Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Kreuzfahrten mit Explora Journeys und MSC Cruises
der_Kreuzfahrtpirat
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Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Was haben wir schon probiert? MSC in der Karibik und MSC mit einer Atlantiküberquerung. Die Erfahrungen waren durchwachsen. Gereizt hat uns die Ostseekreuzfahrt, die niemand sonst zu dem Wunschtermin anbot. Warnemünde, Gdynia, Klaipeda, Riga, Tallinn, Helsinki, Stockholm, Kopenhagen, Karlskrona und zurück nach Warnemünde.
Ostsee hatten wir noch nicht und das „Frühlingswetter“ hat uns nicht abgeschreckt.
Der Beginn in Warnemünde lief glatt. Kaum aus dem Zug gefallen, konnten wir unsere Koffer direkt am Bahnhof abgeben und uns die Zeit bis zum Check-in vertreiben. Da der Bahnhof direkt am Terminal liegt, gab es auch keine langen Wege. Der Check-in gestaltete sich erfreulich unkompliziert und ging überraschend schnell. Nach nur 20 Minuten waren wir schon „drin“ und durften die „Zebra-Bar“ betreten. Hart am Rande des Augenkrebses warteten wir hier auf die Inkarnation von Prof. Grzimek und seinen Ngorongoro-Fliegern.
Um 14 Uhr waren die Kabinen bereit für uns und wir für die Fernseh-Sicherheits-Übung. 16 Uhr kamen die Koffer und wir mussten uns kurz an unserer Musterstation melden, nachdem wir das Sicherheitsvideo im Fernsehen angesehen und dies auch unter einer geheimen Geheimnummer (wird erst am Ende des Videos genannt) am Kabinentelefon bestätigt haben.
Kurz darauf legten wir, mit etwas Verspätung und der AIDAdiva winkend, ab und wankten steif gefroren zum Buffett. Es war recht voll, aber es gab genügend Auswahl an Kleinigkeiten, die satt machten. Allerdings war es unglaublich laut, aber das lag wohl eher an den Touris und nicht am Schiff.
Am nächsten Tag stand Gdynia an. Man muss entweder eine Tour buchen oder mit dem Nahverkehrszug fahren. Vom Zug würden wir eher abraten, der hält nicht direkt an der Fähre. Der Bus brauste dann ca. 60 Minuten durch ein paar Orte bis zum Zentrum von Gdansk. Wir verabschiedeten uns dort höflich von unserer Reiseleiterin und dem restlichen Busvolk. Die wurden erstmal in eine Bernsteinschleiferei gelotst. Wir schauten uns die Stadt an. Sehr schön wieder aufgebaut, nachdem die Deutschen alles in Schutt und Asche gelegt hatten, worauf die Reiseleiterin im Bus taktvollerweise nicht eingegangen war.
Da es plötzlich wie aus Eimern schüttete, setzten wir uns in das Restaurant „Cathead“ am Torbogen am Grünen Tor, oberhalb des „I love you“ Cafes. Eine alte Weisheit besagt ja: Je besser die Lage, desto schlechter das Essen. Wir waren ehrlich überrascht, wie gut und preiswert das Essen und wie unglaublich nett das Personal waren.
Nach dem Regen trafen wir „unsere“ Gruppe wieder. Da waren einige aber wohl keine Fans dieser schönen und sehenswerten Stadt geworden.
Am Abend stand dann der erste Restaurantbesuch im „Il Palladio“ an.
Nun fährt ja niemand mit MSC, um gut zu essen, aber diese Mahlzeit war wirklich ein Erlebnis. Speisekarten gibt es nicht mehr, man scannt einen QR-Code. Aus hygienischen Gründen vielleicht eine gute Idee, allerdings wird nun an jedem Tisch mit den Handys rumgefuchtelt. Alternativ gibt es natürlich auch eine beschränkte Anzahl an ausgedruckten Speisekarten, wenn man Pech hat, sind diese aber bereits alle im Umlauf. Man könnte sich, als weitere Alternative, am Handy oder den interaktiven Bildschirmen auf dem Schiff vorab über die Speisekarte informieren. Wem´s gefällt.
Als Vorspeise kam eine angebliche Spargelcremesuppe. Hauptzutat war offensichtlich Mehl, sodass wir von der Verspeisung Abstand nahmen. Das Hauptgericht war eine Hühnerbrust mit Parmesan überbacken. War ok und konnte man essen. Der Burner war das nicht, eher Mensaniveau. Den Nachtisch haben wir uns geschenkt und sind nach oben ins Bufettrestaurant gegangen und haben uns da etwas besser Essbares geschossen. Übrigens scheint es da ohnehin dasselbe wie im Restaurant zu geben, sodass man auf den Besuch des Palladios durchaus verzichten kann. Unser „Aurea-Paket“ war damit in den Wind gedingst.
Am nächsten Tag landeten wir in Klaipeda. Einen Busshuttle braucht man nicht, man kann vom Anleger in ein paar Minuten ins Zentrum laufen. Wir wollten uns den Super-Duper-Markt anschauen, der aber leider, bis auf zwei Ministände, verwaist war. Auch die Stadt war menschenleer. Fazit: einfach an Bord bleiben.
Abends war dann Kapitänsdinner im Palladio. Unser letzter Versuch dem Teil etwas abzugewinnen. Der Kleidungsstil war „festlich“, im Zweifelsfall war man aber auch mit Jeans und einem Polohemd zufrieden. Uns stört so etwas nicht und die Gäste kommen nun einmal aus aller Herren Länder und jeder versteht unter festlich offensichtlich etwas anderes. Es gab als Vorspeise Lachs mit Frischkäseespuma. Ein bisschen viel Puma im Lachs, aber lecker. Als Hauptgericht hatten wir die Ente mit Johannisbeerjus, Kartoffelselleriepüree und Bohnen. Meine Frau hatte Johannisbeeren, ich nicht. Macht nichts, es schmeckte gut.
Am nächsten Tag stand Riga an. Es wurde ein Shuttlebus angepriesen, der uns in 20 Minuten für je 10 Euronen in die Stadt fahren sollte. Ein Blick ins Internet zeigte uns, dass wir ja im Zentrum angelegt hatten und zu Fuß in ein paar Minuten im Zentrum wären. Wo die Busse da 20 Minuten rumkurven wollten, blieb uns unklar und so stiefelten wir los.
Riga ist eine schöne Stadt und würde, bei besserem Wetter, zum Verweilen einladen. Für das Wetter konnten jedoch weder MSC noch die Stadt etwas und so genossen wir den Aufenthalt. Die vielen Kirchen nehmen Eintritt und so beließen wir es beim Dom und dem angeschlossenen Kloster. Dazu gibt es einen schönen Park entlang der Düna, an dem wir zum Schiff zurück bummelten.
Abends haben wir uns das Palladio geschenkt. Die werden uns und wir werden das Restaurant nicht vermissen.
Noch ein Wort zum Internet. Wir haben für ein Gerät Internet für 96,69 Euro gebucht. Hätten wir auch lassen können. Das Teil ist langsamer als eine Schreibmaschine und in den Häfen hat man eh Empfang.
Zur Kabine. Wir hatten eine Balkonkabine auf Deck 9. Völlig ausreichend. Ein Doppelbett mit einer gemeinsamen ausreichend breiten Decke, ein kleines Bad mit Dusche, einem Fernseher mit ein paar deutschen Sendern, einer Ausziehcouch und einem Schreibtisch – komischerweise ohne Stuhl. Eine Minibar gibt es, die ist jedoch, da nicht in Aurea inkludiert, abgeschlossen
Zu den Mitarbeitern: Wie auf der Atlantiküberquerung kämpfen die Kellner gegen das Einfrieren. Arme Menschen, die sich trotzdem immer nett und freundlich um uns kümmern.
Fazit bisher: Das Schiff ist ok und wer die Ostsee erleben möchte, ist hier gut aufgehoben. Das Aureapaket samt dem Restaurant braucht man nicht, das Internetpaket dito.
der_Kreuzfahrtpirat
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Die Dschunke fährt weiter – Es geht nach Helsinki

