steakhäusern erklärte. Auch dort ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis, ich zahlte mit Aperitif und einer Fl. "Mein Schiff"-Wein unter 30 € für ein hervorragendes 250g Steak mit sehr einfallsreichen Beilagen (hast Du ja bereits beschrieben) und einem Maiskolben als Vorspeise - besser geht es kaum!james_cook hat geschrieben:Hallo,
Und vielleicht meldet sich auch "Prins Oberon" alias Marcus mit seinen Eindrücken (wenn wir uns ab Bord schon nicht getroffen haben)...
Cookie
Restaurants ohne Zuzahlung
Die Hauptrestaurants Atlantik und Anckelmannsplatz boten eine gute Auswahl auf hohem Niveau, nennenswerte Wartezeiten erlebte ich nie. Da ich abends eher ungern am Buffet esse, habe ich mehrheitlich das Atlantik gewählt. Das mehrgängige Menu war immer von guter Qualität und das Restaurant selbst sehr einladend und elegant – so elegant, dass im Laufe der Reise auch die Kleidung der Passagiere immer „angemessener“ wurde – von amerikanischen Verhältnissen ist man hier also weit entfernt. Der Service war stets sehr aufmerksam und sympathisch. So hatte ich meinen bevorzugten Kellner (trotz freier Platzwahl saß ich meistens im selben Teil des Restaurant) am ersten Abend gebeten, mir für meine Frau die Menukarte auszuhändigen. Er bot mir an, diese für mich zu sammeln und mir am Ende der Reise zu übergeben. So war es dann auch, fein geordnet und sogar noch mit einem netten, handschriftlichen Gruß versehen, überreichte er mir die Karten am letzten Abend.
Kommen wir zu den Schattenseiten: genau wie Du war ich beruflich zuvor sehr eingespannt (ich kam direkt aus Südfrankreich) und musste die ersten Tage noch relativ viel arbeiten. Dies geht heutzutage natürlich nicht mehr ohne Internetzugang, der zwar in allen Bars vorhanden, jedoch mit -,49 €/Min. relativ teuer war (es summiert sich halt schnell...). Bei anderen Reisen nutze ich gern nahgelegene Hotels zum Arbeiten, was aber auf dieser Reise nicht möglich war (Hotel in Olden hatte kein WLAN in der Bar/Lobby, den gab es dann im kleinen "Terminal" in Olden, wenn auch sehr unkomfortabel). Den Luxus einer Suite hatte ich leider nicht und blicke daher schon ein wenig neidvoll auf die Flatrate in der X-Lounge, der ich lediglich an einem späten Abend mal einen Besuch abstattete. Deiner Beschreibung nach erinnert sie ja tagsüber an eine gute FQTV-Lounge, klingt auf jeden Fall nett, ist für Alleinreisende aber fast unerschwinglich bei einem Einzelkabinenzuschlag von satten 80%.
Kabine: Meine Verandakabine auf Deck 9 war eine gute Wahl, als Raucher ist mir eine Tür nach draußen immer sehr wichtig, Innenkabinen buche ich generell nicht. Die Kabine war optisch sehr geschmackvoll anzusehen, mit Ausnahme des Teppichbodens wohl nicht mehr brandneu, aber zeitlos, und das ist mir wichtiger. Lediglich an den Bädern (und hier besonders bei den Duschen) sollte noch etwas nachgebessert werden. Die Platzverhältnisse waren für mich allein natürlich völlig ausreichend, was vermutlich auch mit dem Flatscreen-TV zusammenhängt. Die Veranda, also der in Bremerhaven vergrößerte Balkon, habe ich sehr gern genutzt, das Wetter war ja auch an vielen Tagen danach. Die Hängematte ist eine wunderbare Idee gewesen, ich habe sie oft genutzt (und sehe daher heute auch eher nach Karibik- als nach Spitzbergenkreuzfahrt aus... Ein nettes Detail, welches ich schnell zu schätzen lernte, war die Nespressomaschine. Freundlicherweise wurde ich von meiner Kabinestewardess auch täglich mit mind. 2 Tabs ausgestattet (nur recht und billig bei den 80%...). Eine Mitnahme von Zuhause wie oben diskutiert war also unnötig.
Häfen: Ich habe die Reise nahezu ausschließlich wegen Spitzbergen und dem für mich sehr günstigen Abgangshafen Kiel gebucht, Olden/Jostedalsbreen, Bergen und Trondheim kannte ich schon vorher recht gut, von Svartisen hatte ich zuvor noch nie gehört. Zu unrecht, wie sich dort herausstellte, denn es war für mich der eindrucksvollste Ausflug. Ich habe während der gesamten Reise versucht, mich ein wenig von den Massen von Menschen fernzuhalten und so auch Wartezeiten zu vermeiden. Das fing in Kiel schon an, wo ich gegen 17:15 h eintraf und so direkt ohne jegliche Wartezeit an Bord gehen konnte. In Svartisen entschied ich mich, anstelle des von fast allen genutzten linken Weges um den See herum, den Weg rechts herum zu nutzen. Ergebnis: Mir sind keine 10 Personen begegnet und man war wirklich mit sich selber allein am „Busen der Natur“ – wunderschön und zu empfehlen für alle andere Besucher dieser Destination.
