Zurück von der Westerdam

Kreuzfahrten mit Carnival Cruise Line, Costa Crociere, Cunard Line, Holland America Line, P&O Cruises, P&O Cruises Australia, Princess Cruises und Seabourn Cruise Line (ohne Aida Cruises)
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coke72
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Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Hallo zusammen!

Wir sind gestern aus Seattle und von der Westerdam zurück gekommen. Für einen ganz ausführlichen Reisebericht fehlt mir dieses Mal leider die Zeit, nichts desto trotz möchte ich Euch zumindest kurz am erlebten teilhaben lassen und von unseren Erfahrungen berichten.

Anreise / Seattle
Wir sind ab Frankfurt mit Lufthansa non stop nach Seattle geflogen. Wir hatten zwar eine geringe Verspätung, da in Frankfurt eine Startbahn geschlossen war, der Flug war jedoch tadellos. Insbesondere war auffällig, dass die Flugbegleiter sehr häufig mit Getränken kamen und zu jeder Zeit in der Bordküche Getränke und Knabberkram zum abholen bereit lag. Insbesondere ist und die Freundlichkeit an Bord sehr positiv aufgefallen. Das Unterhaltungsprogramm war auch sehr gut, da Lufthansa auf dieser Strecke inzwischen Airbus A330 mit Touchscreen-Monitoren in den Rückenlehnen und Video on Demand Service einsetzt. Wir konnten aus ca. 15 Filmen auswählen, zu denen u.a. Nachts im Museum 2 und der letzte Star Trek Film gehörten. Die Filme, die ich noch im Kopf habe, waren vor ca. 4 bis 5 Monaten im Kino angelaufen. Dazu kamen einige Discovery Channel Sendungen und weiteres Material. Der Flug war also durchaus kurzweilig.
In Seattle begann die Suche nach einem Taxi. Da wir zu viert und einer Menge an Gepäck unterwegs waren, passten wir nicht in ein normales Taxi. Da auch kein Van zur Verfügung stand, hat man uns empfohlen, uns auf zwei Taxis aufzuteilen. Direkt neben dem Taxistand stand allerdings eine Stretch-Limousine für 8 Passagiere von Lakeview Limousine (Tel.: +1 (206) 920-6000) und wartete auf Kunden. Bei einem Angebot von $50 vom Flughafen zum Hotel konnten wir uns hier einfach nicht zurückhalten. Im Endeffekt war die Limousine damit $5 teurer als ein Taxi. Die Limousinen von Lakeview waren jetzt zwar nicht die allerneusten (irgendwo fehlte eine kleine Abdeckung an einem Griff etc.), aber ein gutes Transportmittel und im Vergleich zu allen anderen Optionen (Towncar vorausbuchen, Limousine vorausbuchen, etc.) sehr günstig. Wir haben auch für den Rückweg eine Limousine gebucht, die uns an Pier 91 abgeholt hat und zum SEATAC-Airport gebracht hat. Die Kosten waren hier $55.
Unser Hotel war das Courtyard by Marriott Lake Union. Das Hotel liegt etwas außerhalb (zur Space Needle sind es ca. 15 Minuten zu Fuß, in die Innenstadt ca. 30-40 Minuten) am See direkt gegenüber vom Anlegesteg für die Wasserflugzeuge. Die Zimmer waren sauber und groß genug für zwei Nächte, auch das Frühstück war sehr reichhaltig. Als Besonderheit stehen auf dem Frühstücksbuffet Waffeleisen, mit denen man sich selbst seine belgischen Waffeln backen kann.
Von Seattle selbst haben wir uns einiges angesehen - die Waterfront mit den unzähligen Piers (mit zum Teil sehr schönen, wenn auch nicht unbedingt preiswerten Restaurants), die Innenstadt, den Pikes Place Market und die Monorail. Am eindrucksvollsten war sicherlich der Pices Place Market, inbesondere den Fischhändler am Südende der Haupthalle muss man gesehen haben. Vorne stand eine Person und hat Fische verkauft, dann laut ausgerufen, was der Kunde haben wollte, worauf die restliche Manschaft die Bestellung laut wiederholt hat. Lag der Fisch irgendwo vorne, wurde er dann praktischerweise direkt quer durch den Laden nach hinten geworfen, fehlten vorne ein paar Fische, kamen diese von hinten geflogen und wurden wieder einsortiert. Das war insgesamt sehr eindrucksvoll, meine Frau hat jedoch ein paar Spritzer abbekommen als gerade ein paar Fische an ihr vorbei flogen, also bitte nicht die neuesten und besten Klamotten anziehen! (Ich sollte hier vielleicht noch sagen, dass ich persönlich etwas anderen Umgang mit Lebensmitteln pflege und in einem solchen Laden auch (u.a. aus hygenischen Gründen) nichts kaufen würde, die anwesendenden Kunden swchien das aber nicht weiter zu stören.)
Von der Space-Needle hatten wir einen tollen Ausblick über die Stadt. Wir waren gegen abend oben und konnten von oben den Sonnenuntergang beobachten. Daher konnte man insbesondere die Skyline bei Tag und beleuchtet bei Nacht ansehen - bei nur einem Besuch. Es gibt zwar auch ein Paket über zwei Besuche auf der Besucherplattform binnen 24 Stunden (bei Tag und Nacht), so kam man aber mit einem Mal anstellen aus. Noch ein Tipp zur Space-Needle und anderen Attraktionen: In den meisten Hotels stehen Ständer mit Flyern im Foyer. Debi gibt es nicht nur Flyer zu den einzelnen Attraktionen, sondern auch Übersichtsflyer, in denen zum Teil Rabattcoupons enthalten sind - steht meistens schon auf der Titelseite. Wenn Ihr solche ein Regal seht, schaut mal drauf.
Für den Transfer vom Hotel zum Schiff wollten wir eigentlich ein Van-Taxi nehmen. Beim Anruf hieß es dann aber, dass man nicht so viele Vans hätte und diese für Behinderte bereithalten würde. Daher hätten wir zwei normale Taxis nehmen müssen. Als Alternative gab es einen Shuttlebus für $7 pro Person, der vom Hotel zu den verschiedenen Schiffen fuhr. Das war zumindest der Preis, den uns die Rezeption und der Dispatcher der Firma genannt haben. Der Fahrer war damit allerdings nicht einverstanden und wollte beim Absetzen am Pier 91 auf einmal einen deutlichen Zuschlag haben. Demnach sollten statt $28 nun auf einmal $40-$50 fällig werden. Hier sollte man sich aber nicht weich kochen lassen und auf dem vorher ausgehandelten Preis bestehen, auch wenn der Fahrer dann ziemlich schimpft. Im Endeffekt wären zwei normale Taxis gleich teuer gewesen, ich wollte nur zusammen fahren und habe daher diese Option gewählt - würde ich aber definitiv nicht nochmal machen.
Soweit erstmal der Teil bis zum Hotel, zum Einschffen komme ich dann im nächsten Teil.

