NCL-Gäste verpassen Schiff in Sao Tome / Afrika

[CrownPrince]

Aha. Und auf dieser Lachnummer gegen São Tomé auch noch begnadigt worden.

Wie würde man nur überleben, wenn man nicht regelmäßig mehr Glück als Verstand hätte?

Nein, ernsthaft, die kanadische Gelassenheit des Kapitäns der Jewel otS war in dieser eigentlich unangenehmen aber nicht schlimmen Situation sehr erfreulich. Wäre die Mehrheit der Diskursteilnehmer hier in diesem Thread in der Verantwortung gewesen, hätte ich vermutlich nichts zu lachen gehabt. Aber so wurde es anschließend noch ein sehr schöner Abend an Bord. Mir wurde auch keine Rechnung über die Treibstoff-Mehrkosten verehrt. Im Gegensatz zum verdatterten Autovermieter, dem ich den Schlüssel des unbetankten Fahrzeugs aus einiger Entfernung zuwarf, bevor ich zum „Pier-Runner“ wurde (und dabei leider unbeachtet blieb, ein wenig Anfeuerung hätte ich schon gebrauchen können).

Ich bleibe dabei: Wehret den Anfängen.

Hui! Geht’s auch ne Nummer weniger pastoral?

Viele Grüße

Andreas

[Cali65]

Gefällt mir die Story. Auf Domenica haben wir auch schon einmal gemeinsam mit vielen anderen Verspätete beim Sprinten angefeuert. Das war keine Stunde, aber so 20-30 Minuten und war sehr lustig.
War übrigens auf der Summit, also nicht Norwegian.
Wenn du die Meisten aus dem Forum hier auf die Brücke setzt, bist du nach 5 Minuten verloren.
Das habe ich jetzt auch kapiert.

[HelgeK]

Ich bleibe dabei: Wehret den Anfängen.

Hui! Geht’s auch ne Nummer weniger pastoral?

Wie würdest du es denn formulieren?

Egal, wo und wie man eine allerletzte "Rote Linie" zieht: Es wird immer einen kleinen Prozentsatz rücksichtsloser Gäste geben, die die Aufenhaltsdauern bis zum Äußersten ausreizen und dann beim kleinsten Hick-Up auf die Nase fallen.

[CrownPrince]

Wie würdest du es denn formulieren?

Ich würde es so überhaupt nicht formulieren, da ich eine andere Ansicht vertrete.

Es geht ja schon damit los, dass Du offenbar Gäste, die die Aufenthaltsdauer gänzlich "ausreizen" (also so wie ich das verstehe um 16:30 Uhr an Bord gehen, wenn die kommunizierte "All-Aboard-Time" bei einem Auslaufen um 17:00 Uhr ist) als "rücksichtslos" bezeichnest. Ich vertrete die Meinung, dass das ihr gutes Recht ist und man generell im Leben die Zeit die einem zur Verfügung steht auskosten darf.

"Zu-spät-Kommer" sind für mich (als ehemaligem Reiseleiter) definitiv nicht per se rücksichtslos. In der Regel sind sie eher etwas verpeilt, unaufmerksam, orientierungslos, naiv oder haben über den Durst getrunken. Sie sind nicht grundsätzlich Missetäter, die durch egozentrisches Verhalten anderen den Urlaub verderben wollen - und dementsprechend rigoros und aus Prinzip sanktioniert gehören. Wie beispielsweise durch auf die Sekunde pünktliches Ablegen ohne Not.