Zu Longyearbyen: Da muss ich „Cookie“ ein wenig widersprechen, ich empfand diesen Hafen als eine sehr gute Wahl. Nirgendwo sonst in Svalbard hat man so viele Möglichkeiten, etwas auf eigene Faust zu unternehmen. Neben den bereits erwähnten Taxitouren konnte man eine Hundeschlittentour (allerdings hatte der Schlitten Gummireifen ;-)) buchen, ich sah dort sogar eine Niederlassung von AVIS. Aufgrund des guten Essens an Bord entschied ich mich allerdings (wie auch schon in Olden) gegen das Auto und mietete ein Fahrrad. Damit war ich relativ flexibel und hätte, wäre die Gangschaltung dieses Velozipeds in Ordnung gewesen, sämtliche 45 km Teerstraße abradeln können. Sehr interessant fand ich auch die zahlreichen Gespräche mit der Bevölkerung dort, u.a. mit dem Mann von AVIS und, wirklich unvergesslich, in der Statoil Station, der einzigen Tankstelle vor Ort. Das hätte ich in Ny Ålesund nicht gehabt!
Zu Honningsvåg: Auch hier das übliche Bild, so wie jeder erster am Buffet sein wollte, so wollte auch jeder als erster von Bord. Ich hatte den letzten Transferbus gebucht und statt vom Tenderboot sofort zu den Bussen zu rennen steckte ich mir lieber erstmal eine Zigarette an und machte ein paar Fotos. Mit dem letzten Bus und sage und schreibe 14 Insassen ging es dann zum Nordkap. Kurz vor der Abfahrt konnte ich dann noch allein Bilder von dem berühmten Gradnetz machen.
Zu Trondheim: Hier mal wieder etwas Kritik an die Reiseleitung, die Passagiere, die wie ich keinen Ausflug gebucht hatten, blieben mehr oder minder sich selber überlassen. Die Reisenden auf der etwa zeitgleich angekommenen Costa Luminosa waren da offenbar besser vorbereitet. Dies wurde besonders auf dem Rückweg deutlich, wo ich mit dem Stadtbus zum Terminal zurückfuhr (der Weg ist relativ weit und nicht unbedingt schön). Der Bus war voller Italiener, von der „Mein Schiff“ war ich jedoch der einzige. Als Tip kann ich hier eine Fahrt mit der Straßenbahn (schöne Strecke) zur Endstation „Lian“ empfehlen, wo ich einen wunderschönen Spaziergang machte.
Zu Bergen: Ganz unabhängig von TUI Cruises war dieser Halt wirklich „hardcore“! Es waren drei Schiffe an unserem zentrumsnahen Liegeplatz am Fährhafen, ferner ein P&O-Liner etwas abseits. Alles in allem etwa 7.000 Menschen in der Stadt, was nicht so ganz mein Fall war.
Man kann sich vorstellen, dass man, gerade wenn man nicht in jedem Hafen einen Busausflug bucht, einigermaßen erschöpft wieder an Bord kommt. Da bietet die Mein Schiff einen Spabereich von mir bis dahin unbekannter Qualität. Er kann auch vielen Leading Spahotels locker das Wasser reichen, ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Auch hier kann man den Problemen, die ich mehrfach von anderen Passagieren hörte, nämlich, dass zu wenig Ruheplätze vorhanden seien, leicht aus dem Wege gehen, in dem man erst gegen 18:30/19:00 h dorthin geht. Mein Lieblingsplatz dort war die Ruhelounge, die einen wunderbaren Blick nach vorn bot. Die Massagen waren stets von höchster Qualität und ebenfalls locker auf dem Niveau eines sehr guten Wellnesshotels – nur das kaum ein Hotel einen so schönen Ausblick bietet!
Personal: Das Schiff verfügt über relativ viele Mitarbeiter aus dem deutschen Sprachraum sowie den angrenzenden Ländern wie Ungarn und Rumänien. Diese Mitarbeiter sprechen ein exzellentes Deutsch. Bei den größtenteils asiatischen Barmitarbeitern ist man weiterhin mit Schulungen beschäftigt, immerhin sprechen diese Mitarbeiter aber ein respektables Englisch, was ja auch nicht überall der Fall ist! Mit zwei Ausnahmen sind mir an Bord ausschließlich freundliche und kompetente Mitarbeiter begegnet, im Hinblick auf die zahlreichen Kontakte zur Besatzung sind diese zwei Ausnahmen schon eine sehr gute Ratio. Wenn es dennoch einmal Probleme gab, so wurden diese stets freundlich und fast immer auch professionell aus der Welt geschaffen. Und wenn es mal nicht professionell war? Nun, mir ist eine freundliche und herzliche Art deutlich lieber als kühle Routiniertheit!
Fazit: Ich hatte anfangs schon meine Bedenken aufgrund der Schiffsgröße und der rein deutschsprachigen Klientel (eine gewisse Internationalität schätze ich durchaus), aber terminlich war es für mich die einzige Möglichkeit, per Schiff nach Spitzbergen zu kommen. Ferner wurde mir mehrfach bestätigt, dringend urlaubsreif zu sein. In der Nachbetragung kann ich mir zur Entscheidung für „Mein Schiff“ tatsächlich gratulieren, die wenigen kleinen Kritikpunkte wird man sicher bald ausgemerzt haben und so werde ich wohl auch im nächsten Jahr auf „Meinem Schiff“ etwas Zeit verbringen, die Route Färöer und Island ist jedenfalls vorgemerkt!
Nun ist aus meiner kurzen Antwort fast ein Reisebericht geworden, aber vielleicht interessiert er ja den ein oder anderen.
Beste Grüße aus Hamburg
Marcus, Prins Oberon