Viele Grüße
Arno
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coke72
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Einschiffung / die MS Westerdam

Am Terminal Pier 91 war alles sehr gut organisiert - rechts die Westerdam Passagiere, links die Passagiere der Star Princess. zunächst ging es rein zum Koffer abgeben. Diese wurden gescannt und dann aufs Schiff verladen. Anschließend ging es zum obligatorischen Check des Handgepäcks. Hier nochmals nach Airline-Maßstäben - inkl. Jacke und Gürtel ausziehen, bevor man eingeschifft wurde. Bei der Einschiffung gab es zwar auch eine Schlange, jedoch nur für US-Amerikaner. Europäer wurden direkt zu einem speziellen Schalter geleitet und ohne jegliche Wartezeit eingecheckt. Anschließend mußten wir noch mit einer Krankenschwester der Westerdam sprechen, da meine Frau schwanger ist. Hierzu ist auch eine Bestätigung des Arztes erforderlich, in der die Reisefähigkeit bescheinigt und das voraussichtliche Geburtsdatum bestätigt wird. Ich hatte mir im Voraus einige Gedanken darüber gemacht, was da alles drin stehen muss und wie eine solche Bescheinigung aussehen muss. Da unser Arzt solche Bescheinigungen auch noch nicht ausgestellt hatte, haben wir uns schließlich für einen zweisprachigen Brief (deutsch/englisch) entschieden, der neben dem Geburtsdatum auch eine Aussage über den komplikationslosen Verlauf sowie zur Reisefähigkeit insbesondere für Kreuzfahrten und Flüge enthielt. Das hat auch völlig ausgereicht. Zusätzlich hat die Krankenschwester uns dann noch einmal zum Verlauf der Schwangerschaft und dem errechneten Entbindungstermin befragt und uns auf die eingeschränkte medizinische Versorgung an Bord hingewiesen und dann dürften wir auch direkt - natürlich nach dem obligatorischen Einschiffungsfoto - an Bord. Wo wir gerade beim Thema sind: Fotos waren auf der Westerdam recht teuer. Die so genannten Action-Photos (Einschiffung, Landgänge, im Restaurant) kosteten $19,95, Portrait-Fotos $39,95. Wir haben uns daher gegen das Einschiffungsfoto entschieden, zumal es eh vom Bildausschnitt her nicht soooo toll war. Es zeigte die Passagiere vor einem Stück der Seitenwand des Schiffes (Stück vom Rumpf). Weder der Name noch der Bug noch sonst ein markantes Feature war mit fotografiert, statt dessen war ein Rahmen mit dem Datum und dem Schiffsnamen einbelichtet.
Wir waren bereits um ca. 12:30 Uhr an Bord und haben uns erstmal ins Lido-Restaurant auf Deck 9 gesetzt, um einen kleinen Imbiss einzunehmen. Gegen 13:30 waren dann die Kabinen bezugsfertig. Und hier kommen wir eigentlich zum einzigen negativen Erlebnis auf der Westerdam: Unsere Kabinenstewards waren nicht so ganz bei der Sache. Eine Tatsache, die sich leider noch mehrmals gezeigt hat. Wie an den Haaren in Badewanne und Toilette unschwer erkennbar war, hatten sie ganz vergessen, unser Bad zu reinigen. Immerhin - nach einer kurzen Anmerkung war einer der beiden binnen fünf Minuten da, um das Bad zu reinigen. Später hat meine Frau dann festgestellt, dass im Mülleimer immer noch ein Hygienebeutel der letzten Bewohner lag. Das zeigte uns ungefähr die Grundlichkeit, mit der die beiden zu Werke gingen. Teilweise haben wir auch einfach selbst Hand angelegt und beispielsweise die Fettflecken und Haare vom Kosmetikspiegel gewischt. Wie sehr die beiden neben der Spur waren hat man auch ncoh einmal unter der Woche gemerkt - das Duschgel war leer und an Stelle des Duschgels haben sie uns dann eine zweite Bodylotion da gelassen. Sehr praktisch.
Beim Gepäck hatte ich mich dieses Mal auf die ausdruckbaren Faltetiketten zum antackern verlassen. Das sollte sich räschen - bei meinen Eltern ist ein Koffer nicht angekommen, bei uns ein Koffer und eine kleine Reisetasche. Leider waren unsere Beiden auch mit einer Beschreibung des Gepäcks wohl nicht in der Lage, es zu identifizieren, so dass wir selbst die Koffer aus dem zentralen Gepäckraum holen mussten. Es waren übrigens noch genau drei Gepäckstücke dort. Dreimal dürft Ihr raten, welche...
Unsere Kabine (Balkonkabine auf Deck 8) hat uns sehr gut gefallen. Im Verhältnis zur Norwegian Jewel war sie zwar etwas farblos, aber durchaus praktisch und mit vielen tollen Details eingerichtet. Unter dem Bett und in der Couch gibt es Schubfächer, um weiteres Gepäck zu verstauen, die Betten sind hoch genug, um darunter auch einen großen Samsonite-Koffer zu verstauen und neben dem Fernseher gab es sogar einen DVD-Player. Die Tür zum Balkon ist auf der Westerdam keine Schiebetür, worüber wir uns nach den Erfahrungen auf der Jewel freuen. Die dortige Schiebetür hat sich bei schwerer See immer von alleine einen kleinen Spalt geöffnet, so dass es ziemlich gepfiifen hat. Nachteil dürfte sein, dass es schwieriger sein dürfte, die Tür zum Beispiel in der Karibik zu arretieren, um permanent frische Luft zu bekommen. Da man die Klimaanlage aber nicht abschalten kann, bittet HAL aber eh darum, die Tür nicht dauerhaft offen zu lassen. Auch die Ausblasgeschwindigkeit der Klimaanlage kann leider nicht eingestellt werden. Die Luft strömt in der Raummitte durch einen kleinen Blechkasten mit Löchern an den Seiten ein. Eine Hauptausblasrichtung war genau in Richtung der Kopfkissen ausgerichtet. Da wir hier recht empfindlich und schnell erkältet sind, haben wir die Auslaßöffnungen in Richtung Bett einfach zugeklebt. Zwei oder drei Streifen Kreppband oder wie in unserem Fall Leukosilk helfen hier wunder. Wenn Ihr hier auch empfindlich seid, packt am besten etwas Klebeband ein. Wir haben später übrigens festgestellt, dass es längst nicht auf jeder Kabine gleich war. Bei meinen Eltern ging die Hauptluft in Richtung der Füße... Wenn Ihr das mit dem Abkleben genauso machen solltet wie wir, achtet aber bitte darauf, dass man das Klebeband wieder rückstandfrei ablösen kann.
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coke72
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Die MS Westerdam (Teil 2)