Das Meer war wieder ruhig, anders als sich Hein Mück die Ostsee im „Frühling“ vorstellt. Die Wellenhöhen liegen weit unter einem Meter und man spürt nur ein leichtes Rollen, was wohl vom Antrieb herrührt.
Über Nacht ging es nach Tallinn. Uns erwarteten ein modernes Kreuzfahrtterminal und Temperaturen um 4 °C. Einen Shuttle ins Zentrum braucht man nicht und auch der Hop-on-Hop-off-Bus stand recht verloren herum, da man in der Altstadt ohnehin nur flanieren kann. Von der Trizillion an Kirchen ist besonders die Russisch-Orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale beeindruckend. Großer Pomp und kein Eintrittsgeld, was will das Touristenherz mehr? „nicht fotografieren“ wird da von verschiedenen Mitreisenden ignoriert, allerdings wird das Verbot durch die Wachen vor Ort gnadenlos durchgesetzt.
Die vorab gebuchte Radtour haben wir spontan ausgelassen, da es wirklich zu kalt war. Beim Spazieren in der Altstadt stellte uns sich dann ohnehin die Frage, wie man auf dem - sehr schönen - Kopfsteinpflaster Fahrrad fahren soll.
Nach einigen Ahs und Ohs war es dann doch sehr frisch und wir stapften durch den imaginären Schnee zum Schiff zurück. Am Terminal erstand meine Frau noch eine schicke Bommelmütze – hätten wir da mal schon auf dem Hinweg zugeschlagen.
Das spontane Mittagessen (Kälte macht hungrig) nahmen wir auf Deck 13 ein.
Ein paar Worte zum Buffettrestaurant.
Morgens ist es richtig rappelvoll und tierisch laut. Betritt man das Event, strömt einen schon die Flut an Touries mit ihren in den Taschen mehr oder weniger schlecht versteckten Äpfeln, Bananen und Wasserflaschen entgegen. Schön für die Bananaristen, aber nicht so schön für die Geschäftsleute in den Hafenstädten. Letztlich wird außer dem Andenkenramsch nichts gekauft und auch nichts verzehrt.
Das Buffett selbst ist ziemlich merkwürdig. Die Antipasti-Ecke ist durchaus gefüllt, Oliven fehlen, warum auch immer. Die Pizzen sind gut, die Nudelgerichte natürlich – MSC ist ja italienisch regiert – ebenfalls gut. Die Brötchen immer frisch und knackig. Der Rest eigenartig. Fleisch wird durch gegrillte und gebratene Würste ersetzt. Das Obstbuffet ist dagegen sehr gut, aber die Stücke riesig oder besser grobmotorisch geschnitten, so dass man alles in kleine Stücke schneiden muss, damit man es in den Mund bekommt. Der Getränkenachschub funzt ausgezeichnet. Wasser, Tee und Kaffee kann man selber zapfen, für den Rest gibt es auf dem Tisch einen Weißweinbuzzer, der im WLAN eine Bestellung abfeuert. Die netten Mitarbeiter kommen dann und fragen nach dem Begehr und bringen die Beute an den Tisch.
Mittags gibt es dann das Gleiche wie morgens, es ist aber bei Weitem nicht so voll. Auch abends gibt es wieder – mit kleinen Variationen – das Gleiche, es ist aber ziemlich leer, da die vielen chinesischen Gäste in einem Spezialbereich in der Etage 6 abgefüttert werden.
Morgen geht es nach Helsinki. Eine Shuttlefahrt, diesmal zu 17 Euronen pro Person mit der „üblichen“ Dauer von 20 Minuten wurde schon anpreisend unter dem Türblatt hindurch geschoben. Wir schauen mal, wo wir anlegen und werden es dann trotzdem per Pedes versuchen.
Dirk
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von Dirk »

