249 Euro pro Person für diese kurze Vorweihnachtsreise: Das Angebot mussten wir annehmen.
Das „Reisebüro unseres Vertrauens“ machte die Buchung für „Donau Punsch & Prater“ perfekt. Die Nummer unserer Garantie-Zweibett-Kabine erhielten wir erst auf telefonische Nachfrage am Montag vor der Abfahrt: 138 auf Deck 1 backbord. War ja eine so genannte „Donau spontan“-Reise. Auch um den Namen des Schiffes wurde bis zu diesem Termin ein großes Geheimnis gemacht, obwohl schon Wochen vorher ein Internetreisebüro mit der A-Rosa Mia geworben hatte und die Stadtwerke Passau die „Mia“ für den 16.12. vorgemerkt hatte…
Sollte uns recht sein. Die A-Rosa-Schiffe Mia, Riva, Bella und Donna sind ja baugleich (124.5 m lang über alles / 118,47 Wasserlinie; 14,5 m breit; 100 Doppelkabinen mit etwa 16 qm, davon 42 mit extra Schlafsofaauf Deck 1/unten, 48 Kabinen mit französischem Balkon / Deck 2 und 6 Kabinen auf Deck 3 mit Panoramafenster).
Dier Anfahrt mit der Bahn organisierten wir selbst via Internet (88 Euro für uns beide im ICE 2.Kl.), zwar mit Zugbindung, aber bei A-Rosa hätten wir für eine Person etwa das gleiche bezahlt (ohne Zugbindung). Mit dem ICE 23 (er wurde als zusätzlicher Zug in Nürnberg bereit gestellt, kamen wir kurz nach halb ein Uhr in Passau an. Da die Gepäcklaufbänder an den Bahnsteigen nicht funktionierten, musste ich unseren schweren Koffer selbst tragen (seufz). Der Fußweg vom Bahnhof zur Anlegestelle 14 war kurz: gut zehn Minuten.


Wir gaben unser Gepäck ab und machten uns auf den Weg zum Passauer Christkindlesmarkt am Dom. Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang steuerten wir wieder „Pier 14“ an. Herzliche Begrüßung (Karin bekam eine rote Rose überreicht) durch den HotMan Andreas Stubenrauch, (den, ja, wie übersetzt man Guest Relations Manager?) Stephan Zimmermann, die Purserin Anke Ulisch, den Restaurantchef Sebastian Stöbe und einige Kabinenstewardessen. „Unsere“ heißt Monika und brachte uns zu unserer Kabine; ein Service, den es nicht einmal mehr auf vielen Hochseeschiffen gibt. Das Gepäck stand bereits vor der Tür. Monika erklärte uns die Kabine und den Tagesablauf an Bord. Es war kurz nach 14 Uhr und die Kabine war eine Stunde früher bezugsfertig, als in den Reiseunterlagen angegeben. Das ist ein Service.
Kabine 138 backbord auf dem untersten Deck.


Das Wasser reicht bis knapp unter das große Fenster (120 x 90 cm).

