Reisebericht QE2 22. - 27. August 2008

Kreuzfahrten mit Carnival Cruise Line, Costa Crociere, Cunard Line, Holland America Line, P&O Cruises, P&O Cruises Australia, Princess Cruises und Seabourn Cruise Line (ohne Aida Cruises)
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wyngyld
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Reisebericht QE2 22. - 27. August 2008

Beitrag von wyngyld »

Liebe Schiffsfreunde und -freundinnen!

Diesem Bericht wird möglicherweise in den nächsten Wochen eine ausführlichere Version folgen, da unsere An- und Abreise zur und mit der Queen Elisabeth 2 interessant und abwechslungsreich war (von Wien nach Southampton mit dem Zug und wieder retour) und wir diese Zwischenhalte mit einem Kultur- und Besichtigungsprogramm kombiniert haben. An dieser Stelle werde ich mich auf die wesentlichen Punkte der Schiffsreise mit der QE2 konzentrieren, die von 22. bis 27. August 2008 stattfand. Grund der Reise mit der QE2 war, dass wir sie nochmal "in freier Wildbahn" erleben wollten bevor sie im November ihre letzte Reise nach Dubai antreten wird. Unser Ziel war also das Schiff.

Die Route, die sie in diesem Zeitraum befuhr stand für uns nicht so im Mittelpunkt, hier ist der Überblick:
  • Southampton/GB
    Seetag
    Bilbao/Spanien
    Le Verdon/Frankreich
    St. Peter Port/Guernsey
    Southampton/GB
Wie man hört soll die Biskaya ein Gebiet sein, wo, ähnlich wie am Nordatlantik, häufiger mit rauher See zu rechnen ist, worauf wir uns eigentlich gefreut haben. Hier ist zu ergänzen, dass mein Mann und ich bereits mehrfach mit Hochseesegelbooten unterwegs waren und es erst bei starkem Wind und entsprechender Schräglage des Bootes so richtig lustig fanden und dabei nie seekrank wurden.

