Spekulativ sieht das für mich nach folgendem Szenario aus: Im Autopiloten wurde nur ein Kurs einprogrammiert, aber keine Wegpunkte, an denen automatisch der nächste Kurs gesetzt wird (was auch normal ist, denn sonst würde man in einer vielbefahrenen Gegend ohne Rücksicht auf Verkehr plötzlich drehen). Dann hat man am Wegpunkt "vergessen", den nächsten Kurs zu setzen, und erst als es zu spät war ein Ausweichmanöver (hart steuerbord) gefahren, was dann schon Tische abräumt und Leute auf Treppen stolpern lässt. Das Schiff dreht dann zwar, durch die Trägheit seiner Masse bewegt es sich aber weiter in Richtung seines vorherigen Kurses. Nur so kann man m.E. das Leck hinten backbord erklären, denn dort würde das Schiff dann als erstes auf die Felsen treffen, wenn es schon gedreht hat, aber noch in Richtung Land driftet.
Habe wohl vergessen, auf Absenden zu klicken, daher folgendes etwas zeitversetzt:
Wie schon zuvor gesagt, an Spekulationen beteilige ich mich nicht weiter, aber vielleicht kann ich mit ein paar Fakten, die mir als Nautiker wohlbekannt sind, obige Aussage etwas "entwirren": Um mit einem Schiff von A nach B zu fahren, wird im Vorfeld zunächst eine Route geplant. Dazu wird vom für die Navigation zuständigen Nautiker selbige in eine Papierseekarte eingezeichnet bzw. in der ECDIS (electronic chart display and information system = eletkronische Seekarte) eingegeben. Die Reihenfolge spielt da keine Rolle. Dann wird die Route dem Kapitän vorgelegt, der sie dann genehmigt. Wie fahre ich nun diese Route ab? Dies kann per Handsteuerung geschehen, das heißt der "Autopilot" ist ausgeschaltet und der wachhabende Offizier sagt dem Rudergänger den Kurs an, der gefahren werden soll. Dies macht man nur in sehr engen Gewässern oder wenn man dicht unter Land fährt. Die zweite Möglichkeit ist, den Autopiloten einen vorgebenen Kurs steuern zu lassen. Der steuert den jedoch stur weiter, bis eine neue Eingabe erfolgt. Die dritte und auf Kreuzfahrtschiffen wie der Concordia gängigste Methode jedoch ist, den in der ECDIS eingegeben Kurs abfahren zu lassen. Dieser hat zwingend diverse Wegpunkte (es sei denn, B ist von A auf einer geraden Linie erreichbar, was es ja so gut wie garnicht gibt). An jedem Wegpunkt jedoch verlangt die Automatik eine Bestätigung, jetzt den Kurs zu ändern. Es gibt keine Automatik, die das ohne Bestätigung macht! Sollte diese ausbleiben, schaltet das System automatisch in den Heading-Mode und steuer stur den Kurs weiter, den es bis zum Wegpunkt bereits gesteuert hat. Bei allen drei Varianten ist es jedoch die höchste Pflicht eines jeden Nautikers, das System permanent zu überwachen und die POsition in der ECDIS regelmäßig mit der GPS-Position in einer Papierseekarte oder einem zweiten, unabhängigen ECDIS-System zu vergleichen.
Noch ein kurzer Kommentar zu der Aussage, der Kapitän hätte den Gästen eine schöne Aussicht bieten wollen: Auch wenn ich nicht glaube, dass das hier der Fall ist, aber sowas ist in der Kreuzfahrtbranche durchaus nicht unüblich. Es gibt viele Kapitäne, die von der ursprünglich geplanten Route abweichen, um den Gästen einen besseren Blick auf zB interessante Inseln zu bieten. Dieses "Privileg" hat jedoch ausschließlich der Kapitän und sonst niemand. In der Dunkelheit und während der Essenszeit jedoch auch eher unüblich.