Dort steht auch das Sofabett. Ich möchte nicht darauf schlafen, denn von der Außenwand strahlte unangenehme Kälte nach innen. Sonst war es in der Kabine mollig warm. Wir fühlten uns sofort wie daheim. Ausreichend Platz für alles. Bequeme Betten mit leichten, aber warmen Bettdecken vom Bettenhaus Mühldorfer aus Haidmühle. Einziges Manko: die so genannte Nasszelle, also das Bad, war eiskalt. Vom gefliesten Boden stieg unangenehme Kälte auf. Um es etwas erträglicher zu haben, mussten wir vor dem Gang ins Bad erst einmal die Tür zur Kabine für eine Weile geöffnet halten. Die großzügige Dusche ist mit einer Klapp-Glaswand vom übrigen Raum abgetrennt, aber leider so konstruiert, dass man als etwas Umfangreicherer sich so gerade noch hineinquetschen kann. Die Kabine ist ausgestattet mit einem Korbsessel und Korbstuhl (Imitat; von Lloyd-Loom-Spalding aus Landsberg/Lech), kleinem runden Tisch, Schreibtisch mit drei Schubladen – in einer liegt der Fön -,Telefon und TV(vier Programme; bei Brückenunterquerungen und in den Schleusen war der Empfang unterbrochen), zwei Nachtkästchen mit je 2 Schubladen und Radio (auf Kanal 3 kommen die Borddurchsagen). Die Vorhänge vor dem Fenster sind in einem angenehmen Orange, über dem Doppelbett ein Baldachin, zwei sehr schöne Bilder mit Dünenlandschaften.
Um dem Magen etwas zu tun zu geben, begaben wir uns über die breite Wendeltreppe hinaus auf Deck 3. Dort ist (neben Rezeption, Spa, Bordshop, Lounge, und zwei Bars) das (Buffet-)Restaurant untergebracht. Kleine warme und kalte Speisen erwarteten uns in sehr entspannter Atmosphäre.
Um 15.45 Uhr bot Clemens einen „Rundgang Schiff“, wie es im A-Rosa Journal hieß, an. Wir durften, einer Schafsherde gleich, dem Bordanimateur zu einem kleinen Rundgang über Deck 3 folgen. Nachdem der Navigator sein Schiff zum Drehen etwas stromaufwärts gefahren hatte, ging es um 17.05 Uhr ab Richtung Wien. Eine Viertelstunde später, als im Reiseplan vorgesehen, denn es fehlten vier Gäste. Pech für sie, die Mia fuhr ohne sie ab. Für 17.30 Uhr war die Sicherheitsübung (ohne Schwimmwesten) in der Lounge am Bug der Mia angesagt. Es herrschte drangvolle Enge bei „nur“ 189 Passagieren. Wie wird es wohl sein, wenn das Schiff mit 242 Passagieren voll besetzt ist??? „Entertainer/Discjockey“ Clemens und Gästebetreuer Zimmermann erklärten mit Dias das Schiff und seine Einrichtungen sowie den Ablauf bei Notfällen. Danach wurde die „Sicherheitsübung“ zur Verkaufsschau. Uns wurden die Ausflüge wärmstens ans Herz gelegt, ja, natürlich auch die Angebote aus dem Bordshop (zum Saisonende unschlagbar günstig…..) Dann kam der Auftritt von Elisa und David , die den Spa-Bereich betreuen. Es war schon längst dunkel, von der Landschaft war nichts zu sehen. Klar, zu dieser Jahreszeit. Im Programm stand „Abendessen zwischen 18.30 und 20.30 Uhr“. Auf zu den Fleischtöpfen. Vorbei an Bordshop und Bar kommt man ins Restaurant.

Links und rechts Vierer-, Zweier- und runde Sechser-Tische. Leicht abgegrenzt die Day-Lounge direkt hinter der kleinen Bar, die zu den Essenszeiten zum Marktrestaurant mutiert. Man fühlt sich fast im Erste-Klasse-Restaurant auf den Polstersesseln an den vier runden Sechser-Tischen, einigen Zweier- und einem Vierer-Tisch.
Das erste Abendbuffet war eine große Enttäuschung. Zwar wurde immer sofort nachgelegt, wenn eine Schüssel fast leer war, aber von Vielfalt war nichts zu spüren. Das Salatangebot: eine Katastrophe. Die zu den Speisen korrespondierenden Beilagen wild verstreut und so gar nicht harmonierend. Das wiederholte sich dann am nächsten Tag mittags und abends sowie am dritten Tag mittags. Abends dann unter dem Motto „Ungarisch“ „Hummer mit Flusskrebsen“, wobei das Hummerfleisch , klein geschnitten, von Krebsscheren umlegt war. Die angebotenen Soßen (irgendwo anders bereit gestellt, passten nicht wirklich dazu. Neben dem Hummer dünn geschnittene, rosa gebratene Entenbrust und eine ungarische Salamiplatte. Der „Show-Koch“ zelebrierte am Buffet gebratene Gänseleber (die wirklich gut schmeckte), gefüllte Putenbrust, Wildragout und Kartoffelgoulasch. Über das Nachspeisenangebot lohnt es nicht, zu schreiben…