Zum Schiff:
Von außen strahlt das Schiff eine Eleganz, Schnittigkeit und Schönheit aus, mit der kein moderner "BalkonkabinenbiszumAnschlag-Kahn" mithalten kann. Es war immer wieder ein Erlebnis sich dem Schiff von Land oder von Wasser zu nähern, es zu betreten und sich darüber zu freuen mit ihr unterwegs zu sein. Besonders gelungen sind die offenen Decks im Heck und die dort befindlichen vielen Liegen und Sitzgelegenheiten. Großartig sind auch die Holzböden sowie die seitlichen Promenadendecks mit den Deckchairs aus Holz, quasi wie aus dem Bilderbuch für klassische Kreuzfahrten entsprungen.
Die Innenräume sind renoviert und strahlen Eleganz aus. In manchen ist die stilistische Herkunft des Schiff aus den 60er-Jahre deutlich zu erkennen.
Sehr positiv fällt auch auf, dass in viele öffentlichen Räumen großen Fenstern vorhanden sind, vor denen sich bequeme Sessel befinden, sodas man jederzeit Platz nehmen und hinausschauen kann. So lässt sich ein Seetag auch bei weniger schönem Wetter entspannt genießen.
Da nicht alle Lifte und Treppen alle Decks verbinden, was daher rührt, dass die anfänglich existenten verschiedenen "Klassen" jeweils Zugang ihren jeweiligen und nicht allen anderen Bereichen hatten, war ich in Sorge, mich möglicherweise auf dem Schiff nicht zurecht zu finden. Dies war glücklicherweise nicht der Fall, da die Beschilderung ausgezeichnet ist. Jemand mit durchschnittlichem Orientierungssinn wie ich, ist also nicht völlig verloren, sondern sehr gut in der Lage von seiner Kabine zu den relevanten Räumlichkeiten und wieder zurück zu finden. Und sollte man sich verlaufen, so hilft einem das Personal weiter.
Die Bibliothek an Bord verfügt über eine Vielzahl an maritimer Literatur, sodass an Seetagen Schiffsfreunden garantiert nicht langweilig wird, die Bücher sind natürlich alle in Englisch, wobei es auch einen kleinen Teil deutschsprachiger Bücher gibt.
Das Highlight für mich waren die vielen Bilder, Schiffsmodelle und Erinnerungsstücke, die über die Treppenhäuser und öffentlichen Räume des Schiffs verteilt sind.
Weiteres Highlight war, dass immer und überall leichte Vibrationen zu spüren und in der Kabine ein Brummen des Motors zu hören war, das ich persönlich sehr beruhigend und sympathisch finde, da man somit immer bemerkt, dass man auf einem Schiff unterwegs ist. Dies war jedoch nie laut oder unangenehm. Nachteil ist jedoch, dass so ein Schiff für bestimmte Musikaufführungen, wie z. B. ruhige Passagen von unverstärkter klassischer Musik mit geringer Instrumentierung, ungeeiget ist, da es immer dieses Hintergrundgeräusch gibt. Dies müssen Fans klassischer Musik beim Buchen ihrer Reise berücksichtigen.
Drittes Highlight waren Ein- und Auslaufen in die Häfen sowie die An- und Ablegemanöver sowie das Ankern und Tendern. Dies fand ich sehr interessant und sollte man sich keinesfalls entgehen lassen, auch wenn es für das Einlaufen manchmal bedeutet sehr früh aufstehen zu müssen. Für die Ausfahrt in Southampton fanden wir britische Fahnen in unserer Kabine vor, die von vielen Passagieren dazu genutzt wurden sich von den winkenden Menschen in Southampton und auf den die QE2 begleitenden Boote zu verabschieden.
Die Ausfahrt aus Le Verdon (wo die QE2 noch nie davor angelegt hatte) wird mir ewig in Erinnerung bleiben, wo sie von zahlreichen kleinen und großen Booten begleitet wurde und uns eines des Schlepp/Schub-Schiffe der örtlichen Küstenbehörde mit voll aufgedrehten Wasserwerfern eskortiert hat. Ein Moment, der vermutlich selbst abgebrühten Kreuzfahrern die Tränen in die Augen treibt.
Die An- und Ablegemanöver sind bei einem älteren Schiff deutlich aufwändiger und daher aus meiner Sicht viel spannender spektakulärer als bei den neuen Schiffen mit Bugstrahlruder, da dafür jeweils immer Schlepp/Schub-Schiffe benötigt wurden und es war interessant zu beobachten mit welch Behutsamkeit sie dieses große Schiff an ihren jeweiligen Liegeplatz manövrierten.
Wichtiger Teil des Erlebnisses beim Auslaufen war natürlich das Betätigen des Schiffshorns der QE2, dass "Gänsehaut-Gefühl" erzeugt und man selbst einmal gehört haben muss. Es ist am Besten auf der Aussichtsplattform am Bug des Schiffes zu hören.

Zur Kabine:
Wir hatten eine M4-Innenkabine (Mauretania-Restaurant) auf Deck 5. Diese verfügte über getrennte Betten, die zwar nicht sehr romantikfördernd sind, aber für genügend Platz in der Kabine sorgten. Wir waren ja nicht auf Hochzeits-, sondern auf Schifferlebnisreise. Für unsere beiden sehr großen Koffer fand sich ausreichend Platz unter den Betten. In den zwei Schränken waren genügend Kleiderbügel, sodass ich noch einige weitere Kleider mitnehmen hätte können. Zwischen den Betten gab es eine Kommode mit darüber befindlichem Spiegel mit ausreichend Stauraum. Positiv fiel uns auf, dass es in der Kabine drei verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten gab, sodass man von sehr hell bis gemütlich eine vielfältige Auswahl treffen konnte. Neben den Spiegel gab es jeweils eine Steckdose, allerdings nur für das englische System und erfordert das Mitnehmen eines Adaptersteckers. In der Kabine waren weiters ein Fön sowie ein Fernseher vorhanden.
Ebenso erfreulich: Im Bad gab es eine Glasduschtür und keinen Plastikvorhang. Über dem Waschbecken war ein Spiegel mit dahinter befindlichem Stauraum, der jedoch etwas schmal und für einige unserer Flaschen zu niedrig war, sodass wir nicht alles dort unterbringen konnten. Links und rechts des Waschbeckens gab es aber Abstellflächen, sodass wir damit das Auslangen fanden. Es gab Kosmetikprodukte einer britischen Firma im Badezimmer, die wir jedoch nicht verwendet haben. Einzig die Duscharmatur war schon ziemlich veraltet und teilweise undicht.
Unser Fazit: Für diese Kategorie und für eine Kurzreise (5 Tage) von Ausstattung und Geräumigkeit für ein 40 Jahre altes Schiff sehr komfortabel.