Danke für den schön zu lesenden Bericht, wobei du in Klapeida mit der Kurischen Nehrung schon etwas verpasst hast. Ännchen von Tharau ist da nicht so spannend.
Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Gruß Dirk
der_Kreuzfahrtpirat
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Die Dschunke weicht den Eisbergen aus – Von Helsinki nach Stockholm

Der Weg von Tallinn nach Helsinki war etwas wirr. Die Fähren brauchen dafür 3,5 Stunden, wir dagegen 11. Nach Polarstep kurvten wir fast nach Riga zurück und dann erst nach Helsinki. Na, wir haben ohnehin geschlafen.
Der Hafen von Helsinki war stark von Möwen befallen und wird gerade um- und neu gebaut. Anscheinend haben die Finnen touristisch noch mächtig was vor. Diesmal haben wir den Rentnershuttle in die Innenstadt für 17 Euronen pro Nase genommen. Der Bus fuhr uns zu Punkt A unseres Reiseführers. Da wir dafür nur 3,99 Euro ausgegeben haben – er war runtergesetzt, da noch St. Petersburg enthalten war – munitionierten wir uns noch mit einer Gratiskarte auf, die am Pier gab. Alternativ hätten wir auch den wartenden Hop on, Hop of Bus nehmen können (je 43 € pro Nase), der direkt am Pier parkte.
Jetzt ging es also zum Vanha kauppahalli. Nach unserem Reiseführer ist die Alte Markthalle von 1888 mit 120 Verkaufsständen wichtiger Einkaufsplatz und Touristenattraktion zugleich. Die Markthalle ist nicht so riesig und es waren auch nicht alle Büdchen geöffnet. Trotzdem konnte man sehen, wie man Speisen – besonders Fischgerichte – lecker anrichtet. Unser Küchenchef aus Deck 0 würde sich wahrscheinlich vor Scham in den Kochlöffel stürzen, wenn er den Weg hierher gefunden hätte.
Wir waren vom späten Frühstück noch satt und so blieb es beim Rumwundern. Auf dem Weg zur benachbarten Uspenski-Kathedrale schlenderten wir noch über einen Streetfood-Markt. Es sah wiederum alles lecker aus.
In der schicken Kathedrale herrschte mehr so Stehtisch Atmosphäre vor. Ein Kommen und Gehen, wildes Geknipse, eine leiernde Predigt vom Band und im Hintergrund zwei Popen, die – ungelogen – die Messweinreste vernichteten (alles fotografisch gesichert). Aber, eintrittsfrei und superpompös ausgestattet; das muss man mitnehmen. Nach den üblichen Ahs und Ohs ging es zum Helsingin tuomiokirkko, dem klassizistischen Dom. Vor dem Dom ist eine seeeehr breite Freitreppe mit hunderten Stufen. Nicht so richtig geeignet für Gehbehinderte, aber wir haben es knapp geschafft. Drinnen gibt es nüschte zu sehen, nur ein versteinerter Martin Luther lungerte in einer Ecke in der anderen Agricola herum. Nach diesem – im Inneren -unbeeindruckenden Erlebnis, ging es die Aleksanterinkatu Straße entlang. Sehr schöne Straßensymbole in Tierform drängten sich zum Knipsen auf.
Das Stockmann „größte Kaufhaus des Nordens“ wurde 1930 eröffnet. Es ist voll chic und hat im Untergeschoß einen schönen Fressmarkt, besonders in Sachen Fisch und, für Touris immer wichtig, kostenlose und saubere Toiletten. Muss man unbedingt besuchen, auch wenn es untenrum nicht drückt.
Am Stockmann vorbei ging es in die Kalevankatu. Hier findet man das Jugendstilviertel mit schönen Häusern und noch schöneren Toreinfahrten und Haustüren.
Beim Bummeln stellten wir fest, dass wir jetzt eine wichtige Entscheidung treffen mussten. Nach Hause schwimmen? Nein, aber nach links ging es zurück zum Shuttlebus, nach rechts Richtung a) langweilige Museen oder b) zurück zum Schiff. Die Entscheidung war klar und so dackelten wir zum Liegeplatz der Dschunke zurück. Ein schöner Fußweg am Meer präsentierte uns – bei ca. 4 °C – die ersten Badenden. Bei solch mutigen Finnen würde Putin hier sein blaues Wunder erleben. Auf der langen Geraden zum Schiff fand sich dann noch ein Restaurant mit Sauna und Badesteg, der auch gut belegt war.
Brauchten wir nun einen Shuttlebus? War grenzwertig. In Helsinki kann man auch Straßenbahn fahren und 17 Glocken läuten schon etwas preisintensiv. Beim nächsten Mal würden wir laufen, aber die Innenstadttour dann auch an der schönen Markthalle beginnen.
Helsinki war nach Gdansk die zweite „richtige“ Stadt der Reise. Nette Menschen, völlig sicher und zu erlaufen. Sollte man sich einmal ansehen, dann reicht es aber auch. Morgen geht es nach Stockholm, da haben wir mal auf einen geführten Ausflug gesetzt – Bericht folgt.