Bleibt mir nur noch, das Frühstücksangebot zu beschreiben. Das Beste daran war das Brotsortiment (das A-Rosa Vitaly Brot zum Preis von Euro 2,90 wurde zum Mitnehmen angeboten). Neben den Dosenmarmeladen gab es auch verschiedene offene Sorten, ein mageres Käse- und noch magereres Wurstangebot. Die Vier-Minuten-Eier waren immer „auf den Punkt“ weich. Das schaffe nicht mal ich daheim. Der „Show-Koch“ bereitete Eierspeisen auf Wunsch zu: so auch Omelette in verschiedenen Variationen. Lachs, wie es ihn auf jedem Zwei-Sterne-Schiff gibt, suchte man vergebens, ebenso wie geräucherten Fisch (ja, manche mögen so etwas zum Frühstück). Joghurt war OK, nur der Obstsalat stand arg weit weg bei den Cerealien (sehr gute Auswahl) und schmeckte nach Dose. An frischem Obst wurde nur aufgeschnittene Melone in drei Varianten sowie Ananas serviert.
Freitag auf dem Weg nach Wien: die Donau spiegelglatt, die Sonne schien …und wir durften nicht aufs Sonnendeck. Zu viel Schnee und Eis. Eine Frau mittleren Alters wollte partout hinauf und musste fast mit Gewalt daran gehindert werden. Das sei doch schließlich im Reisepreis enthalten, schmollte sie. Gegen 14 Uhr legte die A-Rosa Mia am Handelskai (Anleger 3) in unmittelbarer Nähe zur Reichsbrücke an. Von dort waren es nur noch gefühlte fünf Minuten bis zur U-Bahn-Station Vorgartenstraße (gut ausgeschildert). Dort kauften wir uns jeder ein 24h-Ticket (5,70 Euro) für beliebig viele Fahrten mit U-Bahn, Bus oder Tram. Die Linie 1 brachte uns nach einer Station zum Praterstern, wo wir in die Linie 2 umstiegen. Nach weiteren vier Stationen hatten wir unser Ziel, das Rathaus erreicht. Auf dem Platz zwischen Rathaus und Burgtheater erwartete uns ein in zauberhaftes Licht versetzter Weihnachtsmarkt mit in den Bäumen hängenden bunten Lampions und Sternen. Hat uns irgendwie besser gefallen, als der berühmte Nürnberger Christkindlesmarkt. Nach einem Becher Schoko-Cocos-Rum-Punsch (lecker) fuhren wir mit der U-Bahn wieder zum Praterstern, um dort vom Riesenrad aus das Wiener Lichtermeer zu betrachten. Nach leider nur einer Umrundung zum stolzen Preis von Euro 8,50 pro Person hieß es wieder „Aussteigen“. Die Linie 1 kam nach gut einer Minute und wenig später waren wir wieder an Bord der Mia.