Thema Essen: Die Qualität und Auswahl der Gerichte im Hauptrestaurant war sehr gut und auf einem Niveau, das im Bereich der Zuzahlrestaurants von Norwegian lag. Selbst nach den Berichten, die wir im Voraus gelesen hatten, waren wir von etwas weniger ausgegangen. Die einzige, die etwas enttäuscht war, war meine Frau. Sie hatte sich schon sehr auf den Fisch an Bord gefreut und hier war die Auswahl eher bescheiden. Es gab sehr viel Lachs (Es lief auch die Aktion "Master Chef Rudi Sodamin goes wild with salmon") aber nur wenig andere Fischsorten. Im Rahmen der Aktion waren jeden Abend zwei besondere Lachsgerichte auf der Karte (die auch wirklich lecker waren), teilweise war zusätzlich bei den regulären Gerichten auch noch ein weiteres Lachsgericht. Wenn man also wirklich ein Manko sucht, hätte man sich hier mehr verschiedene Fischsorten wünschen können. Der Service im Hauptrestaurant war ebenfalls sehr gut. Wir hatten zwar flexible Essenszeiten und keinen festen Tisch, dennoch waren die Kellner sehr freundlich und motiviert. Während der Woche gab es drei besondere Abende: Zwei Galaabende und das Master Chef's Dinner. Bei den Galaabenden war das Essen nochmals eine Spur besser, in erster Linie aber auf Grund der Zutaten wie z.B. Hummer, den es sonst nicht im Hauptrestaurant gab. Auch beim Master Chef's Dinner gabe es ein höheres Niveau als sonst. Dieses Dinner wurde am vorletzten Abend gehalten (letzter Abend war ein Abendaufenthalt in Victoria). Dieser Abend hat mich entfernt an Costa's italinieschen Abend erinnert, da es viele Showeinlagen der Kellner gab - Servietten-Ballet, Jonglieren mit Paprikas vor dem Salat und ein Lied zum Abschied. Sehr schön war hier auch die Tischdekoration: In der MItte stand eine Kochmütze mit Speisekarte. Beim Dessert war ich dann doch etwas verwundert. Zwar gab es das traditionelle Baked Alaska, jeodch keine Baked Alaska Parade. Das war etwas schade.
Auch das Frühstück im Hauptrestautrant war sehr lecker. Insbesondere das Sunshine Parfait werde ich sehr vermissen (klein geschnittenes Obst, Joghurt und Cornflakes). Aber auch die anderen Gerichte waren sehr gut. Außer der regulären Speisekarte gab es jeden Morgen noch eine Zusatzkarte, die in Form eines kleinen Aufstellers auf dem Tisch stand. Dadurch gab es nochmals zusätzliche Variationen.
Im Lido-Restaurant waren wir nur mittags und zweimal zum Frühstück. Das Restaurant hat die einzelnen Buffetstationen in der Mitte, während die Sitzplätze zu beiden Seiten angeordnet sind. Persönlich hat mir das Layout auf der Norwegian Jewel mit einzelnen kleineren Inseln besser gefallen, aber auch das Restaurant hier war gut umgesetzt. Wirklich gut waren die firsch nach Wunsch zubereiteten Toasts und Sandwiches mit gegrilltem Gemüse. Kann ich für Mittags nur empfehlen, wenn man einen Happen zwischendurch sucht. Zum Frühstück gab es hier auch frisch gepressten Orangensaft (den es im Hauptrestaurant nicht gabe) und eine wirklich umfassende Auswahl an Speisen - u.a. auch sieben Sorten Egg Benedict mit den verschiedensten Zutaten. Die warmen Speisen wurden dabei frisch im Lido-Restaurant zubereitet. Der Service war auch hier sehr gut, die Tische wurden sehr schnell wieder gereinigt und neues Besteck war auch kein Problem - selbst wenn mal wieder ein Mitreisender einem das Besteck vor der Nase weggenommen hatte. :nono: :nono: :nono:
Im Voraus hatte man uns vor einem relativ schwachen Unterhaltungsprogramm bei HAL gewarnt. Das hat sich an den ersten Abenden auch zunächst einmal bestätigt. Am ersten Abend gabe es eine sehr kurze Übersichtsshow, in der Jason Venner, der Cruise Director, die Sänger und Tänzer der Westerdam sowie Julie Barr, die Comedian, vorgestellt hat. Die Kurzshow hat schon gereicht um einen weiteren Besuch bei Julie Barr auszuschließen. Der Humor war für uns einfach nur unerträglich, aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache. Ich habe dann in der eigentlichen Show nochmal kurz reingeschaut, es wurde aber auch hier nicht besser. Zu den schlechteren Shows, die wir bisher auf See gesehen haben, zählte auch die Broadway Show der HAL Sänger und Tänzer. Zum einen war die Musik nicht so ganz unser Stil, zum anderen waren auch einige schiefe Töne zu hören. Die HAL-Truppe hat dann aber in ihrer zweiten Show - dieses Mal im Las Vegas-Style - gezeigt, dass sie es auch besser kann. Absolutes Highlight waren für uns die Shows mit Joe Mason. Joe trat zunächst als Elton John Imitator auf, was wirklich gelungen war. Zum einen paßte die Songauswahl, zum anderen war seine Show einfach nur Klasse - ers tellte der etwas exzentrischen Egozentriker dar, der auch schon mal einen Musiker mittels Security von der Bühne führen ließ, wenn der zu gut spielte und ihm Konkurrenz gemacht hat. Es gab einfach nur viel zu lachen. Am letzten Tag gab es noch eine Nachmittagsshow mit ihm und auch diese war mehr als voll (inkl. Stehplätze). Joe hat hier Stücke von verschiedenen Künstlern gebracht und mit einigen Comedy-Elementen angereichert. Wenn Ihr die Chance habt, Joe Mason einmal zu sehen, nutzt sie. Für uns war es die beste Show, die wir bisher irgendwo an Bord gesehen haben. Ansonsten hat sich HAL redlich bemüht für gute Stimmung auch in den Lounges zu sorgen. Das war aber nicht immer ganz einfach, da zum Teil einfach nciht genügend Publikum anwesend war. Zum Teil wirkte die recht große Queens Lounge bereits um 23:00 Uhr wie ausgestorben - 10 Gäste waren noch anwesend, um den wirklich gut besetzten HAL Cats zuzuhören. Immerhin haben auch vereinzelt Paare die Tanzfläche aufgesucht. Es war zum Teil auber schon eher spaßig anzusehen, wenn er mit Turnschuhen und sie barfuß sich zu einem Cha-Cha-Cha im Wiegeschritt über die Fläche bewegten, von dem man den Eindruck hatte, dass er eher vom leichten Wellengang als vom Takt geprägt war... Immerhin - so hatte man wenigstens mal ein wenig Platz auf der Tanzfläche. Im Northern Lights Nightclub lief abends sehr gemischte Musik von Klassikern der 80er und 90er bis hin zu Techno war alles vertreten. Aber auch heir waren die Besucherzehalen eher gering. Ich schiebe das allerdings auch auf den Alaska typisch etwas höheren Altersschnitt. So nannte Jason das Publikum in der zweiten Show (9:30) bereits die "Late-Night-Party-People". Das war bezeichnend. Insgesamt werden wir die angebotene Unterhaltung aber - inbesondere auf Grund von Joe Mason - in sehr positiver Erinerung behalten.
Wenn man mal von der musikalischen auf die sonstige Unterhaltung umschwenkt, dann haben wir hier wenig genutzt. Absolutes Highlight war aber die Kochshow von Executive Chef Andreas im Culinary Arts Center. Ich weiß ja nicht, wo HAL Andreas aufgetrieben hat, aber die Show, die er geboten hat, war schon klasse. Man könnte ihn eigentlich mit Sante di Santis, dem Vox-Fernsehkoch, vergleichen - sowohl von der Figur als auch vom Humor. Andreas hat die Show zusammen mit seinem Assistenten Phillip (seines Zeichens immerhin Chefkoch des Pinnacle-Grills) durchgezogen und zunächst ein Lachsgericht und dann einen Apfelstrudel zubereitet. Es waren nicht alleine seine Sprüche sondern auch die Mimik und Gestik, die uns die Tränen in die Augen getrieben haben. Weiter so!
MS Cruiser
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von MS Cruiser »