PS: Danke für den freundlichen Kommentar von Dirk. Klaipeda hat sicher auch schöne Seiten, aber es war einfach zu kalt zum rumirren.
der_Kreuzfahrtpirat
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Mit der Dschunke durch die Schären – In Stockholm

Über Nacht dampften wir von Helsinki nach Stockholm. Da wir uns für den ersten Tag in Stockholm für eine geführte Tour entschieden haben, mussten wir schon atomar früh aufstehen.
Den Weißwein abschütteln, duschen und frühstücken ging flott von der Hand und so starteten wir um 09:15 Uhr mit dem Bus Nr. 2 Richtung Tour.
Es gibt für die Kreuzfahrtschiffe verschiedene Häfen, nur zwei für Schiffe unserer Größe. Uns verschlug es in den Freihafen „Frihamnen“. Der ist etwas weiter entfernt vom Zentrum, aber wir wurden ja bebust. Abbekommen haben wir eine sehr nette Reiseführerin, die nicht nur Dönekens, sondern auch verwertbare Tipps absonderte. Mit dem nigelnagelneuen Doppelstockreisebus ging es zunächst ins Stadtzentrum, wo wir einen Ausflugsdampfer enterten. Circa eine Stunde lang schipperten wir durch Kanäle und Seen. Die wichtigsten Infos sickerten per Kopfhörer in unsere Ohren. Gustav hier, Gustav da. Die Stadt ist sehr gut erhalten, blitzblank sauber und wurde von der Reichswehr verschont. Da sieht man mal wie schön eine Stadt sein kann, wenn man sie nicht völlig sinnlos zerbombt. Nach der Schifferei ging es wieder in den Bus, der sich dann durch die Innenstadt zwängte.
Eigentlich auch da lang, wo wir schon mit dem Schiff waren, war aber trotzdem informativ und ok. Auf dem Weg zurück zum Freihafen gab es noch gute Tipps: Bei den Straßenbahnen -es gibt nur die Linie 7 – in den Bussen und auf den Fähren hält man beim Einsteigen seine ec-Karte – sofern sie funkfähig ist – gegen ein Lesegerät. Es piepst dann einmal, man latzt dadurch 3,50 Euro Oneway , es gibt ein grünes Häkchen auf dem Display und es geht los.
Im Freihafen muss man ein paar Meter bis zur Bushaltestelle laufen, man kann alternativ auch gleich nach dem Terminal nach rechts abbiegen und die Fähre nehmen. Eine echte Alternative zu dem Busshuttle und dem Hop-On Hop Off Bus, der zwar tapfer durch die Innenstadt kreist, aber wenig Lust hat, mittags zum Freihafen abzubiegen. Einige Mitreisende klagten dann auch darüber, dass sie dann ein Taxi für den Rückweg nehmen mussten.
Zurück zur Fähre. Die braucht rund eine Stunde vom Freihafen bis zur Endhaltestelle „Nyproplan“. Eine Minikreuzfahrt für wenig Geld. Wir sind nach dem Versuch, auf dem Schiff etwas Genießbares aufzutun, auch wieder in die Innenstadt zurückgefahren. Meine Frau wollte unbedingt shoppen und da bietet sich in Schweden Babywäsche an. Irgendjemand in der Familie wird schon schwanger oder schon stolze Mutti sein. So gingen wir in den berühmten Babywäscheladen „Polarn O. Pyret“ in der Hamngatan 10. Die haben auch eine sehr schöne Second-Hand-Ecke. Im Souterrain kann man dann gleich in das PK-Kaufhaus wechseln. Ein Supertempel für vermögende Genießer. Wir haben uns aber mit den kostenlosen Toiletten begnügt. Danach wollten wir noch ins Vasa-Museum, aber eine gründliche 17 Uhr-Internetrecherche zeigte, dass der Bums auch bereits um 17 Uhr schließt. Na, morgen ist auch noch ein Tag. Also ab nach Hause auf die MSC-Dschunke zu Tomaten, Brot und Öl.
Insgesamt ist Stockholm eine sehr schöne Stadt und mit dem Wetter hatten wir großes Glück. Blauer Himmel und 13 °C lockten alle Stockholmer in die Sonne und die Stimmung war ausgelassen.
Morgen liegen wir noch bis 18 Uhr im Hafen und dann schären wir aus nach Kopenhagen. Überhaupt die Schären? Sehr, sehr schön. Inseln mit und ohne schicke Holzhäuser, direkt neben unserem Ozeanriesen. Leider stieg das Event sehr früh und es war sehr kalt. Also schauten wir nur aus dem warmen Bett beim Schippern zu. Wir haben uns aber fest vorgenommen, die mehrstündige Ausfahrt morgen vom Deck 16 bei Weißwein und drei Pullovern zu verfolgen.
Das Restaurant auf Deck 6 haben wir wieder links liegengelassen. Focaccia, Öl und Tomaten haben uns genügt. Das kann man gut essen und über die restlichen „Leckereien“ wollten wir uns nicht ärgern. Scorbut bekommen wir schon nicht und in ein paar Tagen können wir wieder etwas Anständiges essen.
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Jumbo747
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von Jumbo747 »

