MS Hamburg rammt Kaimauer
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MS Hamburg rammt Kaimauer
Mißglücktes Wendemanöver im Hafen Hamburg: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/ ... on242.html
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
Macht der Kapitän solche Manöver im Hafen ohne Lotse ? Klärt mich mal auf. Von einem Lotsen wird im Beitrag nichts gesagt...
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
Im Prinzip besteht für die MS Hamburg Hafenlotspflicht. Nach der Hamburger Hafenlotsordnung kann allerdings ein Schiffsführer auf Antrag von der Lotspflicht befreit werden, zB. wenn er innerhalb der letzten zwölf Monate zehnmal den Hamburger Hafen unter Lotsenbegleitung befahren und sog. Bewährungsfahrten absolviert hat.
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
Danke...
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
Laut Infos an anderer Stelle soll ein Hafenlotse an Bord gewesen sein.
Bei youtube gibt es 2 Filme, die das missglückte Ablegemannöver zeigen. Demnach lag die MS Hamburg mit Backbord, also Heck zur See, am Cruise-Center. Beim Ablegen stand Flutstrom gegen das Heck, die Hamburg legte dementsprechend achteraus ab, drehte hinter der letzten Dalbe nur sehr gering das Heck in die Strommitte und wollte dann voraus über Backbordbug im Freiraum vor dem Baakenhöft wenden. Dabei wurde - soweit ich das beurteilen kann , erst Fahrt voraus mit Backbordruder aufgenommen, was dann mit der Backbordmaschine voll-achteraus abgefangen wurde. Die Backbordmaschine wurde dann wieder gestoppt und der Dreh mit kleiner Fahrt voraus, Backbordruder und Querstromruder fortgeführt. Dies wurde durch den Ebstrom zu einer Fahrt geradeaus auf das Eck am Chicago Kai.
Für mich sind mehrere Dinge unverständlich: Die Hamburg hat 2 Verstellpropeller mit Doppelruderanlage und Querstromruder vorne. Warum wurde mit Maschinendrehzahl "voll achteraus" mannövriert? Warum wurde die voll achteraus laufende Backbord-Maschine offensichtlich komplett gestoppt? Backbord achteraus wäre für das gesamte Mannöver nötig gewesen. Warum passierte während der langen Zeit mit kleine Fahrt voraus mit Backbordruder und Querstromruder einfach gar nichts?
SG
Seekater
Bei youtube gibt es 2 Filme, die das missglückte Ablegemannöver zeigen. Demnach lag die MS Hamburg mit Backbord, also Heck zur See, am Cruise-Center. Beim Ablegen stand Flutstrom gegen das Heck, die Hamburg legte dementsprechend achteraus ab, drehte hinter der letzten Dalbe nur sehr gering das Heck in die Strommitte und wollte dann voraus über Backbordbug im Freiraum vor dem Baakenhöft wenden. Dabei wurde - soweit ich das beurteilen kann , erst Fahrt voraus mit Backbordruder aufgenommen, was dann mit der Backbordmaschine voll-achteraus abgefangen wurde. Die Backbordmaschine wurde dann wieder gestoppt und der Dreh mit kleiner Fahrt voraus, Backbordruder und Querstromruder fortgeführt. Dies wurde durch den Ebstrom zu einer Fahrt geradeaus auf das Eck am Chicago Kai.
Für mich sind mehrere Dinge unverständlich: Die Hamburg hat 2 Verstellpropeller mit Doppelruderanlage und Querstromruder vorne. Warum wurde mit Maschinendrehzahl "voll achteraus" mannövriert? Warum wurde die voll achteraus laufende Backbord-Maschine offensichtlich komplett gestoppt? Backbord achteraus wäre für das gesamte Mannöver nötig gewesen. Warum passierte während der langen Zeit mit kleine Fahrt voraus mit Backbordruder und Querstromruder einfach gar nichts?
SG
Seekater
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
es muss natürlich "Flutstrom" heißen, sorry.Seekater hat geschrieben: ↑11.10.2021 22:45 Laut Infos an anderer Stelle soll ein Hafenlotse an Bord gewesen sein.
Bei youtube gibt es 2 Filme, die das missglückte Ablegemannöver zeigen. Demnach lag die MS Hamburg mit Backbord, also Heck zur See, am Cruise-Center. Beim Ablegen stand Flutstrom gegen das Heck, die Hamburg legte dementsprechend achteraus ab, drehte hinter der letzten Dalbe nur sehr gering das Heck in die Strommitte und wollte dann voraus über Backbordbug im Freiraum vor dem Baakenhöft wenden. Dabei wurde - soweit ich das beurteilen kann , erst Fahrt voraus mit Backbordruder aufgenommen, was dann mit der Backbordmaschine voll-achteraus abgefangen wurde. Die Backbordmaschine wurde dann wieder gestoppt und der Dreh mit kleiner Fahrt voraus, Backbordruder und Querstromruder fortgeführt. Dies wurde durch den Flutstrom zu einer Fahrt geradeaus auf das Eck am Chicago Kai.