Vielen Dank für den Bericht!
Er ist angenehm zu lesen und informativ.
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coke72
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Hallo MS Cruiser,

Danke für Deine Rückmeldung. Hier geht es nun weiter mit dem nächsten Teil.

Die Westerdam (Teil 3)
Zur Technik: Die Westerdam wird von einem POD-System angetrieben, dennoch sind im Heckbereich der unteren Decks deutliche Geräusche des Antriebs zu hören. Man sollte daher, wenn man geräuschempfindlich ist, die Heckkabinen auf Deck 1 meiden. Wie alle modernen Schiffe ist auch die Westerdam mit Stabilisatoren ausgestattet. Wie mir ein Mitglied der technischen Abteilung erklärt hat, sind diese jedoch in der Regel eingefahren. Die Westerdam schafft zwar nominell bis zu 24 Knoten, mit ausgefahrenen Stabilisatoren jedoch nur noch 17 Knoten und verbraucht dazu recht viel Treibstoff. Da Captain Henk Keijer nach seiner Aussage sehr vorsichtig ist, hat er auf der Strecke Ketchikan-Victoria westlich von Vancouver Island die Stabilisatoren dennoch ausgefahren, als es ein wenig schaukelig wurde. Das Ergebnis war, dass wir es nicht mehr pünktlich nach Victoria geschafft haben. Ich denke aber, dass Sicherheit ganz klar Vorrang hat und gerade mit vielen älteren und zum Teil gehbehinderten Menschen an Bord muss man da in Bezug auf Rollbewegungen noch vorsichtiger sein als sonst.
In Victoria haben wir dann aber auch die Vorzüge des Antriebssystems der Westerdam kennengelernt. Bei unserer (verspäteten) Ankunft war backbord die Star Princess zu sehen. Kurz später gab es eine Durchsage des Kapitäns, dass die Princess das Einlaufen in den Hafen auf Grund von starken Winden abbrechen musste, er es aber trotzdem versuchen würde und dabei den besser gelegenen Liegeplatz ansteuern würde, der ursprünglich für die Princess vorgesehen war. Wir haben es dann auch problemlos geschafft, Victoria anzulaufen, neben uns lag die Norwegian Pearl. Auffällig ist, dass beide Schiffe mit POD-Antrieb es geschafft haben, die Star Princess mit konventionellem Antrieb hingegen Victoria auslassen musste. Hier dürfte ein großer Vorteil des PODs liegen, da hiermit ein beliebiger Schubvektor sauber angelegt werden kann.
Die Westerdam präsentierte sich uns in einem ordentlichen Erhaltungszustand. Jedoch war schon an einigen Ecken Rost zu sehen und wir haben während der Reise auch nicht wahrgenommen, dass sich darum jemand gekümmert hat. Während zum Beispiel bei Costa praktisch in jedem Hafen jemand am putzen und pinseln war, haben wir entsprechendes bei HAL nicht beobachten können. Lediglich am Ausschiffungstag erschien plötzlich jemand auf unserem Balkon, um ein paar Stellen zu reinigen und neu zu streichen. Ich schätze mal, dass man hier die Karibik abwartet, da es dort auf Grund der höheren Temperaturen und des geringeren Regenrisikos einfacher sein dürfte, die Arebiten durchzuführen. Die Westerdam bricht ja bereits am 27.9. in Richtugn Süden auf. An der Backbord-Seite konnten wir beim Tendern in Sitka etwas erkennen, das wie eine sehr lange Schleifspur im Lack aussah, so als wäre dort auf einer Länge von geschätzt 100m irgendetwas vorbeigeschrammt. Keine Ahnung, was das war. Die Kamera hat ich in dem Moment auch nicht zur Hand. Die Spur war jedoch nur sehr oberflächlich, so dass sie mit dem nächsten Anstrich wohl verschwindet. Auch an Bord hat man subjektiv wenig von der Pflege wahrgenommen. Jedoch blinkten die Messing- und Metallteile eigentlich immer. Ich vermute mal, dass man bei HAL mehr als beispielsweise bei Costa darauf achtet, entsprechende Reinigungsarbeiten so zu erledigen, dass der Gast es weniger mitbekommt. Wenn man mal jemanden bei der Reinigung sah, dann ging er direkt zur Seite, wenn ein Gast kam. Auf den Fluren zu den einzelnen Kabinen waren einige Flecken und Schleifspuren in der Wandverkleidung, die ein wenig an einfachere amerikanische Motel erinnerte. Auch in der Kabine sah man an den Ecke erste Abnutzungserscheinungen. Ansonsten war aber alles in bestem Zustand. Uns ist nicht einmal ein wackelnder geschweige denn kaputter Stuhl irgendwo aufgefallen.
Die Ausstattung an Bord wirkt mit der vielen Kunst sehr edel. Auch fielen viele Pflanzen und Blumen auf, was dem Schiff einen gemütlicheren Touch gegeben hat. Auch die Freundlichkeit des Personals war hervorragend. Man war stets darauf bedacht, es dem Gast so einfach und bequem wie möglich zu machen. Sogar die Reservierungen im Restaurant musste man sich nicht aufschreiben - man bekam eine extra Reservierungskarte auf die Kabine gebracht. Auch der Frontdesk muss hier ausdrücklich genannt werden. Am letzten Tag habe ich die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft noch unfreiwillig getestet, indem ich mir irgendwo im Bereich des hinteren Pools an irgendetwas scharfem eine Schnittwunde am Fuss zugezogen habe. Ich hatte eigentlich schon Desinfektionsmittel und ein Pflaster drauf und wollte nur Bescheid sagen, dass man dort bei Gelegenheit einmal nachsieht, ob irgendwo ein Stück Mörtel o.ä. vorsteht und eine Verletzungsgefahr darstellt. Ergebnis war, dass direkt die Vorgesetzte (die wie sich herausstellte aus einer kleinen Stadt, nur 10km von unserem Wohnort entfernt, kam) gerufen wurde, die sich hunderttausend Mal entschuldigt hat. Dann hat sie das Ganze als Arbeitsauftrag aufgenommen und mich schließlich noch dringend darum gebeten, noch kurz in der Krankenstation vorbeizugehen, wo ich dann noch antibiotische Salbe und einen Stapel Pflaster - auch für die Rückreise am nächsten Tag - bekommen habe. Ich glaube auch wirklich, dass sie das Ganze weitergegeben hat und dass da jemand nachsieht - im Gegensatz zu anderen Gesellschaften, wo der Vorgang den Frontdesk wahrscheinlich nie verlassen hätte. Die Behandlung in der Krankenstation war übrigens auch sehr freundlich - die Krankenschwester kannte ich ja schon vom Einschiffen. Selbstverständlich hat HAL sowohl für die Behandlung als auch für die Salbe und die Pflaster nichts berechnet, da es sich um einen Unfall an Bord handelt. Das fand ich schon sehr gut.

Soweit zum Schiff, ich werde später noch versuchen, die einzelnen Häfen kurz zusammen zu fassen.

Viele Grüße
Arno
Dennis

Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von Dennis »

Hallo Arno,

dafür dass Du im ersten Posting geschrieben hast, es würde diesmal kein ausführlicher Reisebericht von Dir kommen bin ich doch sehr überrascht! Wenn einer Kurzbericht von Dir schon so detailliert ausfällt, hätte ich vor einem ausführlichen Bericht von Dir schon fast Angst ;-)

Liest sich super und vieles kommt mir von der Noordam bekannt vor!

Gruß,
Dennis.
globus
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von globus »

Arno hat geschrieben

Soweit zum Schiff, ich werde später noch versuchen, die einzelnen Häfen kurz zusammen zu fassen.

Hallo Arno

Da bin ich natürlich gespannt über die zu erwartenden Berichte über die verschiedenen Reisestationen.

Viel Spass beim Schreiben und
viele Grüsse
Fredy
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Joerg
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von Joerg »

Hallo Arno,

ich möchte mich den Vorschreibern anschließen - ein sehr schöner, angenehm zu lesender Bericht. :thumb:

Auch ich freue mich auf die Fortsetzung. Soweit schonmal vielen Dank!

Gruss Jörg
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coke72
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Hallo Dennis,

Du hast rechtz. Kurz hatte ich mir eigentlich vorgenommen, aber es waren dann doch zu viele Impressionen. Wobei es mit Sicherheit noch tausende mehr Details geben würde.

Viele Grüße
Arno

Hallo Fredy & Jörg,

Danke auch für Eure Rückmeldungen. Ich sehe zu, dass ich gleich noch mit den Anlaufhäfen anfange.

Viele Grüße
Arno

Die Westerdam (Teil 4)
Eine Auffälligkeit hatte ich bisher noch vergessen zu erwähnen: Den Bordshop. Mich hat die Preispolitik von HAL hier sehr verwundert. Zum einen waren die Preise für Alaska-Artikel eh schon sehr günstig (spätestens nach dem man den Vergleich mit den Preisen in den einzelnen Häfen hatte), zum anderen hat man sich entschieden, in der vorletzten Alaska-Woche der Saison einen Ausverkauf zu machen - 50% Rabatt auf alle Alaska-Artikel. Das führte dann zu Preisen von z.B. $3,49 für eine Holzkiste mit geräuchertem Lachs (Ketchikan $19,95) oder $5,45 für ein Ulu-Messer mit Schneidebrett. Auch die Fleece-Pullover waren deutlich günstiger als an Land. Schade ist das nur für die letzte Alaska-Tour der Wetserdam: Hier gibt es jetzt Bikinis und Kleider im Karibik-Stil zu kaufen, weil die Alaska-Vorräte ausverkauft sind.