Zum Service:
Den berümten "White Star"-Service, mit der die Reederei Cunard in ihren Prospekten blumig wirbt, haben wir nur eingeschränkt wahrnehmen können. Der Großteil des Personals war nett und freundlich und hat seine Aufgaben in guter Weise erledigt, war aber nicht deutlich besser als andernorts. Es gab mehrere Verhaltensweisen des Personals auf die ich der längeren Version noch näher eingehen werde und die es in dieser Form auf einem Schiff von Cunard nicht geben sollte, nur ein Beispiel: Einer der Kellner im Restaurant wollte uns für die Hauptspeise kein frisches Besteck bringen sondern wollte, dass wir das gebrauchte weiterverwenden.
Wir hatten den Eindruck, dass dieses "besondere Etwas" an Aufmerksamkeit entweder eine hohle Verkaufssfloskel ist oder möglicherweise nur den Vielfahrer-Gästen bzw. jenen der teureren Kabinenkategorien zuteil wird.
Als sehr positiv fanden wir hingegen, dass uns niemand zum Konsum von Getränken oder was auch immer drängen wollte (Motto: Nehmen Sie doch den xy-Bon). Man konnte sich auch an einem Platz in den öffentlichen Räumlichkeiten oder an Deck setzen, ohne sofort das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass man sofort ein Getränk bestellen muss.

Zum Essen:
Das Essen war sehr gut, kam stets heiß und nie nur lauwarm an den Tisch und man war auch großteils in der Lage (am Morgen) vorbestellte Sonderwünsche für das Abendessen zu erfüllen. Das Frühstück ist vor allem auf den britischen und amerikanischen Geschmack ausgerichtet. Die Auswahl der Brotsorten fiel daher etwas bescheiden aus, verschiedenartige Aufstriche oder auch eine Vielfalt an Gemüse (Radieschen, Paprika, etc.) für kalte belegte Frühstücksbrote, wie man es bei uns kennt, gab es weder im Restaurant noch im SB-Bereich. Für die Präsentation der Speisen hatten wir uns (aufgrund der blumigen Werbeversprechen) eine ausgefallenere bzw. aufwändigere Dekoration erwartet, was aber möglicherweise an dem Restaurant lag, da möglicherweise die Caronia- oder Grill-Gäste eine ansprechendere Präsentation erleben konnten.
Die Auswahl an Teesorten war ziemlich bescheiden. Es gab nur einen Früchtetee (Apfel-Zimt), der zwar gut schmeckte, jedoch nicht von Anfang vom Personal eigenständig angeboten wurde, sondern man nur bei Nachfrage erhielt. Ich erfuhr zufällig im Gespräch mit Mitreisenden davon.
Wir tranken nur ein Mal Wein zum Essen. Da wir es von zu Hause gewohnt sind jeweils unterschiedlichen Wein zu den Gängen zu trinken (d. h. glasweise) haben wir einen 2006er Chablis aus Frankreich bestellt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis hat aus unserer Sicht nicht gepasst, worauf wir keinen weiteren Wein mehr bestellt haben. Abgesehen davon waren wir enttäuscht keinen einzigen österreichischen Wein auf der Weinkarte zu finden. Es gibt bei uns nicht nur Spitzenwinzer, sondern auch viele Weine von sehr guter Qualität zu fairen Preisen. Diese hätten sicherliche mit mehreren Gerichten auf der Karte harmoniert.
Die Preise der Getränke in den Bars erschienen uns hingegen sehr moderat. Hier hatten wir mit höheren gerechnet. Da an Bord mit Dollar bezahlt wird kam uns der günstige Kurs zusätzlich zu Gute.