ZITAT von der_Kreuzfahrtpirat: Die Stadt ist sehr gut erhalten, blitzblank sauber und wurde von der Reichswehr verschont. Da sieht man mal wie schön eine Stadt sein kann, wenn man sie nicht völlig sinnlos zerbombt.
Da fag ich mich allen Ernstes was dieser Spruch wohl soll? Es gibt unglaublich viele Städte die zerbombt wurden und wieder aufgebaut. Wo ist das Problem? Kannich nicht verstehen was das hier soll.....
der_Kreuzfahrtpirat
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Wenn wir reisen, sind wir uns schon über unsere Geschichte und die Geschichte unserer Reiseziele bewusst. Man sollte sich jedoch immer wieder Gedanken darüber machen, wie die Gastgeber uns empfinden und warum das so ist. Auf weitere Beiträge von Ihnen verzichten wir daher gerne.
Frawi
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von Frawi »

Danke für den an sich sehr ausführlichen und informativen Bericht.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit der Wortwahl an vielen Stellen nicht "warm" werde. Was lustig klingen soll, wirkt beim Lesen bestenfalls sarkastisch, oft aber einfach nur abfällig und unnötig. Das beginnt schon bei der Überschrift "Mit der Dschunke MSC Poesia ...".
silma
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von silma »

Also mir gefällt der Stil und finde den Bericht sehr aufschlußreich und amüsant. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung. :wave:
Flutschi0815
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von Flutschi0815 »

Schreibstil hin oder her...
Danke für den Bericht.
Die Route habe ich auch schon länger im Auge. Leider nie in den Ferien bzw. dann ohne Helsinki..
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shipfriend
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von shipfriend »

Mir gefällt der Bericht auch, und da ich in Stockholm wohne und auch alle angelaufenen Häfen der berichteten Strecke kenne, habe ich einiges wieder erkennen können. Zu MSC bestätigt er auch alle Hypothesen, die ich zu eben dieser Reederei habe und finde sehr schön und lesenswert, in welchem Schreibstil die auf den Punkt gebracht werden. :D
An den Kreuzfahrtpiraten selbst: welche anderen Reedereien kennt ihr?
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Landurlaub und Schärenschliff

Zunächst erst mal eine kurze Erklärung zum Begriff „Dschunke“, der wohl missverstanden wurde. Das „C“ von MSC bedeutet auf unserer Ostseetour „China“, d. h., das Schiff ist fest in chinesischer Hand. Nun hat jede Volksgruppe ihre Eigenschaften, die wir aber erst in einem letzten Teil auswalzen möchten – dann können Sie uns gerne achtkantig aus dem Forum werfen.
Bisher kannten wir nur chinesisch stämmige Amerikaner. Zurückhaltende Reisebegleiter, die Innenkabinen bewohnen und abends im Casino zocken, dass der Geldbeutel implodiert. Auf dieser Reise fährt allerdings das – so der Kellnermund – Kommando Xi mit. Ca. 350 Chinesen aus der VR China. Eine völlig neue Erfahrung für uns. Straff geführt und exkursioniert.

Hier prallen schon verschiedene (Ess)-Kulturen aufeinander, von denen, in anderen Forenbeiträgen, bereits die Rede war. Natürlich ist es unschön, wenn z. B. Tomaten im Mund sortiert werden und offensichtlich unerwünschte Teile – welche, haben wir nicht klären können/wollen – auf den vollen Teller oder auf die auf dem Tisch liegende Stoffserviette gespuckt werden. Auch bei dem Füllgrad der Teller ist ein russischer Einschlag durchaus spürbar. Allerdings verstehen wir nicht, warum MSC nicht etwas Rücksicht nimmt. Warum wird bei einer solch großen Gruppe am Buffet kein chinesisches Essen angeboten und warum nicht zusätzlich Stäbchen zum Besteck? Wenn wir in China mit Stäbchen dilettieren würden, wäre das auch kein schönes Bild. Und mit Sicherheit würde auch ein Großteil des angebotenen Essens zurückgehen – ist ja schon auf dieser Kreuzfahrt auch bei uns aus Gründen so. Zu loben ist der Einsatz unserer chinesischen Mitreisenden im Casino. In Europa herrscht da ja meist tote Hose, aber hier tobt die Schlacht am Black-Jack-Tisch.

Und die Ausfahrt aus den Schären?