Jetzt aber zu den Häfen bzw. Anlaufstationen

Glacier Bay
Wir waren im westlichen Teil der Glacier Bay unterwegs. Zunächst ging es zum Reid- und Lamplugh-Glacier, anschließend hatten wir längere Aufenthalte am Johns Hopkins Glacier sowie am Margerie und Grand Pacific Glacier. Schon der frühe Morgen war ein Genuss - zwar war es durch den scharfen Wind schneidend kalt, aber absolut beeindruckend. Der Sonnenaufgang zwischen den Bergen war einfach klasse und dazu gab es die ersten Wale der Tour zu sehen. Was mich dabei verwundert hat, war die sehr geringe Anzahl der Gäste auf den Aussichtsbalkonen vorne. Teilweise standen wir morgens zu dritt oder viert vor dem Gym und haben die Landschaft angesehen. Vom Hauptrestaurant aus konnten wir beim Frühstück auch noch einen Buckelwal beim Springen beobachten. Gegen 10:00 Uhr kamen dann die Park Ranger an Bord, die uns zum einen über den Schiffslautsprecher bzw. einen Fernsehkanal über die Sehenswürdigkeiten und Hintergründe auf dem Laufenden gehalten haben und zusätzlich in zwei Vorträgen in der Vista Lounge der Nationalpark vorgestellt bzw. einen EInblick in die Lebensweise der Hoona gegeben haben. Pünktlich zum Mittagessen hat unser Captain dann einen Bären gesichtet und das Schiff an der Stelle näher ans Ufer manövriert. Für uns war es unglaublich - wir hatten für Sitka auf einen Bären gehofft und hatten nun schon hier bei der ersten Station Glück. Weiterhin haben wir die ersten Weißkopfseeadler und einen letzten verbliebenen Papageientaucher gesehen. Die Gletscher selbst waren auch absolut beeindruckend. Insbesondere der Margerie-Glacier hat sich von seiner besten Seite gezeigt und pünktlich zu unserer Ankunft einen Eisbrocken ins Wasser geworfen, der zu einer 30m-Fontäne geführt hat. Naturgemäß war die Aktivität der Gletscher um diese Jahreszeit nicht mehr so hoch, aber dennoch konnten wir das Kalben gut beobachten. Der Margerie-Glacier ist auch auf Grund seiner schieren Größe (75-80m Höhe bei einer Länge der Bruchkante, die das Schiff noch deutlich übertrifft) beeindruckend. Wie Mitreisende schon vorher berichtet haben: Es kommt einem vor, als könne man den Gletscher anfassen, so nah wirkt das Ganze. Noch ein Tipp: Die beste Gegend um Meerestiere zu beobachten liegt relativ am EIngang zur Glacier Bay. Früh aufstehen lohnt sich hier also!

Juneau
Wir hatten für Juneau einen Ausflug mit Orca Enterprise vorgebucht. Um 8:15 Uhr war bereits das Treffen im Büro direkt gegenüber von der Talstation der Mount Roberts Tramway geplant. Wir hatten das Glück, dass die Westerdam quasi den Logenplatz hatte und direkt an der Talstation festgemacht hat, so dass es nur ein kurzer Weg war. Um 8:30 Uhr wurden wir dann von einem Shuttle Bus abgeholt und nach Auke Bay gefahren, wo die Boote von Captain Larry liegen. Orca Enterprise war uns vorher als Firma mit recht kleinen bis mittleren Booten beschrieben worden, so waren wir schon ein wenig überrascht, dass unser Boot 72 Sitzplätze in der Kabine hatte. Man sagte mir aber, dass man diese Kapazität nicht ausschöpfen würde, sondern nur maximal 40-42 Passagiere mitnimmt. Die Tour wurde von Captain Larry persönlich durchgeführt, außerdem waren noch zwei weitere Mitarbeiter von Orca Enterprise an Bord, um Erklärungen abzugeben und Snacks auszuteilen. Bereits nach kurzer Zeit hatten wir unsere ersten Buckelwale vor dem Bug und perfekte Fotogelegenheiten. Das ging dann binnen ca. 2,5 Stunden immer so weiter - nie gab es eine längere Zeit ohne Wal. Wie wir später in Sitka erfahren haben, ist das in Juneau wohl auch verhältnismässig leicht zu erreichen, da viele Wale immer an den gleichen Stellen bleiben und man bei weitem nicht den Suchaufwand hat, der an anderen Orten notwendig ist. Zusätzlich kamen einem die Abstände zwischen den Fotostops sicherlich auch deswegen so kurz vor, weil das Boot eine recht hohe Geschwindigkeit (45 Knoten) erreicht hat und damit die Transferzeiten deutlich reduziert werden konnten. Leider hat es während der gesamten Fahrt heftig geregnet, so dass ich nur in der Kabine geblieben bin. Ich habe mich im Nachhinein etwas geärgert, dass ich die Regenhose auf der Kabine gelassen hatte - morgens sah das Wetter noch besser aus. Meine Frau hatte sich hingegen für ihre Regenhose entschieden, da ihre gleichzeitig noch gut gefüttert ist und konnte so auch den hinteren Teil des Bootes (und theoretisch auch das Oberdeck) benutzen.
Nach der Bootsfahrt wurden wir von Orca Enterprise zum Mendenhall Glacier gefahren, wo wir ca. eine Stunde zur freien Verfügung hatten. Wir haben aber schon im Bus zum Gletscher erwähnt, dass das für uns möglicherweise zu knapp wird und wir dann lieber später auf eigene Faust zurückfahren. Eigentlich wollten wir uns hier oben gegen 12:00 Uhr mit meinen Eltern treffen, die jedoch erst etwas später ankamen, so dass wir uns zunächst verpasst haben. Trotz leichtem Regen haben wir neben dem Visitor Center noch den Weg zu den beiden Aussichtspunkten und den Nugget Falls gemacht. Wenn Ihr das auch vorhabt: Der Weg zu den Nugget Falls geht direkt vom Weg zum Aussichtspunkt ab. Der Hin- und Rückweg ist in ca. 45 Minuten zu schaffen. Achtet bitte auf festes Schuhwerk, da es hier mitunter recht schlammig war und wir auch an vereinzelten Stellen durch kleinere Bäche waten mussten (die Brücken waren gerade geschlossen). Zum Abschluß haben wir uns noch den Steep Creek Trail - oder das was davon noch offen war - angesehen. Der Steep Creek Treil ist ein von den Rangern angelegter und in weiten Stücken eingezäumter Weg auf dem sich die Menschen quasi im Käfig durch die Natur bewegen können. Ich muss sagen, dass mir die Idee gefallen hat, da die Natur auf diese Art nicht so sehr unter den vielen Besuchern leiden muss. Der Weg zu den Nugget Falls war im Vergleich sehr ausgetreten und durch viele Trampelpfade rechts und links ergänzt. Die nicht eingezäunten Bereiche des Trails waren leider auf Grund von Bären geschlossen. Es war allerdings nicht so, dass man Angst hatte, dass die Besucher durch Bären angefallen werden, sondern vielmehr, dass die Bären von Besuchern gestört oder noch schlimmer gefüttert werden könnten. Wie man uns erläutert hat ist ein gefütterter Bär ein Bär, der eher auf den Menschen zugeht und damit als Gefahr gesehen wird und in letzter Konsequenz eher abgeschossen werden muss. An einer Stelle des Trails hat es dann auch heftig nach Bär gerochen, gesehen haben wir aber hier noch nichts. Der reguläre Shuttelbus hat uns dann wieder mit zurückgenommen - hier haben wir dann auch meine Eltern wiedergetroffen. Erstaunlicherweise bestand der Shuttlebusfahrer darauf, dass das Orca Enterprise Ticket auch in seinem Bus gültig ist, so dass wir hier nicht nachlösen mussten. Ca. 200m unterhalb des Parkplatzes hat der Bus dann nochmal angehalten - rechts der Straße war der bereits gerochene Schwarzbär zu sehen, nur ca. 50m entfernt, jedoch auf Grund eines Wasserlaufs mit darin liegenden umgestürzten Bäumen weit genug weg, um aussteigen zu können und einige Fotos zu machen.
Für den Nachmittag hatten wir dann eigentlich Shopping in Sitka geplant. Aber irgendwie war das nicht unsere Welt. Alles war extrem auf die Kreuzfahrtindustrie ausgerichtet mit zum Teil absoluten Mondpreisen (Beispiel: eine 0,5l Flasche Wasser für $2, eine 1,5l für $3,95). Mir ging es eigentlich noch um ein Ulu-Messer, aber irgendwie war das dann doch sehr undurchsichtig und es war nicht klar erkennbar, wo es sich um ein qualitativ vernünftiges Produkt handelt, das man auch real in der Küche verwenden kann und wo es sich um ein reines Dekoobjekt handelt. Hinzu kam, dass jeder Händler etwas anderes gesagt hat und oft ein "Alaska Ulu Knife" made in China war. Wir haben uns dann doch dafür entschieden, das andere Juneau zu sehen und sind noch bis zum Alaska State Museum gegangen. Das Museum zeigte viele Details der Geschichte von Alaska und gab auch die Möglichkeit, selbst einiges auszuprobieren (primitve Schneebrille, Schallleitfähigkeit von Holzpaddeln, Sprachkurs etc.). Im Museumsshop habe ich dann auch mein Ulu gefunden. Erstaunlicherweise gab es hier keine 50% Rabatt und das Messer war dennoch preiswerter als alles vergleichbare, was wir in der Stadt gesehen hatten. Außerdem geht der Erlös ans Museum. Das machte es dann auch nochmal interessanter. Unweit vom Museum gibt es übrigens auch noch einen Supermarkt, in dem das Wasser nur $0,95 kostet.
Bevor die "Wasser-mit-an-Bord-nehmen"-Diskussion wieder aufkocht: HAL berechnete für eine einfache Flasche Wasser im Hauptrastaurant über $4, ein Wasserpaket wurde nicht angeboten. Wohl gemerkt wir sprechen hier von "American Falls" bzw. später auch "Evian" und nicht von "San Pellegrino" oder "Voss". Damit war Wasser im Hauptrestaurant gut ein Drittel teurer als Cola!!! (20 0,3l Gläser Cola kosteten über das Soda-Paket $18,50) Das kostenlose Eiswasser war zwar auch OK, enthielt aber eine spürbare Menge Chlor und in der Schwangerschaft ist man hier etwas empfindlicher. Wir haben daher, wenn sich die Gelegenheit ergeben hat, in einigen Häfen Wasser vom Landausflug mitgebracht. Teilweise haben wir aber trotzdem noch das Wasser an Bord gekauft, um uns an Land keinen Streß zu machen, und nachher auch festgestellt, dass es in den Bars zumindest etwas günstiger ist und das "American Falls" im Restaurant nur ein Ersatz für "Evian" war, das wohl zwischenzeitlich ausgegangen war. Daher kam wohl auch der etwas sehr überhöhte Preis.
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von conniemillie »