Zu den Mitreisenden:
Wir hatten ca. 1.500 Briten, ca. 100 Deutsche und der Rest internationale Gäste im einstelligen bzw. zweistelligen Bereich an Bord. Das Durchschnittsalter war ca. +/- 50, wobei auch mehrere Familien an Bord waren. Auffallend war, dass alle Kindern ohne Ausnahme sehr wohlerzogen waren. Wir saßen an einem 6-er Tisch mit zwei älteren britischen Ehepaaren, mit denen wir uns nett unterhielten und sehr viel Spaß hatten. Uns war von unseren England-Reisen der britische Lebensstil und auch die britische Höflichkeit bereits bekannt und wir waren trotzdem positiv überrascht wie angenehm es sich mit Menschen aus diesem Kulturkreis reisen lässt. Einzige Ausnahme war der von Cunard organisierte Ausflug auf Guernsey, wo sich einige Mitreisende nicht entsprechend verhielten, hier war offenbar der Herdentrieb stärker.
Wir kamen bei verschiedenen Gelegenheiten (z. B. Kapitäns-Cocktail oder 4-Uhr-Tee) auch mit anderen Reisenden ins Gespräch und führten sehr nette Unterhaltungen.
Die am jeweiligen Abend gültigen Bekleidungsvorschriften (ab 18:00 Uhr gültig) wurden von allen Mitreisenden genau eingehalten. Wir hatten befürchtet, dass möglicherweise die Menschen äußerst elegant gekleidet sein würden, wie man es von den sehr gehobenen Bällen in Wien, z. B. den Opernball, kennt. Dies war jedoch nicht der Fall, was möglicherweise auch am Mauretania-Restaurant lag. Möglicherweise war dies in den Grill-Restaurants anders. Die Mitreisen waren aus unserer Sicht je nach Dresscode aus unserer Sicht "normal" elegant gekleidet, wie man es auch von eleganten Restaurants oder von Theater- oder Konzertveranstaltungen kennt, was für uns deutlich zur Wohlfühl-Atmosphäre beitrug, da wir nie das Gefühl hatten "underdressed" zu sein.
In einem Reisebericht habe ich gelesen, dass sich jemand darüber beschwert hat, dass das Schiff für Menschen mit besondere Bedürfnisse nicht geeignet ist. Dies können wir nicht bestätigen. Bereits bei der Einschiffung wurden Rollstuhlfahrer sehr zuvorkommend von Cunard-Mitarbeitern betreut und es gab auch zahlreiche Menschen mit Stöcken und Gehhilfen an Bord. Es gibt Kabinen und Toiletten für Rollstuhlfahrer, Lifte, und an den Treppen in den öffentlichen Innenräumen gibt es auch Rampen. Die Außendecks verfügen jedoch nicht über automatische Türen, bzw. ist der Zugang zu diesen eng, sodass man sie nicht uneingeschränkt alleine nutzen kann. Wenn man besondere Bedürfnisse hat und (alte) Schiffe liebt sollte man sich nicht davon abhalten lassen mit der QE2 zu fahren, sondern je nach eigener Situation bei der Reederei nachzufragen.