Dieses ist in meinen Augen in der Kreuzfahrt nur dann geboten, wenn es im jeweiligen Einzelfall zwingende operative Gründe dafür gibt: enger zeitlicher Korridor (z.B. Fahrpläne die Maximalgeschwindigkeit erfordern, Schleusenzeiten, Dienstzeiten von Lotsen & Hafenpersonal etc.) und Sicherheit (z.B. Wellengang und (Un-)Wetter). Mit der im Schienen- und Luftverkehr erforderlichen Präzision im Timing ist es jedoch nicht vergleichbar. Der Job eines Kreuzfahrtkapitäns erfordert neben umsichtiger Schiffsführung auch zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl als Gastgeber. Wer dagegen seine Freude daran hat, Verspäteten eine Lektion zu erteilen indem man ihnen grundsätzlich vor der Nase wegfährt, sollte imho den Job wechseln. Gleiches gilt auch in anderen Jobs wie z.B. Schulbusfahrer, die im Rückspiegel rennende Schüler wahrnehmen. Im Zweifel immer für den Angeklagten.

Die "Zu-spät-Kommer" sind sowieso schon genug gestraft: durch johlende Kreuzfahrer, durch die finanzielle Belastung der Reisekasse fürs Nachfahren bzw. -Fliegen, keine Wechselunterwäsche (für mich die Höchststrafe), als unfreiwillige YouTube- oder TikTok-Stars etc. ...

@HelgeK: Was meine Missetat im konkreten Fall betraf: ein Bergsträßchen in den Monti Lattari hinter Ravello war von einem Bergrutsch betroffen, Wartezeit im Stau laut meinem Dialog mit den Einheimischen mindestens 2 Stunden. Also zurück zur Amalfitana und über Salerno nach Neapel in wilder Raserei, dabei Ankunftszeit berechnet (voraussichtlich 15 Minuten nach Ablegezeit) und auf der Jewel angerufen - wobei wir uns zunächst telefonisch via Miami identifizieren mussten. Antwort des Kapitäns, "Okay, es werden eh nicht alle Ausflüge zur All-Aboard-Time da sein, kommen sie, aber so schnell sie können und bauen sie keinen Unfall". Nun die Frage: Unpassierbare Straße und Mietwagen ist ganz klar meine alleinige Risikosphäre, aber gehöre ich zu dem kleinen Prozentsatz Rücksichtsloser, dem man eine "Rote Linie" ziehen muss?

Viele Grüße

Andreas

[CrownPrince]

Guten Morgen,

es gibt übrigens interessante Post von NCL für gebuchte Gäste. Sie kam gestern und betrifft das Tendern, insbesondere dessen Sicherheit. Na wenn da mal kein Zusammenhang zum Vorfall von São Tomé und dem globalen Shitstorm besteht…

Neben der Erklärung des Tenderns generell („Gäste werden in kleinen Booten an Land gebracht“) geht es insbesondere um Rollstühle (die dürfen nicht mehr als 45 kg wiegen und sind idealerweise faltbar) und Scooter (die sind nicht gestattet). Personen, die nicht selbstständig in den Tender einsteigen können sondern sitzen müssen, dürfen im Gesamtgewicht mit Rollstuhl ebenfalls 45 kg nicht überschreiten, es ist also praktisch unmöglich. Ein weiterer Passus besagt, dass nur der zuständige Staff-Kapitän über die Möglichkeit des Tenderns unter Berücksichtigung externer Faktoren entscheiden kann - ob das nur für Fälle jenseits des Limits oder generell gilt, ist nicht ersichtlich, vermutlich schlecht übersetzt.

Weiterhin ist ein Formular angehängt, in dem wir mit Namen und Buchungsnummer unsere Form der Behinderung eingeben MÜSSEN. Stand heute haben wir keine. Kleiner Goof: wähle ich im Dropdown-Menü unter „Behinderung/gesundheitlicher Einschränkung“ wie voreingestellt „None“ aus, kann ich dieses Formular um dessen Einreichung „gebeten wird“ nicht abschicken, da eine Fehlermeldung kommt.

Aber der Fall von São Tomé ist damit endgültig klar: die Übernahme der „Late 8“ ohne Tenderplattform vom nachfahrenden Lotsen- oder Zollboot wäre nicht nur nicht sicher gewesen, sondern allerhöchstwahrscheinlich in Anbetracht deren körperlicher Konstitution in einer Katastrophe geendet. Sicherheit war hier das Kriterium.