Für mich sind mehrere Dinge unverständlich: Die Hamburg hat 2 Verstellpropeller mit Doppelruderanlage und Querstromruder vorne. Warum wurde mit Maschinendrehzahl "voll achteraus" mannövriert? Warum wurde die voll achteraus laufende Backbord-Maschine offensichtlich komplett gestoppt? Backbord achteraus wäre für das gesamte Mannöver nötig gewesen. Warum passierte während der langen Zeit mit kleine Fahrt voraus mit Backbordruder und Querstromruder einfach gar nichts?
SG
Seekater
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
Danke für die gute Beschreibung des Manövers Seekater!
Da die Technik laut Medien nicht defekt war muss Hauptursache menschliches Versagen gewesen sein.
Mir stellen sich weitere Fragen:
1. Hat der Kapitän sein Schiff und die Manövriereigenschaften vielleicht nicht ausreichend gekannt?
2. Warum hat der Staffcaptain / Offiziere nicht geholfen? Die haben doch alle gesehen was in Kürze passieren wird.
3. Welche Rolle spielt der Lotse? (Gut, er ist nur Berater, aber wenn er sieht was gleich passiert, muss er doch energisch Empfehlungen aussprechen.
Für mich sieht das nach Totalversagen auf der Brücke aus.
Eigentlich will ich im Januar mit dem Schiff in die Antarktis. Bei der Crew hab ich jetzt Bedenken...
Tom
Da die Technik laut Medien nicht defekt war muss Hauptursache menschliches Versagen gewesen sein.
Mir stellen sich weitere Fragen:
1. Hat der Kapitän sein Schiff und die Manövriereigenschaften vielleicht nicht ausreichend gekannt?
2. Warum hat der Staffcaptain / Offiziere nicht geholfen? Die haben doch alle gesehen was in Kürze passieren wird.
3. Welche Rolle spielt der Lotse? (Gut, er ist nur Berater, aber wenn er sieht was gleich passiert, muss er doch energisch Empfehlungen aussprechen.
Für mich sieht das nach Totalversagen auf der Brücke aus.
Eigentlich will ich im Januar mit dem Schiff in die Antarktis. Bei der Crew hab ich jetzt Bedenken...
Tom
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
Hallo Tom,
ich weiss nicht wie belastbar meine Analyse ist. Doch die Zeitdauer des theoretischen "Totalversagens auf der Brücke" ist so groß, dass ich mir das bei der Personenanzahl dort nicht vorstellen kann.
Woher kommt die Medienaussage "keine defekte Technik"? Ich halte das für eine Schlussfolgerung daraus, weil die HH nach dem Vorfall selbstständig wieder angelegt hat. Ich empfinde es zumindest bemerkenswert, dass man bei einer Verstellpropeller-Anlage mit Maschinendrehzahl - oder gar achteraus gestartete Maschine? - manövriert. Für mein subjektives Empfinden ist dort "etwas technisches" mit im Spiel gewesen. Etwa "Komplettausfall der Verstellpropeller-Anlage" unmittelbar nach dem Ablegen beispielsweise. Ein Schiff wie die Hamburg ist auch dann voll manövrierfähig, nur eben anders.
Was ist nach dem erneuten Anlegen, während der Auslaufsperre, von der Hafenbehörde überprüft worden? Die Medien interpretieren hier wieder. Das kann auch etwas anderes als nur die "Schramme" am Backbord-Bug gewesen sein.
Ich bin jedenfalls auf den BSU Bericht zum Ereignis gespannt.
SG
Seekater
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Re: MS Hamburg rammt Kaimauer
Hallo Seekater,
dass keine technischen Mängel Ursache der Kollision war, hab ich aus den Nachrichten zitiert. Immerhin konnte das Schiff ja nach der Kollision problemlos anlegen und nach Begutachtung von Sachverständigen sogar seine Reise mit Gästen starten. Das wäre sicher von den Behörden verhindert worden, wenn Ruder oder Antrieb fehlerhaft wären.
Ich nehme natürlich stark an, dass die Gutachter nicht nur die Strukturschäden untersucht haben, sondern auch die Manövrierfähigkeit des Schiffes überprüft haben.
Ich bin auch gespannt, was die Unfalluntersuchung ergibt.
Viele Grüße
Tom
dass keine technischen Mängel Ursache der Kollision war, hab ich aus den Nachrichten zitiert. Immerhin konnte das Schiff ja nach der Kollision problemlos anlegen und nach Begutachtung von Sachverständigen sogar seine Reise mit Gästen starten. Das wäre sicher von den Behörden verhindert worden, wenn Ruder oder Antrieb fehlerhaft wären.
Ich nehme natürlich stark an, dass die Gutachter nicht nur die Strukturschäden untersucht haben, sondern auch die Manövrierfähigkeit des Schiffes überprüft haben.
Ich bin auch gespannt, was die Unfalluntersuchung ergibt.
Viele Grüße
Tom