Hallo,

ich kann mich nur anschliessen, sehr schöner angenehmer und informativer bericht übner eure reise.
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Sitka
In Sitka haben wir uns für eine Bootstour zu den Ottern entschieden. Die Ausflüge wurden zwar auch von HAL angeboten, doch wurden sie hier von Allen Marine Tours mit sehr großen Schiffen durchgeführt, also ziemlich unpersönlich. Ich hatte im Voraus die Seite von Sitka Sound Tours gefunden (http://home.gci.net/~seeland/index.html) und bei Jim Seeland seine Wildlife Tour gebucht. Er hat derzeit eine Sonderaktion, dass er bei vier Personen zum einen einen reduzierten Preis nimmt, zum anderen die Tour als Exklusivtour durchführt. Sprich: Wir hatten das Boot für uns alleine und konnten in Abhängigkeit von dem, was wir bereits gesehen hatten, die Tour frei gestalten. Eigentlich hatte ich hier auf Bären gehofft und war deswegen froh, die Tour frei gestalten zu können, jetzt, wo wir bereits zweimal Bären gesehen haben, haben wir Jim gebeten, uns das zu zeigen, was er auch sonst zeigt und uns einfach einmal überraschen lassen. Sein Boot, die Quiet Mon, ist ein 9m Fiberglasboot mit einer beheizten Kajüte mit Platz für sechs Personen. Auch eine kleine Toilette ist mit an Bord. Jim hatte auch für das leibliche Wohl gesorgt, in seinem Kühlschrank fanden sich Säfte, Cola, Wasser und auch zwei Dosen Bier (Jim meinte, er wüßte ja nicht, wie wir das handhaben, aber er hätte durchaus Gäste, die sich direkt zum Frühstück eine Dose Bier nehmen würden - man hätte ja Urlaub...) Zusätzlich hatte er Cracker, Lachshappen und ähnliches an Bord, wo wir uns jederzeit bedienen durften. An allen Plätzen lagen auch Ferngläser zur Benutzung bereit.
Seine Tour begann mit einer Fahrt durch die Bucht auf der er uns die Highlights von Sitka erläuterte und auch Tipps für den restlichen Tag gab. Anschließend haben wir uns erst einmal den kleinen Inseln im Sound und den Seesternen an den Klippen gewidmet. Es war gerade Ebbe und so hatte man noch einen tollen Blick auf diese kleinen Tiere, die hier in orange und lila vorkommen. In der Gegend gab es auch noch zwei kommerzielle Lachsfischer, bei denen uns Jim die Fangmethoden erläuterte. Während wir noch geschaut haben, hat Jim bereits nach Ottern und Walen Ausschau gehalten. Und tatsächlich kurz danach haben wir bereits die ersten Otter gesehen, die aber scheu weggetaucht sind, wenn sich das Boot nähert. (Eigentlich ein gutes Zeichen, schließlich wollen wir ja die Tiere in ihrem Reich besuchen und nicht zahme Zootiere anschauen.) Als nächstes hat sich Jim Wale vorgenommen. Leider hatten wir starken Wind und etwas unrihige See, wodurch es nicht leicht war, Wale zu sehen. Die Fontänen, die beim Ausatmen entstehen wurden durch den Wind regelrecht flachgedrückt. An den Stellen, an denen Jim in den letzten Tagen Wale gesehen hatte, war heute nicht zu sehen. Aber schließlich waren wir doch noch erfolgreich und haben Buckel- und Grauwale gesichtet. Die Grauwale haben sich allerdings einen Scherz mit uns gemacht und ein wenig Haase und Igel gespielt. Zunächst haben sie angedeutet in die eine Richtung zu ziehen, wenn wir dann in diese Richtung gefahren sind, sind sie in entgegengesetzter Richtung wieder aufgetaucht. Trotzdem haben wir tolle EIndrücke mitgenommen. Obwohl wir mit dem Walbeobachten bereits spät dran waren (inzwischen waren bereits gut zwei Stunden um und der Rückweg würde sicherlich nochmals 30 Minuten dauern), hat sich Jim nicht aus der Ruhe bringen lassen und ist eine ganze Weile bei den Meeressäugern geblieben. Und an Stelle direkt zurück zu fahren, hat er uns auf dem Rückweg noch einige Buchten gezeigt, wo wir Lachse und Quallen beobachten konnten und ist schließlich auch noch in die Bucht gefahren, in der er schon häufiger Bären gesehen hat - diese Mal leider ohne Erfolg. Dann ging es zurück und auf dem Rückweg konnten wir noch einige Otterflöße sehen - Gebilde aus bis zu 30 Tieren, die sich gemeinsam auf dem Rücken durchs Wasser treiben lassen. Dieses Mal haben wir die Otter ohne anzuhalten passiert und sie fühlten sich durch uns daher auch weniger gestört.
Im Endeffekt hat die Tour mit Jim 3,5 Stunden statt der vereinbarten 2,5 Stunden gedauert. Jim hat zwischendurch nachgefragt, ob uns das Recht wäre oder ob wir noch Verabredungen in Sitka hätten, die dem entgegensprechen. Ihm wäre es einfach wichtig, dass wir einen guten EIndruck vom Sitka Sound und seiner Tierwelt bekommen und da würde er die Tour lieber ein wenig ausdehnen, als irgendetwas zu streichen. Ich kann nur sagen, Jim war ein absoluter Glücksgriff und seine Tour war sicherlich eines der Highlights unserer Kreuzfahrt, zumal Jim mit seinem Abschluß in Fish and Wildlife Biology und derzeitiger Dozent für Lachsbiologie an der dortigen Außenstelle der Universität mehr als kompetent war und uns wirklich alles sehr gut erläutern konnte. Solltet Ihr mal nach Sitka kommen, kann ich Euch Jim und seine Tour nur empfehlen.
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Ketchikan
In Ketchikan war von vornherein klar, dass wir uns die Misty Fjords ansehen wollten. Anfänglich war die Variante mit dem Boot noch eine Alternative, jedoch stellte sich bald heraus, dass wir dann keine Zeit mehr hätten, uns Ketchikan noch anzusehen, da wir um 13:00 Uhr bereits wieder ablegen sollten. Wir haben uns daher für die Variante mit dem Wasserflugzeug entschieden und auch dieses Mal unabhängig von HAL gebucht. Unser Anbieter war Seawind Aviation. Zunächst hatten wir auf Grund einer etwas diesigen und leicht regnerischen Wetterlage Sorge, dass wir überhaupt starten können. Pünktlich um 8:15 Uhr wurden wir dann aber an der Besucherinformation mit einem Van abgeholt und dann ging es direkt zur Basis von Seawind. Seawind ist ein kleines Familienunternehmen. Während Leslie die Gäste im Van abholt, zurückbringt und sich zwischendurch um das Büro kümmert, fliegt Steve die DHC-2 Beaver der Firma. Die Maschine war schon zum einsteigen bereit. Insgesamt waren wir sechs Passagiere, was in der Variante, die bei Seawind eingesetzt wird, auch die maximale Passagierzahl ist. Ich dürfte vorne rechts neben Steve Platz nehmen und hatte von dort einen sehr guten Ausblick. Ideal zum Fotografieren ist allerdings der Platz ganz hinten, auf dem meine Frau saß. Dort hat man nämlich auf beiden Seiten ein Fenster. Die Beaver war mit schallschluckenden Kopfhörern und Mikrofonen an jedem Platz ausgestattet, so dass man sich jederzeit untereinander unterhalten konnte. Bemerkenswert ist, dass die Seawind Maschine auf dem neuesten Stand der Technik ist. Die Beaver ist eigentlich ein Flugzeug, dass nur bis 1960 gebaut wurde, also schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Die Maschine von Seawind wurde allerdings auf ein neues digitales Cockpit nachgerüstet und hat jetzt u.a. eine dreidimensionale Geländedarstellung mit Kollisionswarnung. Eigentlich sehr beruhigend für den Fall, dass man einmal in dichten Nebel kommt.
Der Flug startete in südliche Richtung parallel zur Norwegian Pearl und unserer Westerdam. Nach kurzer Zeit drehte Steve die Beaver nach Osten und flog dann mit uns direkt in Richtung der Misty Fjords, wo wir einiges zu sehen bekamen. Schön war, dass auf Grund der Wetterlage sehr viele Wolken- und Nebelfetzen zwischen den Bergen hingen und die Misty Fjords dadurch sehr geheimnisvoll wirkten. Steve hat während des Fluges das was wir aktuell gesehen haben, kommentiert und unsere Fragen dazu beantwortet. Schließlich hat er die Beaver in den Misty Fjords gelandet und an einem Steg festgemacht, damit wir für ca. 15-20 Minuten aussteigen und die Gegend genießen konnten. Auf dem Rückweg haben wir gesehen, dass dies nicht selbstverständlich ist. Andere Firmen, die auch eine Landung in den Misty Fjords anbieten, landen einfach nur und lassen die Passagiere auf die Schwimmer der Maschine. Kommentar von Steve dazu: An dieser Stelle beträgt die Wassertiefe ca. 2000 Fuß, so etwas würde er aus Sicherheitsgründen nie machen. Auf dem Rückweg hat Steve noch zwei Braunbären entdeckt, bei einem davon konnte er noch etwas kreisen und tiefer gehen, so dass wir ihn gut erkennen konnten. Bei der Landung hatten wir schließlich noch einmal eine tolle Aussicht auf unser Schiff.
Leslie hat uns nach dem Ausflug an der Creek Street abgesetzt, damit wir noch ein wenig Zeit in Ketchikan verbringen konnten. Hier konnten wir zunächst einmal die Lachse beobachten, die zum Teil bereits im ruhigen Wasser aufgeregt gesprungen sind. Anschließend sind wir über die Creek Street geschlendert und mit dem Schrägaufzug nach oben gefahren. Aus meiner Sicht war der Schrägaufzug sein Geld aber nicht wert, da die Aussicht von oben und auch während der Fahrt durch einige große Nadelbäume deutlich eingeschränkt ist. Schließlich sind wir noch über den Married Man Trail zur Lachstreppe hochgegangen und haben dort den Lachsen beim Springen zugesehen. Sehenswert! Letztes Highlight für uns in Ketchikan war die St. John's Episcopal Chruch in der Mission Street, eine recht kleine, aber sehr einladende, warme Kirche, die aus Zedernholz erbaut wurde.
Ach ja: Eines haben wir noch gesehen: Einen Mann mit einem wirklich streßfreien Job (zumindest 364 Tage im Jahr) - Im Shop von "Christmas Alaska" direkt am Pier saß tatsächlich der Weihnachtsmann und wünschte jedem, der vorbeikam "Merry Christmas"...
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von cruisefan »