Viele Grüße

Andreas

PS: empfehle Rollstuhlfahrern die Edge-Class von Celebrity. Dank Magic Carpet und „ebenerdigem“ Übergang sollte das dort (und meines Wissens nach nur dort) kein Problem darstellen.

[Raoul Fiebig]

Na wenn da mal kein Zusammenhang zum Vorfall von São Tomé und dem globalen Shitstorm besteht…

Hallo Andreas,

da besteht kein Zusammenhang. Diese E-Mail ist bei NCL seit längerem üblich. Bzw. der Zusammenhang besteht nur insofern, als dass es diese Regeln bereits lange vorher gab und sie bei der Entscheidung sicher berücksichtigt wurden.

[msc-costa-fan]

..

"Zu-spät-Kommer" sind für mich (als ehemaligem Reiseleiter) definitiv nicht per se rücksichtslos. In der Regel sind sie eher etwas verpeilt, unaufmerksam, orientierungslos, naiv oder haben über den Durst getrunken. Sie sind nicht grundsätzlich Missetäter, die durch egozentrisches Verhalten anderen den Urlaub verderben wollen - und dementsprechend rigoros und aus Prinzip sanktioniert gehören. Wie beispielsweise durch auf die Sekunde pünktliches Ablegen ohne Not.

..

ganz ehrlich?
mich nervt das schon bei einem Ausflug.
Wenn die Reiseleitung schon dreimal im Vorfeld sagt, dass Abfahrt um so und soviel Uhr ist, und wer dann da nicht da ist, muss eigenverantwortlich rechtzeitig zum Schiff zurückkommen. Dann sollen sie das auch so tun.
Nein, es sitzen alle im Bus, bis auf ein oder zwei Personen und der Bus fährt und fährt nicht ab. Und dann sieht man diese Leute ganz gemütlich zum Bus schlendern, als ob gar keine Zeit ausgemacht wäre.

Tut mir leid, aber ich wäre da in der Regel schon immer abgefahren, damit die Leute es auch lernen, was es heißt wenn eine Abfahrtszeit festgelegt ist.
Die Deppen sind nämlich die anderen 48 im Bus und nicht die Zuspätkommer...

[Wendy]

Ich habe auch Reiseleitungen gemacht (Busreisen und Flugreisen) und habe natürlich auch Zuspätkommer gehabt. Alle Sorten. Die notorischen, die bei jeder verdammten Abfahrt 10 Minuten zu spät sind und alle im Bus warten. Die, die den Treffpunkt nicht mehr finden. Die, die sich verlaufen. Und die, die gar nicht auftauchen, die von mir und einem der beiden Busfahrer 1 Stunde lang gesucht werden, weil der Bus dann in ein Hotel in einem Vorort fährt und die Gäste dort einchecken müssen. 48 Leute sitzen im Bus und dürfen warten. Die Leute tauchen nicht auf. Wir entscheiden uns, zu fahren, die Gäste einchecken, zu zweit (Reiseleiter +Busfahrer) unter "Zeugen " eines zusätzlichen Gastes ihr Gepäck auf ihr Zimmer zu bringen. Die Gruppe war auf mehrere Hotels unterschiedlicher Kategorien in unterschiedlichen Vororten, ich nicht im gleichen wie diese Gäste. Sie haben das Hotel wohl gefunden, mitten in der Nacht. Während der weiteren Reise waren sie unauffällig, nur um nachher beim Veranstalter eine Beschwerde einzureichen, dass ich Geld und btm pflichtige Tabletten aus ihrem Gepäck gestohlen hätte.

Es war dann gut, dass es nicht nur das 4, sondern das 6 Augen Prinzip gegeben hatte. Als der Veranstalter seinerseits mit Polizei drohte, kam heraus, dass sie von irgendeinem Dealer Drogen gekauft hatten, in der Sonne eingeschlafen sind auf einer Wiese und ihnen jemand ihre Taschen geklaut hatte. Und sie dachten, sie könnten uns die Verluste anhängen.