Eine wunderschöne Ausfahrt, bei kalt-sonnigem Wetter auf dem Aureadeck 16.
Stellen Sie sich da mal keine spektakuläre Möblierung vor. Es gibt – nichts. Alle Sitzmöbel liegen gut vertäut in den Ecken herum. Dafür ist der Treppenaufgang gut bewacht. Gegen die Frostbeulen kann man sich auf Deck 13 gegen Ehrenwort, Kabinennummer und Unterschrift eine Decke leihen und so behängt einen evakuierten Eindruck abgeben.
Gestern war unser Seetag.
Nach dem Frühstück gab es im Theater die MSC-MasterChef-Veranstaltung. Von Neugier getrieben fanden wir uns bereits eine hier typische Bustransferlänge, d. h. 20 Minuten vorher, ein. Auf der Bühne wurde noch dekoriert. Einige leere Kisten und drei Tische mit dranhängenden Körbchen mit Gemüse – wir tippten auf Plastikimitate – wurden aufgebaut. Pünktlich um 11 Uhr radauten die Lautsprecherboxen los und per Beamer wurden Bilder vergangener Kochwettbewerbe mit leckeren Gerichten gezeigt. Danach berichteten im gleichen Video sechs frühere MasterChef-Preisträger über ihre Teilnahmen. Nun erschien ein Conferencier und begrüßte die Zuschauer. Wie immer in 97 Sprachen, was das Ganze ziemlich in die Länge zog. Dazu wurden Blätter mit den Zahlen 1 bis 20 + Kugelschreiber verteilt. Wir waren nun gespannt, wie man ganz ohne Kochplatten und sonstiges Equipment loskochen wollte. Tatsächlich wurde ja auch nichts gekocht und es waren auch keine Köche vorhanden. Der Conferencier wollte stattdessen 20 Fragen stellen und man sollte sich eine 1, 2 oder 3 für die richtige Antwort notieren. Da die Fragen und die möglichen Antworten in ungelogen sechs Sprachen an die Wand projiziert wurden und dies alles auch noch erbarmungslos vorgelesen wurde, war das ein ziemlich zähes Geschäft. Das Theater leerte sich entsprechend schnell und auch wir gaben bei Frage fünf auf.

Gern hätte ich den nicht erschienenen Chefkoch gefragt, warum er grundsätzlich ohne Salzeinsatz kocht (zum Glück stehen auf allen Tischen mörderisch salzende Streuer bereit – bitte äußerste Vorsicht walten lassen). Für alle, die mich da für zu meckerig halten, ich kann hier leider keine Fotos hochladen. Gestern fand sich z. B. ein Blech mit einem Haufen von ca. fünf Zentimeter langen, angebratenen Wurstabschnitten. Eigentlich nicht erstaunlich, da Ballacz diesmal wohl versehentlich 500 Tonnen Würste gebunkert hat. Neben der Auslage stand ein Schild mit der Aufschrift „Currywurst“. Die Wurst war da, die Currysauce nicht. Auch nicht eine Schale mit Curry oder Ketchup. Entweder weiß der Koch nicht, was eine Currywurst ist oder es ist ihm schlicht weg egal. So zieht sich eine endlose Schleife der Lustlosigkeit durch das Buffet und die Mahlzeiten, denn auch im Restaurant Il Palladio wird es nicht besser.
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von shipfriend »

Mein Kompliment, der erste Bericht ohne Bilder, den ich mit großem Interesse lese, eine so durchwachsene Kreuzfahrt mit so einem "Essen" mit einem derartigen Galgenhumor zu beschreiben, ist schon eine Kunst. :thumb:
Die größte Frechheit finde ich, dass man eine Decke ernsthaft leihen musste, das grenzt ja schon an Erbsenzählerei. Schön, dass euch die Passage durch die Stockholmer Schären gefallen hat, ich als mittlerweile (Wahl-)Stockholmer genieße das auch immer wieder.

Ich freue mich auf die Fortsetzung, auch wenn ich für mich weiß, welche Reedereien ich weiterhin buche, und welche wohl eher nicht... ;)
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Kopenhagen sehen – von Weitem

Morgens ritten wir nach unserem Seetag in Kopenhagen ein, na ja fast. Der Kapitän entschied sich für einen Inselgruß an Terminal 3 des Ocean Quay. Der liegt leider „etwas“ weiter vom Zentrum entfernt. Das Bisschen zieht sich ein bisschen durch die gesamte Fahrt durch. Man sollte daher die hafenobligatorischen jeweils „20 Minuten“Bus-Transfer-/Shuttlezeit plus die 20 Euronen pro Nase bei der Urlaubsplanung berücksichtigen. Da empfängt einen der liebe Gott in den Kirchen schon deutlich preiswerter.

Vom Terminal 3 aus gibt es mehrere Möglichkeiten die Zivilisation zu erreichen. Den Shuttlebus zu 16 Euro, der Hop On Hop Of Classic zu 31 Euro oder der Normalbus+Metro (billig, aber die Haltestelle ist leider arg weit weg). Man kann auch die Copenhagen Card discover für 64,21 Euro pro Person im Internet buchen. Die umfasst alle Eintrittsgelder und den öffentlichen Nahverkehr. Das kann man aber an einem Tag wohl nicht abfeiern. Beste Wahl wäre wohl der Shuttlebus + Metro gewesen, aber hätte, hätte Bernsteinkette … wir haben den Hopper gewählt. Allerdings hält der nicht am Terminal 3, dem Haltepunkt 8, sondern man besteigt zunächst den Hop Hop Shuttle, der einen zur obligatorischen Meerjungfrau – Haltepunkt 5 – fährt. Dort tummeln sich ältere Damen mit Blumenkohlfrisuren im knietiefen Wasser auf der Suche nach dem besten Selfiepunkt. Einfach abwarten, das Wasser ist kalt und die Möwen fliegen tief.

