Lange währte der Wunsch, doch einmal eine Flußkreuzfahrt von 'zuhause' zu erleben. Vom 21. 9. - 26. 9. war es dann endlich soweit. Von daheim in 5 Minuten (zu Fuß!) zum Urlaubsort. Und dies war in unserem Fall die MS Swiss Crystal der Reederei Scylla. Morgens hatte ich bereits ausgekundschaftet, wo genau das Schiff an der Mosel liegt. Nachmittags dann per pedes zur Anlegestelle, aber: man hatte zwischenzeitlich 'umgeparkt', also waren noch 500 m zusätzlich zu laufen.
Zum Schiff:
Die MS Swiss Crystal wurde 1995 in Oltenita (Kasko) und Hardinxveld (Innenausbau) gebaut und dann noch einmal 2007 renoviert. Sie gehört damit zu den ältesten Schiffen in der Scylla Flotte. Mit 125 Paxen ein Schiff mittlerer Größe. Vom Bautypus her ähnelt das Schiff sehr den (etwas kleineren) 'Schwesterschiffen' Saxonia und Swiss (jetzt Excellence) Coral. Also kein 'schwimmendes Hotel' wie bei moderneren Neubauten, sondern noch ganz traditionell mit viel Holz und Messing.
Ein Teil des Sonnendecks ist überdacht (dort befinden sich auch 2 Fitnessgeräte) und es gibt einen Whirlpool, der jedoch ausser Betrieb war. Im Unterdeck verfügt das Schiff noch über eine Sauna.
Das Schiff verfügt über keinen Lift, nur über 2 Treppenlifte (von der Rezeption zum Restaurant und zum Sonnendeck). Ungewöhnlich ist, dass man im Unterdeck nicht zum Restaurant durchgehen kann. Man muss erst über eine (relativ steile) Treppe hinauf zur Rezeption, um dann von dort wieder hinunter ins Restaurant zu gehen. Ebenso befindet sich zwischen Nasszelle und Kabine eine relativ hohe Schwelle. Insofern ist das Schiff für stärker gehbehinderte Passagiere nicht zu empfehlen.
Die Kabinengröße schätze ich auf 13-14 qm. Auf älteren Prospektphotos sind noch die seitlichen Klappbetten zu sehen, bei der Renovierung wurden aber anscheinend stattdessen 2 feststehende, getrennte Betten eingebaut. Von der Größe und den Ablageflächen her würde ich die Kabine nur für kürzere und mittlere Fahrtdauern empfehlen, für längere Kreuzfahrten ist der Platz doch etwas zu beengt. Das Kabinenfenster läßt sich im oberen Drittel aufschieben. In der Nasszelle sind WC, Waschbecken und Dusche nebeneinander aufgereiht angebracht. Dies bedeutet leider, dass große Personen nur schräg auf dem WC sitzen können, da der Fussbereich sehr beengt ist. Bei anderen Schiffen habe ich da eine bessere Lösung gesehen: man hat das WC einfach um 90° gedreht und hat so bei gleichem Platzbedarf wesentlich mehr Beinfreiheit.
Das Personal kommt aus Osteuropa, den Niederlanden und Indonesien. Somit war die 'lingua franca' im Personalbereich Englisch. Auch der Reiseleiter kommunizierte auf Englisch mit dem Personal. Und ich dann teilweise auch. Die Crux: Leider scheint das Schiff mehr auf den englischsprachigen Markt ausgerichtet zu sein. Von einem Schiff im deutschen Markt, welches hauptsächlich Passagiere der Generation Ü70 anspricht, erwarte ich eigentlich im Servicebereich (Rezeption, Restaurant) Mitarbeiter, die einigermaßen der deutschen Sprache mächtig sind. Das war hier leider nur sehr begrenzt der Fall.
Das Essen wurde (bis auf 2 Ausnahmen: Empfangsdinner und Kapitänsdinner) in Buffetform serviert. Warum? Keine Ahnung. Servicepersonal zum Servieren war nämlich immer reichlich vorhanden, da hat man nicht gespart. Evtl. hat man ja Zeit gespart. Während sich sonst die Essenszeit erfahrungsgemäß über 1,5 bis teilweise 2 Std. hingezogen hat, war man hier spätestens innerhalb von 1 Std. fertig. Es ging also sehr flott. Zunächst hatte ich Bedenken wegen 'der Schlacht ums Buffet', aber dies lief hier sehr entspannt und ohne lange Schlangen ab. Das Schiff war ja auch nur ca. zu 75% ausgebucht, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Positiv war natürlich, dass man sich am Buffet die Speisen ganz nach eigenen Wünschen und Vorlieben zusammenstellen konnte und nicht auf die Vorauswahl Fleisch/Fisch/Vegetarisch angewiesen war. Sehr positiv hervorheben möchte ich auch die Qualität der Speisen: selten habe ich auf einem Flußkreuzfahrtschiff so gut gegessen. Auch waren alle Obst und Gemüse frisch angerichtet (das Schiff wurde zwischendurch nachbeliefert) und es kam keine Konservenware zum Einsatz.
Teilweise gab es auch Sonderaktionen (z. Bsp. ein bayrisches Abendessen), aber dies wurde nicht gesondert beworben. Insgesamt gesehen war die 'Public Relation in eigener Sache' auf diesem Schiff nur sehr gering ausgeprägt. Das habe ich auf anderen Schiffen schon ganz anders erlebt.
Noch 2 Bilder:


Mein Fazit: die Reederei bewirbt das Schiff mit 4 Sternen. Zur Zeit der Erbauung war dies auch sicher so o.k. Aus meiner Erfahrung würde ich mittlerweile - wenn man sich auch die neueren Entwicklungen im Flussschiffbau anschaut - eine Bewertung mit '3 Sternen Superior' als realistischer ansehen.
Fortsetzung folgt...