Andere Reise, ein Gast, der noch dazu mit seiner Mutter und einer Bildungseinrichtung unterwegs war, hat in China eine Prostituierte aufgegabelt und ist mit ihr mitgegangen. Aufgetaucht auch zu spät, angeschlagen, ohne Geld und Ausweis. In den 90ern in China....

Sagen wir mal so, meine Erfahrung mit Zuspätkommern ist, dass es häufig unfassbare Dummheit ist. Gepaart mit Ignoranz. Ohne jegliches Verständnis, dass es nicht nur sie betrifft, sondern xy andere betroffen sind.

Bis halt der Tag kommt, wo es mal echte Konsequenzen hat. Weil jemand nicht nur Augen rollt und nanana sagt. Sondern im wahrsten Wortsinn das Schiff abgefahren ist. Aber man sieht es ja auch hier: diese Leute suchen die Schuld bei anderen, nie bei sich. Und bringen die Welt dazu, daß ebenfalls so zu sehen.

[CrownPrince]

Hallo Raoul,

da besteht kein Zusammenhang. Diese E-Mail ist bei NCL seit längerem üblich. Bzw. der Zusammenhang besteht nur insofern, als dass es diese Regeln bereits lange vorher gab und sie bei der Entscheidung sicher berücksichtigt wurden.

Danke für die Aufklärung. Bin seit 14 Jahren nicht mehr NCL gefahren und kenne die Abläufe dort nicht. Ich muss sagen, dass ich dieses Schreiben in Teilen missverständlich und schlecht formuliert finde, wie mit heißer Nadel gestrickt, so dass ich davon ausging, es könnte eine unmittelbare Konsequenz aus den Vorkommnissen von São Tomé sein. Aber nun gut, ich kann das Formular ja aufgrund der Fehlermeldung aufgrund der Nichtbehinderung eh nicht abschicken.

@Wendy & msc-costa-fan: meine Antwort auf Eure Ansichten würde zwangsläufig ins Anekdotische abgleiten und das will ich nicht. Kann nur nochmals betonen, dass ich als Reiseleiter bezüglich Pünktlichkeit ganz überwiegend sehr gute Erfahrungen gemacht habe und glaube, dass es daran liegt, von vornherein einige Spielregeln kommuniziert zu haben. Auf eine Art und Weise, dass alle bald verinnerlicht haben, es dient dem Reisegenuss aller.

Wer jedoch partout nur seinen eigenen Spielregeln folgen mag, der muss Gruppenreisen meiden und sein eigenes Ding machen.

Viele Grüße

Andreas

[HelgeK]

Wie würdest du es denn formulieren?

Ich würde es so überhaupt nicht formulieren, da ich eine andere Ansicht vertrete.

Es geht ja schon damit los, dass Du offenbar Gäste, die die Aufenthaltsdauer gänzlich "ausreizen" (also so wie ich das verstehe um 16:30 Uhr an Bord gehen, wenn die kommunizierte "All-Aboard-Time" bei einem Auslaufen um 17:00 Uhr ist) als "rücksichtslos" bezeichnest. Ich vertrete die Meinung, dass das ihr gutes Recht ist und man generell im Leben die Zeit die einem zur Verfügung steht auskosten darf.

Wer pünktlich ist, ist pünktlich - kein Problem, auch wenn es auf die Minute prünktlich ist.

Aber wer zu spät kommt, ist nunmal rücksichtlos gegenüber anderen Fahrgästen, weil er/sie offensichtlich nicht genügend Puffer eingeplant hat. Und ja, einen Puffer einzuplanen halte ich für zwingend erforderlich, da sich nunmal nicht mit 100%iger Sicherheit planen lässt, was passiert.

Ich sehe hier bei der Abfahrt eines Kreuzfahrtschiffes kein grundsätzlich anderes Thema als beim Abflug eines Fliegers. Der wartet in der Regel auch nicht, und das völlig zu Recht.