Hallo Arno,

habe heute in aller Ruhe Deinen "Kurzbericht" gelesen. Ein schöner Bericht, macht Spaß ihn zu lesen.
Interessant für uns aus zweierlei Hinsicht:
Wir fahen im März 2010 2 Wochen Karibik mit der Westerdam und wir planen für Sommer 2011 Alaska.
Geht Dein Bericht noch weiter?
Wieviele Tage wart Ihr an Bord? Habt Ihr noch ein Nachprogramm gemacht?

Gruß aus dem Sauerland

Armin
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

Hallo Armin,

eine Station gibt es noch. Wir waren 7 Nächte an Bord und sind dann direkt nach Hause geflogen. Wir hatten ja vorweg zwei Nächste in Seattle, um uns dort die Gegend anzusehen und meine Frau hat - zu Recht - eingeworfen, dass man, wenn man vom Schiff kommt, doch eh das Gefühl hat, dass der Urlaub nun zu Ende geht. Daher haben wir auf ein Nachprogramm verzichtet.

Viele Grüße
Arno

Victoria
Unsere letzte Station war Victoria B.C. auf Vancouver Island. Victoria war als Abendaufenthalt geplant, Ankunft sollte um 18:00 Uhr sein, Abfahrt um 23:59 Uhr (ich schätze mal, dass man bei 24:00 Uhr Hafengebühren für den neuen Tag zahlen müsste...). Da wir am Morgen vorher mit Stabilisatoren fahren mussten, waren wir etwas spät dran und sind effektiv erst kurz nach 19:00 Uhr an Land gewesen, wo wir erst einmal von einigen Ortskundigen in historischen Kostümen empfangen wurden. Eigentlich hatten wir ja darauf gehofft, uns noch die Butchart Gardens ansehen zu können. Leider waren diese aber bereits geschlossen (Öffnungszeiten seit dem 16. September: 9:00Uhr-17:30Uhr). Da ich nach einer kleinen Fußverletzung nachmittags nicht zu viel riskieren wollte, haben wir dann darauf verzichtet, ins Stadtzentrum zu laufen und haben stattdessen ein Taxi genommen. (Taxikosten: $8,50 Flatrate, zur Info: Taxi zu Butchart Gardens ca. $50) Anschließend sind wir durch die Straßen der Provinzhauptstadt von British Columbia geschlendert. Nachdem wir die Touri-Läden hinter uns gelassen haben, sind wir erstmal zur Johnson Streetbridge. Diese alte Klappbrücke aus dem Jahre 1920 sieht mit ihren 720t schweren Beton Gegengewichten insbesondere bei nächtlicher Beleuchtung klasse aus. Hinter der Brücke links befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus man den gesamten inneren Hafen und die angrenzenden Gebäude überblicken kann. Mit der nächtlichen Beleuchtung sehen insbesondere das Empress Hotel und das angrenzende Regierungsgebäude sehr schön aus. Zum Abschluss sind wir noch durch Chinatown und über den Markt im inneren Hafen geschlendert, bevor wir uns langsam wieder auf den Rückweg zum Schiff gemacht haben. Vom inneren Hafen aus kann man das Cruise Terminal wohl binnen ca. 30 Minuten zu Fuß erreichen. Ich habe es lieber etwas langsamer angehen lassen, so dass wir dann ca. 45 Minuten unterwegs waren.