Zum Unterhaltungsprogramm:
Das Tagesprogramm ist an eine eher ältere Zielgruppe gerichtet und hat uns nur zum Teil angesprochen. Sämtliche Shows, die wir gesehen haben, waren sehr professionell und unterhaltsam. Wir fanden es sehr positiv, dass die Shows von einem Live-Orchester begleitet werden und es nicht eine Zuspielung aus der "Konserve" gibt.
Das abendliche Musikangebot in den Bars war ebenfalls sehr hochwertig.
Keinesfalls entgehen lassen sollte man sich den "Heritage Trail", ein Vortrag über die Geschichte von Cunard samt Führung zu den Ausstellungsstücken und Bildern, der sehr interessant und unterhaltsam ist.
Sehr erfreulich fanden wir das TV-Programm, das neben englischsprachigem Sat-TV (so verfügbar) über 3 Film-Kanäle verfügte, wo hochwertigen neue oder älteren Filmen gezeigt wurden, die täglich gewechselt und tagsüber laufend wiederholt wurden.
Ein Mal täglich gab es im Theater eine Filmvorführung mit einem neuen Kinofilm, was wir aus Zeitgründen aber nicht nutzen konnten.
Sehr merkwürdig fanden wir, dass die Bälle oder andere Tanzveranstaltungen bereits um Mitternacht endeten. Wenn man so wie wir erst zur zweiten Sitzung isst, sich danach eine Show ansehen und dann Tanzen will, dann hat man kaum eine Gelegenheit dazu, was uns sehr enttäuscht hat.

Zur Reederei:
wir erhielten unsere Reiseunterlagen pünktlich und in hochwertiger Ausführung, was unsere Vorfreude auf die Reise steigerte.
Das Cruise Terminal in Southampton ist in einem Zustand, den wir nur als "schäbig" bezeichnen können und keine Visitenkarte für die Reederei.
Die Mitarbeiter waren jedoch alle sehr freundlich, die Einschiffung verlief sehr koordiniert und trotz der vielen Menschen, die in der Halle auf die Einschiffung warteten, waren wir relativ schnell an Bord, was sicherlich auch mit dem Naturell der Briten zusammenhängt, die ruhig und geduldig in der Schlange stehen und weder herumlärmen noch drängen.
Am Terminal erhielten wir einen Zettel in die Hand gedrückt, dass man aufgrund drohender streiks in La Rochelle nicht diesen Hafen, sondern Le Verdon anfahren werde. Die Informationen über diese neue Destination waren jedoch sehr dürftig und in der Bordbibliothek gab es keinerlei Informationen über dieses Ziel.
Eine Schlamperei des Landpersonals von Cunard war, dass sie die falsche Tischzeit weitergegeben haben und wir für die 1. statt der 2. Sitzung eingeteilt waren. Der Assistent des Maitre d' war jedoch sehr nett und freundlich und änderte dies sofort.
Erfreulich war auch, dass die Rettungsübung vor dem Auslaufen stattfand und man genug Zeit hatte die Rettungswesten wieder in der Kabine zu Verstauen und sich an Deck zu begeben.
Als sehr angenehm fand ich, dass zu allen Mahlzeiten automatisch Eiswasser serviert wurde und man nicht unter Druck gesetzt wurde ein weiteres Getränk zu kaufen.

Zu den Ausflügen:
Wir haben nur einen organisierten Ausflug, und zwar einen Halbtagesausflug auf Guernsey, gebucht. Dieser war aus unserer Sicht kein besonders zu erwähnendes Highlight, da kürzer als die angegebene Zeit und man hatte den Eindruck, dass sich die einheimische Reiseleiterin nicht sehr bemühte. So musste ich sie darum ersuchen den Bus an einem schönen Aussichtspunkt anhalten zu lassen, damit man aussteigen und fotografieren konnte. Hätte ich nichts gesagt wäre der Bus nach dem Wenden weitergefahren. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis fand ich den Ausflug viel zu teuer.
Was jedoch lobend erwähnt werden soll ist, dass die Reederei an allen Häfen kostenlose Shuttlebusse/Tenderboote ins Zentrum angeboten hat. Diese waren auch gut organisiert und die Transporte verliefen rasch.