Hat man sein Foto im Kasten, kann man zu den Bussen zurückströmen. Man muss nur beachten, dass es mehrere rote Buslinien gibt. Unsere zwei Hopshuttle-Ladungen versuchten sich dann in den Hop On Hop of Classic-Bus zu drängen, der die Ziele 6 bis 15 und danach wieder die 1 bis 5 ansteuert. Dort kann man wieder in den Hopshuttle wechseln.

Nun haben wir auch endlich kapiert, was wohl das Problem der Mitreisenden in Stockholm war. Wenn man nicht weiß, dass es einen Hop Hop-Terminal-Shuttle und ab einem bestimmten Umsteigepunkt einen HopHop „ich fahre die reguläre Linie“ Bus gibt, kann man 99 Runden durch Kopenhagen fahren, wird aber nie wieder zum Terminal zurückkehren.
Wir sind nach erfolgreichem Umstieg dann bis zu Halt 12 - Tivoli – gefahren. Da wollten wir zwar nicht rein, aber das ist so etwas wie die Innenstadt. Zunächst bot sich ein sehr schöner Hauptbahnhof zum Staunen an. Da wir schon genug Kirchenfotos gesammelt hatten, sind wir zu Fuß durch den schönen Orstedtsparken und von da nach Norrebro gedackelt. Es ging dann einmal um einen veralgten See und dann am botanischen Garten vorbei nach Nyhavn. Am Kvaesthusgraven konnte man sich gut in der Sonne ausruhen. Um die Ecke ist dann die Touristenhölle los. Nach unserem 3,99 Euro-Reiseführer der perfekte Ort um den Tag ausklingen zu lassen, nach der kostenlosen Muttizeitung aus dem Zug „überteuerte Lokale und Menschenmassen und man solle nach einem Foto schnellstens die Biege machen“. Die Muttizeitung war hier deutlich besser informiert als unser Reiseführer! Am Haltepunkt 2 stiegen wir dann wieder in unseren roten Renner ein, wechselten am Haltepunkt 5 in den Hopshuttle und kehrten zu unserer Dschunke zurück. Insgesamt ist Kopenhagen eine schöne Stadt, nur Stockholm ist einfach viel schöner.

Die chinesischen Gäste wurden übrigens in Kopenhagen gegen – eine andere chinesische – Gruppe ausgetauscht.

Für den Abreisetag wurde heute ein ganz besonderes Event avisiert. Nach Ankunft des Schiffes kann man seine Koffer selber von Bord schaffen. Witziger Weise „Self-Assist“ genannt (Hilf dir selbst, dann wird dir geholfen) Man muss mit diesem Self-Service nicht in der Zebra-Bar auf die Nummer 99 warten, sondern erwischt so vielleicht sogar seinen geplanten Zug. Nachdem wir uns die erwarteten bürgerkriegsartigen Szenen an Aufzug und Gangway ausgemalt hatten, stand fest: Wir nehmen natürlich an der Touri-Olympiade teil. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir uns Knie- und Ellenbogenschützer mitgebracht, so können wir uns nur mit unseren Fahrradhelmen schützen.

Heute gehen wir noch ins Casino. Ort von Tragödien und Gebimmel einarmiger Banditen. Wir werden berichten.

PS: Am Seetag haben wir das Schiff erkundet. Alles wie angepriesen vorhanden, nur die Bibliothek litt unter totalem Bücherverlust und wird jetzt für Fotoshootings genutzt. Schade, wir wollten gerade unseren abgenudelten Reiseführer spenden.
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HeinBloed
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von HeinBloed »

Reine Verständnisfrage: was ist weit für euch?

800 m Luftlinie vom Terminal 3 zur Bushaltestelle Oceankaj - Ist das weit?
chris522
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von chris522 »

der_Kreuzfahrtpirat hat geschrieben: 13.05.2024 17:13Auch bei dem Füllgrad der Teller ist ein russischer Einschlag durchaus spürbar.
Da wäre ich aber gaaaaaaaaaaaaanz vorsichtig, bei all dem Fehlverhalten, das ich in dieser Hinsicht von deutschen Passagieren schon gesehen hab. An Bord aller handelsüblicher Reedereien ;)
der_Kreuzfahrtpirat
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Tja, selbst für die paar hundert Meter sind wir manchmal zu faul. Dazu müssen wir ja immer das Weinfass mitrollen!

Zu den vollen Tellern. Da kommt, wie avisiert, am Ende noch eine ausführliche Beschreibung der Mitreisenden, die bestimmt zu unserer sofortigen Löschung führen wird.

Zur Frage unserer bisherigen Reisen. Alles dabei, von Sonnenklar bis zu Super-duper-Nobel. Uns kommt es eigentlich nur darauf an, dass es sauber ist und das Essen schmeckt. Schön sind viele Seetage, unschön Massenauftriebe bei Karibiktouren. MSC ist als fahrendes Hotel ok, sauber ist es auch, aber wir werden das nächste Mal das Sebstverpflegungspaket buchen!