Auf dem Schiff wartete noch ein netter Abschiedgruß auf der Kabine: Das Cruise Log, eine Zusammenfassung der gesamten Kreuzfahrt im handlichen Broschürenformat. Demnach waren wir binnen der acht Tage / sieben Nächte 2061 nautische Meilen unterwegs. Weiterhin sind darin die Einzelstrecken mit Durchschnittsgeschwindigkeiten, sowie die Übersichten der einzelnen Tage mit Wetterzusammenfassung (12:00 Uhr mittags) und An- und Ablegezeiten bzw. der genauen Position um 12:00 Uhr mittags an Seetagen verzeichnet. Auf der Rückseite finden sich noch einige technische Daten des Schiffes sowie eine Auflistung der leitenden Offiziere. Ich finde, dass ein solches Cruise Log zum Mitnehmen eine schöne Idee ist. Danke HAL!

Rückflug
Nachdem uns unsere Limousine (dieses Mal hatte Lakeview Limousines eine 6-Personen-Stretch-Limousine geschickt) zum Flughafen gebracht hat, gab es noch eine kleine Überraschung bei Lufthansa: Man suchte vier Freiwillige, die aufs Mitfliegen verzichten und bot dafür Tickets mit Iceland Air über Reykjavik und knapp $440 als Entschädigung an. Für uns hätte das bedeutet, dass wir drei Stunden länger unterwegs gewesen wären, so dass wir gerne zugestimmt haben. Leider sind nachher einige Personen nicht aufgetaucht, so dass nur noch eine freiwillige Person gesucht wurde, dieses Mal sollte die Person genen EUR 600,- einen Tag länger in Seattle bleiben. Da wir uns nicht aufteilen und auch nicht ein zweites Mal zum Flughafen Frankfurt fahren wollten, haben wir dann doch den Mitflug bevorzugt.
Der Flug ging übrigens mit einer guten Stunde Verspätung los, die wir im Flugzeug wartend verbracht haben. Es hatten wohl mehrere (ich schätze mal drei ;) ) Personen eingecheckt hatten und dann aber doch nicht mitfliegen wollten, musste ihr Gepäck ausgeladen werden - normalerweise eine Aktion von fünf Minuten. In Seattle leider nicht. Man hat zum Abholen der zwei Koffer einen "Highloader" geschickt - ein Fahrzeug, um komplette Gepäckcontainer ins Flugzeug zu heben. Dieser hat unmittelbar am Flugzeug den Geist aufgegeben und konnte erstmal nicht bewegt werden. Schlußendlich hat man ihn mit zwei Traktoren gewaltsam zur Seite gezogen und einen weiteren Highloader geschickt, mit dem dann die zwei Koffer geholt wurden. Na ja - während das auf der rechten Seite des Flugzeugs passierte, stand links ein weiterer Highloader herum, der sich nicht bewegte. Diesen konnte man aber mit Hilfe eines Tankwagens und ein wenig Sprit wieder flott machen. Aber auch dieser hätte schon für unsere Verspätung ausgereicht.
Der Rückflug dauerte dann auf Grund günstiger Winde nur ca. neun Stunden und war weitestgehend unspektakulär.

So, das war mein "kurzer" Reisebericht zu unserer Alaska-Tour. Wenn Ihr noch Fragen habt, versuche ich natürlich gerne, Euch noch zu antworten.

Viele Grüße
Arno
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von HeinBloed »

coke72 hat geschrieben:So, das war mein "kurzer" Reisebericht zu unserer Alaska-Tour.
Wieso war???

Geht es nicht bis zum 26.07.2010 jeden Tag weiter, damit ich mich jeden Tag auf meine Fahrt mit der WESTERDAM mit deinen Berichten erfreuen kann???

Sorry - aber dann musst du wohl oder übel jetzt ein paar weitere Fahrten noch buchen und berichten, um meine Vorfreude-Season auszufüllen.

Ansonsten: ich war im Film Selbst ist die Braut mit Sandra Bullock. Der spielte ja in Sitka. Und im Hintergrund war ein HAL Schiff und das wollte ich mir gerne auch mal ansehen. Vielen Dank für die tollen Anregungen und die tollen Eindrücke für Alaska.

Und vielen Dank auch nochmals für das Bild mit den diversen Sorten Egg Benedicts!!! 7 Nächte = 7 x Frühstück = jeden Tag ein anderes Egg Benedigt.

Gruß
HeinBloed
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von Tinamama »

Hallo Arno,
ich schließe mich HeinBlöd an: Schade, dass du fertig bist! Reiseberichte sind was Schönes, aber dieser war der Interessanteste des Jahres (da will ich auch hin :( ); Auszeichnung mit Sternchen :) !!!
und meine Frau hat - zu Recht - eingeworfen, dass man, wenn man vom Schiff kommt, doch eh das Gefühl hat, dass der Urlaub nun zu Ende geht. Daher haben wir auf ein Nachprogramm verzichtet.
Deine Frau hat Recht, so ist es wirklich. Daran werden wir bei unserer Planung denken. Lieber vorher ein bisschen "ankommen".
Viele Grüße und alles Gute für euch und den "Inhalt" deiner Frau. ;)
Christina
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von cruisefan »

Hallo Arno,

ich hatte ja bereits erwähnt, daß wir uns auch für eine Reise nach Alaska interessieren.

Wieviel muß man denn für einen Hin- und Rückflug nach Vancouver oder Seattle einkalkulieren?
Ich hatte mal interessehalber nach Flügen im Juli 2010 geschaut, war aber dann doch erstaunt,
daß selbst Conder rund € 1.700,-- p-P. für Hin - und Rückflug verlangt.

Gruß aus dem 'Sauerland

Armin
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coke72
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Re: Zurück von der Westerdam

Beitrag von coke72 »

cruisefan hat geschrieben:Hallo Arno,

ich hatte ja bereits erwähnt, daß wir uns auch für eine Reise nach Alaska interessieren.

Wieviel muß man denn für einen Hin- und Rückflug nach Vancouver oder Seattle einkalkulieren?
Ich hatte mal interessehalber nach Flügen im Juli 2010 geschaut, war aber dann doch erstaunt,
daß selbst Conder rund € 1.700,-- p-P. für Hin - und Rückflug verlangt.

Gruß aus dem 'Sauerland

Armin
Hallo Armin,

das scheint mir entweder ein "Normaltarif" zu sein oder der Tarif für einen recht kurzfristig gebuchten Flug. Wir haben einen Direktflug mit Lufthansa von Frankfurt nach Seattle gebucht und dafür rund EUR 550,- ausgegeben. Noch günstiger wäre es mit Delta von Düsseldorf über Atlanta nach Seattle gegangen: EUR 399,-. Dieser Flug dauert mit umsteigen aber fest doppelt so lang wie der Lufthansaflug. Da wir das meiner Frau in der Schwangerschaft nicht zumuten wollten, sind wir lieber direkt geflogen. Ich hatte bei der Buchung der Reise auch nach Flügen nach Vancouver geschaut, da der Abfahrtshafen noch nicht fest stand. Diese lagen bei ca. EUR 700,- bis EUR 750,-. Irgendwann im Sommer gab es dann eine Air Berlin Aktion nach Vancouver. Ich meine, das wäre dann für ca. EUR 300,- hin und zurück gewesen.
Wenn Ihr nach Flügen schaut, achtet auf die Gepäckbestimmungen der Airlines. Bei einer Alaskakreuzfahrt hat man gerne etwas mehr dabei (warme Kleidung, festes und damit schwereres Schuhwerk), so dass bei einigen Gesellschaften schnell Übergepäck anfällt. Lufthansa hat hier zum Beispiel zwei Koffer mit je 23kg je Passagier als Vorgabe. (Achtung: Zwei Koffer mit 10kg und 25kg kosten aber bereits Gebühren!!!)

Viele Grüße
Arno
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