Zur Sprache:
Wir haben es sehr genossen eine Woche lang fast ausschließlich Englisch zu sprechen. Es gibt zwar eine deutschsprachige Hostess, die Übersetzung des Tagesprogramms auf Deutsch, aber die Durchsagen und wesentlichen Informationen, das Programm, die Ausflüge und die "Heritage-Trail"-Führung sind alle in englischer Sprache und man kann auch nur die Unterhaltung mit den netten britischen Mitreisenden genießen wenn man über halbwegs passable Englischkenntnisse verfügt.

Zur Route:
In Bilbao fuhren wir mit dem Shuttlebus ins Zentrum und verbrachten vier herrliche Stunden im Guggenheim Museum, das aus unserer Sicht das großartigste Museum für moderne Kunst ist, das wir je gesehen haben. Das Gebäude selbst ist ein Kunstwerk für sich und wer sich nicht für den Inhalt der laufend wechselnden Ausstellungen interessiert sollte sich zumindest das Gebäude von außen und innen ansehen, da dies aus bautechnischer Sicht höchst bemerkenswert ist, da es über keine herkömmlich "geraden" Wände verfügt.
In Le Verdon stiegen wir in den Shuttlebus ein, ohne zu wissen wo er uns hinbringt (die Infos, die uns Nachts unter die Kabinentür geschoben wurden sagten, dass es optionale Shuttlebusse nach Le Verdon und in den Badeort Soulac-sur-Mer gibt. Die ergänzenden Informationen waren sehr dürftig) und wurden letztlich in den bezaubernden Badeort Soulac-sur-Mer gebracht. Es ist ein alten Badeort an der französischen Atlantik-Küste, der über entzückende alte Häuser und einen breiten Sandstrand mit hohen Wellen verfügt. Ein Eldorado für Wellenreiter. Allerdings waren die Temperaturen an diesem sonnigen Tag 20 Grad Luft- und 21 Grad Wassertemperatur, was für uns eindeutig zu kalt zum Baden war.
In Guernsey nahmen wir an dem Ausflug teil, der uns nur mäßig begeistert hat. Auf die Besichtung von St. Peter Port, ein offensichtlich hübscher Ort, haben wir verzichtet, da sehr viele Menschen (vermutlich die meisten von unserem Schiff) unterwegs waren, aber nicht weiter tragisch war, weil unser eigentliches Reiseziel ja das Schiff war.

Das Wetter:
Sonnenschein beim Auslaufen aus Southampton, in Bilbao und in Le Verdon. In Guernsey war es bewölkt und auch beim Einlaufen in Southampton. An keinem Tag gab es Regen.
Die für die Biscaya erwartete rauhe See gab es leider nicht, was wohl alle anderen Mitreisenden gefreut hat. Wir haben uns darüber hinweggetröstet, dass es offenbar so sein dürfte, dass wann immer wir auf schlechtes Wetter hoffen, mit dem Gegenteil überrascht werden und uns in weiterer Folge über malerische Wolkenformationen und traumhafte Sonnenauf- und -untergänge gefreut.