Leicht durchgefroren, zogen wir uns auf der Kabine aus, die Bademäntel an und dann nichts wie hin zur Sauna. Es gibt zwei auf der Mia: die Finnische und die Dampfsauna. Sie liegt direkt an Backbord mit großen Fenstern zum Fluss. Ja, es gibt Jalousien – und die waren unten, aber nicht ganz geschlossen. So konnten wir von der Sauna aus die vom Busausflug zurück gekehrten Passagiere beobachten. Leider ist die Sauna nicht gerade groß. Als wir eintraten, kamen und gerade zwei Damen entgegen, die ihren Saunagang beendet hatten. Leider nur für kurze Zeit waren wir allein und konnten uns austrecken. Dann kam ein älterer Herr, der sich ganz nach hinten verzog und dann noch zwei junge Damen, denen ich Platz machen musste. Aus war´s mit der Gemütlichkeit, es wurde eng. Also raus aus der Sauna und unter die Dusche. Im A-Rosa-Prospekt wird sie als „Erlebnisdusche“ bezeichnet, und das war sie wirklich. Von allen Seiten kam das Wasser, mal zu heiß, mal zu kalt; und nirgends ein e Gebrauchsanweisung für das komplizierte Ding. Karin gab nach wenigen Minuten entnervt auf. Wir benutzten dann die Dusche auf unserer Kabine und das Bett als Ruheliege.
Zu Beginn des Textes hatte ich erwähnt, dass die weiblichen Passgiere vom HotMan eine rote Rose überreicht bekamen. Als wir vom Wien-Ausflug zurück auf die Kabine kamen, war sie weg, die Rose. Entsorgt. Ohne dass wir gefragt wurden. Einfach so wurde Karin das Geschenk wieder weg genommen. Kein feiner Zug von A-Rosa.
Der Rest ist schnell erzählt. Mit Verspätung kamen wir am Samstag in Linz an. Den ganzen Tag über begleitete uns ein strahlend blauer Himmel, die Sonne gab ihr Bestes, aber das Sonnendeck blieb uns verschlossen. Was den Liegeplatz betraf, war uns das Glück wieder holt. Direkt unterhalb des Schlosses legte die Mia an. Ein paar Schritte über die Straße, eine Gasse hinauf, dann hundert Meter links: wir standen auf dem Hauptplatz. Glühweinduft schlug uns entgegen. Wir hatten den Linzer Christkind-Markt erreicht. Hübsche Buden mit attraktiven Angeboten: Schmuck für Sie und Ihn, Weihnachtsdekoration, Schals und Mützen, Schnitzkunst, Bilder … und natürlich all überall Buden mit Punsch und Co., Bratwürsten und „Auszog´nen“ (Schmalzgebäck). Entlang der Landstraße (Achtung: hier fährt die weiße Tram im Minutentakt ganz dicht an den Fußgängern vorbei) drängten wir uns durch hastende Einkäufer an den bunt geschmückten Geschäften vorbei. Eine sehr beeindruckende Kulisse.
Und dann war unsere Fahrt auf der A-Rosa Mia „Donau Punsch & Prater“ auch schon vorbei. Immer wieder durch turbinenartigen Lärm geweckt, der mich an den heimischen Stausauger erinnerte, durchwachte ich eine laute Nacht. Entsprechend gelaunt war ich, als um 6 Uhr der Wecker unerbittlich zum Aufstehen mahnte. Das letzte Frühstück an Bord, gewohnt frugal, der letzte Blick in den Safe (alles herausgeholt? )alle Schubladen, den Schrank und das Bad ; alles eingepackt. Der Koffer war bereits nahe der Rezeption bereit gestellt und dann mit einem Kleinbus zum Bahnhof gebracht worden, warteten wir auf die Durchsage für den Bustransfer. Mittlerweile war das Schneetreiben immer heftiger geworden. Man sah kaum die Hand vor Augen. Aber zum Bus waren es nur ein paar Schritte. Am Bahnsteig 1 suchten wir unseren Koffer, hievten ihn die Stufen hinab und zum Bahnsteig 2 wieder hinauf (die Gepäckbänder streikten immer noch; wohl ein Dauerzustand) und warteten auf unseren ICE. Der kam (bei diesem Sauwetter sehr erstaunlich) überpünktlich in Passau an. Bequeme Plätze für die nächsten zweieinhalb Stunden bis Nürnberg. Der Bahnhof ist schon etwas moderner. Auf Rolltreppen hinab und wieder hinauf zum neuen S-Bahn-Gleis nach Fürth.
Schönes Schiff, schöne Route, das passende Weihnachtswetter …. wenn die Verpflegung auch so gewesen wäre, wir wären rundum zufrieden gewesen.
Und hier die Ansicht zum Heck hin:

Nachtrag: Die A-Rosa-Riva hat sich zur Überwinterung bereits in den Hafen von Linz zurückgezogen. Die drei anderen kommen im Januar dazu.