Ansonsten Danke für die Blumen!
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Wenig los in Karlskrona – Casinöser Abschluss

Unsere letzte Etappe war Karlskrona. Hier trennten sich das erste Mal die Wege von meiner deutlich besseren Hälfte und von mir. Ich musste leider schnöde Lohnarbeit verrichten und meine Frau schaute sich Karlskrona an. Da musste man sich hintindern lassen und das war für viele Reisende der schaukelnde Höhepunkt der Reise. Leider dauert so eine Tinderei ziemlich lange. Die Boote sind klein und die Strecke relativ lang. Man zieht sich zunächst in der Pigallebar ein Ticket und wartet dann seeeehr lange im Theater auf die Durchsage, dass das Rettungsboot bereit ist. Kontrolliert wurde dann nichts mehr, so dass die Abfertigung vom Ellenbogeneinsatz abhing.

Bei bestem Wetter gab es dann das Übliche zu sehen: alte Häuser, schöne Kirche eine sehr rote Buche und theoretisch das Megaevent „Marinemuseum“, welches meine eher pazifistische Ehefrau aber ausließ. Insgesamt so ein ganz, ganz kleines Stockholm, nur ohne Stockholm.

Abends bewunderten wir zunächst die gebratenen Würste, die von der Currywurst zum „Wiener Würstchen“ befördert worden waren. Auf der rechten Seite begleitet von einer Masse „Lyoner Kartoffeln“. Während die Wiener der Wurstverleumdung gelassen gegenüberstehen werden, hätten die Lyoner – falls am Bord – MSC dafür sicher den Krieg erklärt. Natürlich ist es für die Küchenhilfen schwierig die richtige Beschriftung im allfälligen Zettelkasten zu suchen, aber Fürst Pichler könnte ja am Buffetbeginn an den verschiedenen Behältnissen und so viele unterschiedliche sind es ja nicht, vorbeidefilieren und umbenennen. Ernährungstechnisch zwar egal, aber es würde ein bisschen Interesse am Beruf zeigen.

Nach dem „Essen“ sind wir dann ins Casino. Einen Tag vorher hatten wir uns ja schon mal umgeschaut. In amerikanischen Gewässern ist das Teil ja oft zwangsweise geschlossen und man kann nur auf hoher See sein Geld versenken.
Es war ein buntes Völkchen vertreten. Das Kommando Xi belagerte den Black-Jack-Tisch. Das Roulette war fest in italienischer Hand. Ein jüngerer Gebrauchtwagenhändler, jedenfalls benahm er sich so, warf mit Geldscheinen um sich und türmte dann – sicher nach einem lang entworfenen Plan, ziellos Chipberge aufs grüne Tuch. In affenartiger Geschwindigkeit hatte er 500 Euronen verzockt. Neben ihm saß ein alter Italiener, Typ Consigliere, der nicht einmal auf die Kugel schaute und so lange hektisch Türmchen baute, bis der Croupier ihm ein paar zurück auf seinen Stapel warf, da es sich die Kugel bereits im Kessel gemütlich gemacht hatte. Auch dieser Zeitgenosse ging erst, als er total blank war. Ihn sahen wir am nächsten Tag wieder. Gleiches Verhalten, gleicher Abgang. Für MSC ein schönes Zubrot, uns taten die Zockabhängigen irgendwie leid. Zu den Poker-, Black-Jack- und Roulette-Süchtigen gab es noch ein paar schluffige Raucher an den einarmigen Banditen. Schön war allerdings, dass der Weißwein im Casino erheblich besser als im Rest des Schiffes war.
Wie waren die Ausschiffungskämpfe? Ging so, Punkt 7:30 Uhr wurden die Aufzüge gestürmt. Da MSC sich über das Procedere nicht so genau ausgelassen hatte, wurden zwar die Aufzüge besetzt – die Frühstücker strebten, auf der Suche nach den letzten Bananen zu Deck 13 aufwärts und die Auschecker, auf der Suche nach dem Ausgang, zum Deck 4. Wenn aber die Kabine voll ist, ist sie eben voll und da hilft dann alles schimpfen nichts mehr. Unsere Fahrt wurde durch einen Mitreisenden abgerundet, der offensichtlich am Vorabend das Getränkepaket noch alle machen wollte. Wir kamen dann auch im Deck 4 an, wurden aber wieder auf Deck 6 zurückgeschickt, sollten dann Richtung Theater laufen und dort mit dem Lift wieder ins Deck 4 zurück. Haben wir geschafft und draußen auf der Pier noch vom Maskottchen Doremi Abschied genommen. Der hat wirklich einen noch schlimmeren Job als ich!
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von Dirk »

Na, wenn du dir mit diesem Beitrag nicht noch mehr Tadel einhandelst :)

Wir legen gerade in Marseille ab und ich bin froh auf dem Spaghetti-Dampfer der anderen Fährlinie zu sein.

Bin gespannt auf dein Fazit.

Gruß

DIRK
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Nane
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Re: Mit der Dschunke MSC Poesia 2024 durch die Ostsee - Unser Drittversuch mit MSC

Beitrag von Nane »

Moin lieber Dschunkenfahrer,
ich amüsiere mich gerade herrlich und sehe meine geballten Vorurteile gegenüber MSC bestätigt. :D
Eine Besichtigung der Meraviglia incl. Yachtclub war wunderbar, aber mehr wurde nicht daraus. Das schlimmste daran ist, dass wir als Kieler die schönen Schiffe im Sommerhalbjahr ständig bewundern können.
Also, jetzt warte ich auf dein Fazit.

LG aus Kiel
Nane
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