Fazit:
Das Schiff ist echtes Erlebnis, und man kann auf ihm Schiffsgeschichte live erleben. Schiffsbegeisterte sollten sich keinesfalls entgehen lassen mit ihr zu fahren solange es noch freie Plätze gibt, die - je näher der November rückt - immer begehrter sein werden. Uneingeschränkt empfohlen werden kann es jedoch nur jene, die über gute bis sehr gute Englischkenntnisse verfügen und wirklich Freude an und Verständnis für alte Schiffen haben.
Wer sich in eleganter Kleidung wohlfühlt wird abends auf seine Kosten kommen und braucht andererseits aber auch keine Sorge zu haben, das die Mitreisenden wesentlich eleganter gekleidet sein können als man selbst, da die meisten Menschen ebenso gekleidet sind wie man selbst. Für Standard-Tänzer ist dieses Schiff nur begrenzt geeignet, da diese Tanzmöglichkeiten um Mitternacht enden. Der DJ im Yacht-Club ist nicht wirklich ein Ersatz für das qualitativ hochwertige QE2-Orchester.
Diese Reederei wird offenbar seit Generationen von Marketing-Strategen geführt, denn der "Kult" um die eigenen Schiffe und die Marke "Cunard" wird schon ewig gepflegt und ist vermutlich von kaum einer anderen Reederei zu überbieten. In der Tat gibt es sehr viel auf das man stolz zurück blicken kann, das auch für Passagiere sehr beeindruckend und man sich manchmal dabei ertappt auf diese Werbeslogans "hineinzukippen" und sich dabei erlebt stolz zu sein mit diesem Schiff und dieser Reederei unterwegs zu sein.
Dies führt jedoch dazu, dass man mit sehr hohen Erwartungen an Bord geht, die jedoch kaum zu erfüllen sind, da es auch andere tolle Schiffe und mittlerweile genügend Mitbewerber gibt. Wir hörten beispielsweise von unseren Tischnachbarn, dass ein britisches Ehepaar, das sie beim Tee trafen, zuvor nur mit Fred Olsen unterwegs war und von Cunard nicht so begeistert war und daher künftig auch wieder mit Fred Olsen fahren wird. Bei uns haben die positiven Erlebnisse überwogen, sodass wir natürlich jederzeit wieder mit der QE2 fahren würden und uns durchaus vorstellen können in Zukunft mit der QM2 zu fahren.

Schöne Grüße

Wyngyld
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HeinBloed
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Re: Reisebericht QE2 22. - 27. August 2008

Beitrag von HeinBloed »

Servus Wyngyld,

ich muss sagen, dass ich mich in deinem Reisebericht sehr gut wiederfinden konnte. Schöner Bericht!!! Danke!!!

Wir würden auch QM2 fahren, um einmal das Schiff zu erleben, aber nicht zu jeden Preis, weil es einfach nicht Wert sein könnte. Mal gucken, ob 2010 etwas kurzes mal wieder in Europa auf der QM2 angeboten wird.

Den Unterschied zwischen Fred Olsen und CUNARD können wir sehr gut nachvollziehen. Darum freuen wir uns auf die BOUDICCA im nächsten Sommer. Alle bekommen die gleiche Aufmerksamkeit und den gleichen Service. Und du hast vollkommen Recht: so außergewöhnlich ist der WHITE STAR Service im Mauretania-Restaurant nicht!

Ich hatte das mit den Behinderten erwähnt. In Southampton war es kein Probem. Wir hatten allerdings beobachtet, dass in Zeebrugge (ohne richtiges Cruise Terminal), keine Hilfe da war. Eine Passagierin, die mal gerne das Schiff von außen fotografieren wollte, wurde zwar runtergetragen, aber als sie Hilfe anforderte, um wieder an Bord gebracht zu werden, gab es keine. Sie musste noch länger im kalten Wind ausharren.

Servus nach Wien!
HeinBloed
demo

Re: Reisebericht QE2 22. - 27. August 2008

Beitrag von demo »

Hallo Wyngyld,

vielen Dank für den tollen Bericht! :thumb:
Ich habe Gänsehaut bekommen, weil ich mich noch so gut an alles erinnern kann udn sofort wieder auf die QE2 gehen würde!!!

In Teilen haben wir es etwas anders erlebt als Du/ihr, wie Du ja sicher meinem Reisebericht entnommen hast. Aber das ist nun mal sehr subjektiv und hängt auch immer mit dem ganzen Drumherum zusammen.

Wenn Dich die QM2 interessiert, solltest Du heute um 22.30 Uhr SRW BW ansehen, sofern Du es empfangen kannst. Da kommt ein Bericht zur QM2.

Ich selbst werde (zumindest demnächst) nicht wieder auf die QM2 gehen sondern erst mal andere Reedereien ausprobieren. Im Vergleich zur QE2 kann sie nämlich nicht bestehen.

Liebe Grüsse
Dennis
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